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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die so gewonnenen Sympathien allerdings nicht gleich wieder verspielen, kommt es auf den richtigen Umgang mit dem Fauxpas an. Komplett verkehrt wäre es beispielsweise, Souveränität zu simulieren oder in Hektik zu verfallen. Sätze wie »Oh nein, wie peinlich!« oder »War ich das? Kann nicht sein« gehören auf den geistigen Index. Matthias Nöllke, Autor des Buchs ›Peinliche Situationen meistern‹, hat uns auf Rückfrage stattdessen zu folgenden Reaktionen geraten:
     
    1.   Schweigen. Sagen Sie jetzt nichts. Nicht einmal, wenn der andere tobt, weil Sie ihn brüskiert haben. Jede Rechtfertigungerhöht nur die Peinlichkeit. Gewinnen Sie lieber die Souveränität zurück. Auch wenn Sie dumm gefallen sind, machen Sie sich nicht zum Clown   – Selbstironie im Übermaß lässt Sie nur wie eine Witzfigur aussehen. Zunächst gilt es, die erste Welle der Peinlichkeit abebben zu lassen.
    2.   Entschuldigen. Der Trick mit dem Loch im Erdboden funktioniert nur in unseren Wunschträumen. Daher sollten Sie ruhig zugeben, dass Ihnen Ihr Missgeschick peinlich ist, und sich dafür entschuldigen. Ohne viel Blabla drum herum.
    3.   Wiedergutmachen. Haben Sie beim Einparken einen Kratzer in einem anderen Auto hinterlassen? Ihrem Sitznachbarn im Zug Kaffee über die Hose geschüttet? Dann bieten Sie nach der Entschuldigung an, die Schäden via Versicherung zu begleichen oder die Reinigung zu übernehmen.
     
    Nicht zuletzt kann man es auch so sehen: Wer einen ausgemachten Vollkommenheitsfimmel pflegt, sieht die Welt am Ende nur noch in Schwarz und Weiß. Wie eintönig! Dabei lässt sich gerade in den Grauzonen, wo kleinere Mängel gedeihen, wunderbar lernen und wachsen. Denn oft ist es ja so, dass unsere Fehler uns die besten Lektionen erteilen.

D ER UNDERDOG-EFFEKT
    Warum unser Herz für Außenseiter schlägt
    Fußballfans sind leidensfähig, sehr sogar. Die Anhänger des 1.   FC Köln wissen das nur allzu gut. Über 30   Jahre ist es her, dass der Verein Deutscher Meister wurde. Zwischenzeitlich ist der Club gar zur Fahrstuhlmannschaft avanciert: erste Liga, zweite Liga, erste Liga, zweite Liga. Ein ständiges Auf und Ab   – auch emotional. Nun wäre es ein Leichtes, sich zumindest mental nach Barcelona,Mailand oder Manchester zu verabschieden. Es ist wesentlich unterhaltsamer und auch weniger nervenaufreibend, eine Mannschaft mit gewissermaßen eingebautem Sieger-Gen anzufeuern. Sollte man meinen. Stimmt aber nicht.
    Gar nicht selten drücken wir viel lieber einem vermeintlichen Verlierer die Daumen   – und das nicht nur im Sport, sondern etwa auch bei politischen Wahlen. Psychologen sprechen dabei vom Underdog-Effekt. Beim
David-Goliath-Effekt
wiederum handelt es sich eher um eine Art Abwehrreaktion gegenüber einer allzu penetranten Werbung oder einem allzu aufdringlichen Verkäufer. Sobald der versucht, uns zu beeinflussen, indem er die Konkurrenzprodukte besonders schlechtmacht, werden diese für viele Menschen erst recht attraktiv. Die Verbraucher entscheiden sich dann aus Trotz, aus Solidarität oder einer Art Schutzinstinkt heraus lieber für den kleinen David, statt für den mit schlecht inszenierter und reichlich manipulativer Verkaufsmasche aufgedrängten Goliath. Beim Underdog-Effekt liegt die Sache etwas anders. Der hat eher etwas mit Kalkül als mit Trotz zu tun.
    1992 veröffentlichte Edward Hirt von der Indiana-Universität eine inzwischen berühmte Studie dazu. Für seine Experimente hatte er 167 basketballbegeisterte Studenten gewonnen. Zunächst schien alles wie üblich. War ihre bevorzugte Mannschaft siegreich, steigerte das ihr Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, mehr noch: Die Betroffenen glaubten sogar, auf das andere Geschlecht attraktiver zu wirken. Wenn ihr Lieblingsteam jedoch verlor, waren die Probanden emotional am Boden   – und irgendwo in der Lache aus Bier, Tränen und Frust trieb auch ihr Selbstwertgefühl in den Rinnstein.
    Genau das ist das Dilemma, in dem jeder steckt, der auf Favoriten setzt: Im Erfolgsfall kann man zwar jubilieren und triumphieren, geht die Sache aber schlecht aus, ist es aus mit der Herrlichkeit und der Seelenfriede rauscht vom Olymp in den Hades.
    Wer dagegen für den Außenseiter und vermeintlichen Verlierer, eben den Underdog, fiebert, hat die Niederlage praktisch schon einkalkuliert. Deshalb kann man mit der Lusche nur gewinnen:Jeder Sieg ist eine gewaltige Überraschung, die das Ego aufpumpt wie einen Heißluftballon. Und zum Beispiel bei

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