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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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lassen Sie sich nicht zu leicht von Ihren Zielen abbringen, das könnte Probleme verursachen. Ihre Gesundheit sollten Sie in der nächsten Zeit etwas mehr schonen, Sie brauchen Ihre Power. Gesunde Ernährung, viel Ruhe und möglichst viel Schlaf sind jetzt wichtig, um weiterhin fit zu bleiben.
     
    Na? Könnten Sie sofort sagen, ob dies ein Horoskop für Jungfrauen, Löwen, Stiere oder Wassermänner ist? Oder trifft das zufällig auch auf Ihre Lebenssituation zu? So zufällig wäre das gar nicht. Es ist vielmehr das trickreiche Spiel mit dem Barnum-Effekt, der Leichtgläubigkeit der Menschen und ihrer Sehnsucht, etwas Passendes über sich zu erfahren. Jedes Mal, wenn man Ihnen solche Allgemeinplätze serviert, sollten Sie lieber skeptisch werden und dem spontanen Zustimmungsreiz widerstehen. Wie wenn Ihnen die Verkäuferin sagt: »Also
Sie
können das tragen!«

D ER WALKMAN-EFFEKT
    Warum wir Musik so gerne über Kopfhörer hören
    Es lässt sich nicht genau sagen. Beim besten Willen nicht. Bis heute hüllt sich der Nebel der Ungewissheit um die offenbar kaum gestellte Frage, wer eigentlich die ersten Kopfhörer erfundenhat. Jedenfalls gibt es die Dinger, seit es Telefone und Radios gibt. Im Grunde hat man zu Beginn der Radioepoche sogar nur über Kopfhörer den Sendern gelauscht, weshalb einige Leute heute davon ausgehen, dass der Amerikaner Nathaniel Baldwin der Erfinder der Schallwandler ist, wie Kopfhörer in der Fachsprache heißen. Baldwin besaß seinerzeit eine Radio Company in Salt Lake City und brachte 1910 seine »Baldy Phones« auf den Markt. Die wollte zunächst keiner haben. Erst nachdem die U S-Armee zum Ende des Ersten Weltkriegs 100   Stück davon geordert hatte, schoss die Nachfrage in die Höhe. Der Mormone Baldwin verdiente mit seiner Erfindung schon bald Millionen, 1922 gab es bereits über 200   000   Bestellungen für seine Kopfhörer. Allerdings hielt der Erfolg nicht lange an: 1924 ging Baldwin bankrott.
    Den eigentlichen Durchbruch erlebten die Kopfhörer ohnehin erst gut ein halbes Jahrhundert später. Es war um das Jahr 1979, als Akio Morita, der damalige Chef der Sony Corporation, gegen den Widerstand nahezu aller Fachleute seines Konzerns ein handliches Musikabspielgerät für Kassetten entwickeln und in Rekordzeit zur Serienreife bringen ließ: den Walkman. Mit einem Mal konnte man Musik überall mit hinnehmen und dank der kleinen, leichten Kopfhörer auch noch laut anhören, ohne seine Umwelt dabei über die Maßen zu stören. Im ersten Jahr wurden 60   000   Stück produziert   – 1989 lag der Absatz schon bei 50   Millionen. Ob Jogger im Park, Fahrradkuriere in den Straßen oder Berufspendler in Bussen und Bahnen   – überall begegneten einem auf einmal Menschen mit den Kopfklammern, abgeschirmt von der akustischen Außenwelt und eingehüllt in den Kokon ihrer Intimsphäre. Als der ›Spiegel‹ am 8.   Juni 1981 unter der Überschrift »High und fidel« über den Walkman-Boom berichtete, versäumte der Autor bei aller Euphorie nicht, auf ein paar Tücken des Geräts hinzuweisen: Besonders auf Straßen und Skipisten drohten Gefahren, wenn die Verkehrsteilnehmer akustische Warnsignale nicht mehr wahrnähmen, und sogar auf die Seele hätte der Minikassettenspieler einen schlechten Einfluss   – Psychologen befürchteten, dass dadurch »auch dieletzten Reste zwischenmenschlicher Kommunikation absterben könnten«, ließ der Verfasser durchblicken.
    Nun, ganz so schlimm ist es nicht gekommen. Dennoch eröffnete der Walkman einen Massenmarkt und veränderte seitdem gewaltig die Art, wie wir Musik hören   – auch wenn er inzwischen längst von einem anderen Hersteller und Produkt beerbt wurde: durch Apples iPod und iPhone.
    Zwar sind Menschen unterschiedlich anfällig für Ohrwürmer , aber jeder hatte schon mal einen, wie James Kellaris von der Universität von Cincinnati nachwies. Das
Klebelied
, wie es die Amerikaner und Spanier nennen (Brasilianer:
Ohrkaugummi
, Franzosen:
Ohrenbohrer
), ist lästig und anhänglicher als Kaugummi an der Schuhsohle. Philip Beaman und Tim Williams von der School of Psychology and Clinical Language Sciences befragten deshalb 103   Probanden im Alter zwischen 15 und 57   Jahren, wie man Ohrwürmer wieder loswird. Einige hörten sich dazu gezielt ein anderes Lied an, andere lenkten sich mit Arbeit ab, und zwei versuchten es mit Alkohol. Das Resultat war jedoch stets dasselbe: Es wurde nur noch schlimmer. Einzig hilfreich, so das Forscher

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