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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ihrerseits die Türen, woraufhin die Aufseher mit Feuerlöschern eisiges Kohlendioxid in die Zellen sprühten. Schließlich nahmen sie den Gefangenen die Kleidung und ihre Betten weg und verweigerten ihnen nach 22   Uhr den Gang zur Toilette. Man kann sagen, sie labten sich regelrecht an ihrer grausamen Schikane und kannten kaum noch Grenzen, sodass Zimbardo das Experiment nach wenigen Tagen abbrechen musste.
    Zimbardo, der heute ebenso wie sein »Stanford Prison Experiment« eine Psychologie-Legende ist, fasste seine Erlebnisse und Beobachtungen 2007 in einem Buch zusammen. Der Titel: ›Der Luzifer-Effekt‹. Wissenschaftlich nüchtern, aber nicht frei von Emotionen beschreibt der Sozialpsychologe den wohl heimtückischsten Defekt der menschlichen Seele: Das Böse steckt in jedem von uns   – es liegt an unserer Umgebung, an der Macht, die uns zuteil wird, ob es ans Tageslicht kommt oder nicht. Wie leicht es ist, dass bislang unbescholtene Bürger zu kaltblütigen Vollstreckern mutieren, die selbst vor Gräueltaten nicht zurückschrecken, hat die Geschichte immer wieder gezeigt. Sei es in besonders perfidem Ausmaß in der deutschen N S-Vergangen heit oder erst jüngst bei den Entgleisungen in dem inzwischen berüchtigten Abu-Ghraib-Gefängnis in Bagdad, in dem U S-Sol daten ihre irakischen Gefangenen auf sadistische Weise quälten.Dem Luzifer-Effekt zu entgehen, ist nicht leicht. Aber eine Methode ist zumindest, sich dessen Existenz stets bewusst zu machen und niemals zu vergessen, dass Macht nur geliehen ist und die Würde des Menschen unantastbar.
    DER KEKSTEST
    Das Sprichwort
Gib einem Menschen Macht, und du erkennst seinen wahren Charakter
stimmt, unterschlägt aber die zweite Wahrheit: Macht kann nicht nur manchen Schokobezug von Persönlichkeiten abblättern lassen, sondern Menschen regelrecht mies machen. Die US Psychologin Deborah Gruenfeld von der Stanford Universität forscht bereits seit einigen Jahren auf diesem Feld und fand unter anderem heraus, dass drei Dinge passieren, wenn Menschen mächtig werden: Viele fokussieren sich a) mehr auf die Befriedigung eigener Bedürfnisse; sie kümmern sich b) weniger um die Bedürfnisse ihrer Untergebenen, und sie halten sich c) selbst immer weniger an die Regeln, deren Einhaltung sie von allen anderen erwarten. Sobald jemand Macht über andere bekommt, fängt er oder sie an, später zum Meeting zu kommen, andere zu unterbrechen und bei Tisch laut zu schmatzen.
    Eines der entlarvendsten Experimente Gruenfelds ist der sogenannte Kekstest. Für den Versuch bildete die Wissenschaftlerin mehrere Gruppen zu je drei Studenten, die über kontroverse Themen diskutieren sollten. Einer der Probanden wurde per Los dazu bestimmt, die Argumente der Kommilitonen hinterher zu beurteilen. Man könnte auch sagen, er bekam einen Fetzen Macht zugespielt. Was passierte, beeindruckte selbst die abgeklärte Psychologin: Als das Trio zur Abschlussrunde wie zufällig einen Teller mit fünf Keksen gereicht bekam, griffen die zuvor Ermächtigten häufiger und ungenierter zu, kauten mit offenem Mund und hatten nicht einmal Skrupel, den Tisch zu bekrümeln. Schon das kleine bisschen Macht reichte aus, um sie ihre Manieren vergessen zu lassen und sich wie selbstverständlich einen größeren Anteil zu nehmen, der ihnen als Machtperson vermeintlich zustand. Man könnte auch sagen: Sie mutierten zu sprichwörtlichen Krümelmonstern.
     

DER JO-JO-EFFEKT
    Warum wir nach einer Diät wieder zunehmen
    Zum Beispiel Reiner »Calli« Calmund. Der schwergewichtige Ex-Manager des Fußballvereins Bayer Leverkusen fasste sich im Jahr 2008 ein Herz und beschloss, ein paar Pfunde zu verlieren. Genauer gesagt, 30   Kilo in zwölf Monaten. Nicht wenige könnten sich hinter einem Bambus verstecken, wenn sie so viel abnähmen. Der gebürtige Brühler Fußballfunktionär aber wog zu dem Zeitpunkt 163   Kilo. Doch schon im Mai 2009 hatte er es geschafft, die Pfunde purzelten, und Calmund lief sogar einen Halbmarathon. Sein neues Gewicht konnte er bis heute einigermaßen halten.
    Einem anderen prominenten Marathonläufer ist das weniger gut gelungen. Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer vollzog während seiner Amtszeit eine Metamorphose vom »wandelnden Fass« zum laufenden Asketen. Mit Hilfe des Trainers Herbert Steffny nahm er 40   Kilo ab und lief erfolgreich bei drei Marathonläufen mit. Seine Erfahrungen fasste Fischer im Jahr 2000 in dem Bestseller ›Mein langer Lauf zu mir selbst‹

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