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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zusammen. Zwei Jahre später allerdings stellte er seine sportlichen Ambitionen wegen zunehmender Beanspruchung schon wieder ein   – und nahm genauso prompt wie sichtbar wieder zu. Typisch für den Jo-Jo-Effekt.
    Jeder, der schon einmal eine Diät versucht und auch geschafft hat, kennt das Phänomen: Kaum sind die Kilos runter, kommensie auch schon wieder. Genau so wie ein Jo-Jo eben. Das allerdings ist nicht nur äußerst lästig, sondern sogar gefährlich   – und zwar für Körper und Seele. Eine Studie vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung aus dem Jahr 2005 mit mehr als 27   000   Teilnehmern ergab: Opfer des Jo-Jo-Effekts litten nicht nur öfter unter zu hohem Blutdruck als solche mit stabilem Gewicht, sondern auch stärker als jene, die zuvor in kleinen, aber feinen Schritten abgenommen hatten.
    Überdies ist der Jo-Jo-Effekt Gift für das Selbstbewusstsein. Die Betroffenen erleben einen Kontrollverlust, werden von Versagensängsten geplagt und manche werden darüber sogar depressiv. Was sich dagegen tun lässt? Leider enthält die einschlägige Literatur neben viel Blabla nur einen sinnvollen Rat, der aber schrecklich nach Binsenweisheit klingt: Finger weg von Nulldiäten! Wer abnehmen will, sollte dies moderat angehen, sich konstant und gesund ernähren und regelmäßig bewegen. Es müssen ja nicht gleich 30   Kilo in zwölf Monaten sein.

D ER ROSETO-EFFEKT
    Wie wir unser Leben verlängern können
    Stewart Wolf traute seinen Ohren nicht. Die Geschichte klang zu seltsam, um wahr zu sein. Ende der Fünfzigerjahre hielt der Mediziner von der Universität von Oklahoma einen Vortrag in der Nähe seines Sommersitzes in Pennsylvania. Eine Ärztevereinigung hatte ihn dorthin eingeladen, nach seinem Vortrag ging er noch mit ein paar Kollegen essen. Und einer davon erzählte ihm folgende Geschichte: Seit 17   Jahren praktiziere er schon in der Gegend, in einem kleinen Dorf namens Roseto. Doch kaum einer der Bewohner unter 65 leide an einer Herzerkrankung. Alle kerngesund. Nicht mal ein arhythmisches Zucken im Muskel.
    Nun muss man wissen, dass Herzleiden zu der Zeit eine Volkskrankheit waren   – die häufigste Todesursache bei Männern unter 65.   Dass in einem ganzen Dorf keiner daran erkrankte, schien Stewart Wolf mehr als ungewöhnlich, wenn nicht gar frei erfunden. Also entschied er sich dazu, sich das wundersame Dörfchen Roseto einmal näher anzusehen. 1961 machte er sich gemeinsam mit Studenten und Kollegen auf den Weg und studierte zunächst die Totenscheine der Bewohner. Voller Akribie werteten er und sein Team die Archive örtlicher Arztpraxen aus, sie rekonstruierten Familienstammbäume und luden die gesamte Bevölkerung von Roseto zu Untersuchungen ein. Das Ergebnis war verblüffend: Kaum jemand unter 55 war dort je an einem Herzinfarkt gestorben oder wies Anzeichen einer Herzerkrankung auf. Bei Männern über 65 lag die Zahl der tödlichen Koronarerkrankungen um die Hälfte niedriger als im Rest des Landes. Mehr noch: Die Todesrate sämtlicher untersuchter Krankheiten war in Roseto bis zu 35   Prozent niedriger als im amerikanischen Landesdurchschnitt. Es gab keine Selbstmorde, keinen Alkoholismus, keine Drogenabhängigkeit, kaum Verbrechen, keine Sozialhilfe, keine Magengeschwüre. Es schien, als seien die Einwohner Rosetos nicht von dieser Welt, ausgestattet mit übernatürlichen Kräften. Was war ihr Geheimnis?
    Stewart Wolf suchte nach der Nadel im Heuhaufen. Doch weder ernährten sich die Einwohner besonders gesund (im Gegenteil), noch verschmähten sie Zigaretten (viele waren sogar starke Raucher). Und einen optimalen Body-Mass-Index hatten sie schon gar nicht (das Gros hatte Übergewicht). Worauf also gründete sich ihre rätselhafte Gesundheit? Nirgends fand Wolf Hinweise. Bis er eines Tages auf die Idee kam, ihr Sozialverhalten zu beobachten. Und   – bingo!   – das war es: Die Menschen in Roseto lebten in großer Harmonie. Oft wohnten bis zu drei Generationen unter einem Dach, die Einwohner engagierten sich in verschiedenen Vereinen, sie spielten zusammen, feierten gemeinsam, unterhielten sich auf der Straße und beim Essen angeregt miteinander   – frei von Missgunst und Materialismus.Genau diese spezielle Form des Zusammenlebens bildete den Ursprung ihrer Vitalenergie und Widerstandskraft gegen das Alter.
    Wolf hat seine Forschungsergebnisse über den sogenannten Roseto-Effekt seitdem in mehreren Aufsätzen und Büchern zusammengefasst   – und damit zugleich

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