Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
Werbeunterbrechungen, S B-Märkte , Windows Vista, Tomaten-Mozzarella-Eis, aus Raider wird Twix, Heckspoiler, Arschgeweihe, die Schlauchbootlippen von Chiara Ohoven. Oder auch Streugranulat. Sie erinnern sich? Zuerst wurde im Winter kräftig gesalzt, um Gehwege eisfrei zu machen. Auf manchen Hauptverkehrsstraßen wurden dabei bis zu eineinhalb Kilogramm Salz pro Quadratmeter aufgeboten. Doch das Tauwerk entpuppte sich bald als Pyrrhus-Sieg: Im Frühling starben die Pflanzen, Gebäude und Brücken verschlissen im Solebad schneller und selbst Seen wie der oberbayerische Schliersee wiesen auf einmal einen Salzwassergehalt auf, der dem des Atlantik verdächtig nahekam. Es lässt sich nicht genau datieren, wann die Städte deshalb von Streusalz auf Splitt, Granulat oder Sand umstiegen, um die winterliche Rutschpartie zu stoppen. Doch nach dem erneuten Abtauen kam alles noch viel schlimmer: Die Gehwege waren verschlammt, Splitt und Sand verstopften die Kanalisation, und die Kosten für die Straßenreinigung und Kanalreparaturen wirkten wie Streusalz in die Wunden der ohnehin klammen Kommunalkassen. In einigen Städten herrscht deshalb heute wieder striktes Granulatverbot, es darf ausschließlich gesalzt werden.
Falls Sie sich nun fragen, warum man das ausgerechnet Kobra-Effekt nennt: Seinen Namen bezieht das Phänomen der außerplanmäßigen Eskalation aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft in Indien. Damals herrschte im Land eine fürchterliche Schlangenplage, woraufhin der britische Gouverneur ein Kopfgeld auf jede erlegte Kobra aussetzte. Zunächst ging das gut: Die Inder begaben sich auf Schlangenjagd, deren Zahl dezimierte sich rapide. Bis einige pfiffige Geschäftemacher erkannten (Effekt Nummer eins), dass es durchaus lukrativ ist, die Kobras erst zu züchten, um sie anschließend zu enthaupten und abzukassieren. Natürlich sprach sich die Abzocke rasch herum,sodass einige Inder recht zügig zu einer ansehnlichen Stange Geld kamen. Doch dann flog der Trick auf, und die Prämie wurde sofort wieder abgeschafft. Zweiter Effekt: Kobrazüchten lohnte nicht mehr. Da die Viecher nicht schmeckten, ließen die Züchter alle Kobras, die sie noch nicht geköpft hatten, frei. Und das waren nicht gerade wenige. So kam es, wie es kommen musste: Es gab eine erneute Schlangenplage – nur war die noch schlimmer als die erste. Voilà, der Effekt hatte seinen Namen.
M URPHY’S LAW
Wieso alles schiefgeht, was schiefgehen kann
Der amerikanische Ingenieur John Paul Stapp war ein mutiger Mann. 1949 wollte die amerikanische Luftwaffe mithilfe eines raketenbetriebenen Schlittens herausfinden, welche Beschleunigungskräfte der menschliche Körper so eben noch verkraften kann. Stapp stellte sich für das Experiment freiwillig zur Verfügung. Doch bevor es losging, sollten an Stapps Gefährt 15 Sensoren befestigt werden, die ein Ingenieur namens Edward Murphy entwickelt hatte. Dummerweise wurden die Messgeräte falsch montiert – und der Versuch schlug fehl. Als John Stapp einige Tage später eine Pressekonferenz abhielt, gestand er, wenn auch peinlich berührt, die Versäumnisse ein. Jedoch nicht ohne seinen frustrierten Ingenieur Murphy zu erwähnen, dessen resignierte Reaktion auf den gescheiterten Versuch gelautet haben soll: »Wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es schief.« Heute besser bekannt als: Murphy’s Law.
Neben dem Grundgesetz handelt es sich hierbei um das bekannteste Gesetz hierzulande – allein die deutsche Version der Suchmaschine Google findet knapp vier Millionen Einträge mit Verweis auf Murphy’s Law. Ursache dafür ist aber nicht nur dieschöne Entstehungsgeschichte – es sind vor allem die zahlreichen Folgegesetze, die der U S-Autor Arthur Bloch erstmals 1978 in seinem Buch ›Murphy’s Law and Other Reasons Why Things Go Wrong‹ zusammengetragen hat. Das war übrigens kein Fehlschlag: Das Buch erschien bisher in 30 Ländern und wurde in 27 Sprachen übersetzt. Die populärsten neun Erweiterungen daraus lauten:
1. Nichts ist so einfach, wie es aussieht.
2. Alles dauert länger, als man glaubt.
3. Wenn mehrere Dinge schiefgehen können, geht ausgerechnet das schief, welches den größten Schaden verursacht.
4. Wenn etwas theoretisch nur auf vier Arten schiefgehen kann, die man tunlichst verhindert, taucht auf einmal eine fünfte Alternative auf.
5. Wenn man die Dinge sich selbst überlässt, wird alles nur schlimmer.
6. Wenn Sie etwas vorhaben,
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