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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Überhaupt: Warum verlieben wir uns eigentlich?

    Macht Liebe wirklich blind? Und was sorgt für eine glückliche Beziehung? Solche Fragen begleiten uns ein Leben lang   – vom ersten »Willst du mit mir gehen?«-Zettel in der Grundschule über hormonelles Störfeuer in der Pubertät bis hin zur ersten großen Liebe, der Traumhochzeit und der Albtraum-Scheidung. Für die meisten Deutschen gehört eine stablie Ehe oder Partnerschaft zum ultimativen Lebensglück   – mehr noch als Erfolg im Job, ein prall gefülltes Bankkonto oder ein schnittiger Sportwagen in der Garage. Egal, welcher Kultur und Religion jemand angehört: Unter einem Traumpartner stellen sich alle jemanden vor, der vor allem treu und fürsorglich ist. Oder wie der französische Schriftsteller Victor Hugo einst sinnierte: »Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst.« Doch damit tun wir uns immer schwerer. Die Zahl der Eheschließungen ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, gleichzeitig hat sich die Zahl der Scheidungen fast verdreifacht. Lieben und geliebt werden   – das wollen wir alle. Doch beherrschen die Kunst nur wenige. Dafür liefern die nächsten Seiten einiges an Aufklärung.

DER MICHELANGELO-EFFEKT
    Warum Partner die bessernde Hälfte sind
    Mögen Sie sich? Also so, wie Sie sind? Den meisten von uns   – Narzissten mal ausgeschlossen   – wird eine uneingeschränkt positive Antwort nicht leichtfallen. Die eine wäre gerne schlanker, der andere lieber muskulöser. Der eine ist unzufrieden, weil er keinen Partner hat, die andere ist unzufrieden, weil sie diesen Partner hat. Kein Leben ist eben perfekt. Wir alle haben unsere unerfüllten Ziele, Wünsche, Träume. Oder zumindest eine grobe Vorstellung davon, in welche Richtung wir uns gerne entwickeln würden. Frei nach dem Motto des Schriftstellers Ödön von Horváth: »Eigentlich bin ich ganz anders   – ich komm bloß so selten dazu.«
    An dieser Stelle könnte die Unterstützung und Inspiration eines Partners helfen. Der U S-Psychologe Stephen Drigotas zum Beispiel vergleicht Liebespaare gerne mit Künstlern. Er ist davon überzeugt, dass Partner füreinander wie Bildhauer wirken: In geduldiger Kleinstarbeit formen sie aus ihrem Lebensgefährten jene Dinge heraus, die dessen Idealbild entsprechen. Und das sogar unabhängig davon, ob sich der andere darum mitbemüht oder nicht. Drigotas taufte dieses Phänomen den Michelangelo-Effekt, in Anlehnung an den berühmten italienischen Bildhauer.
    Schon der beschrieb seinerzeit die Bildhauerei als einen Prozess, in dem ein Künstler eine Idealfigur aus einem Steinblock regelrecht befreit, die darin schlummert und nur darauf wartet, das Tageslicht zu erblicken. Glaubt man Drigotas, dann lässt sich diese Metapher auch auf Menschen übertragen. Jedem fällt sicher etwas ein, das er gerne an sich ändern würde; eine Fähigkeit, die er gerne beherrschen würde; ein Charakterzug, den er gerne besäße. Nun kann man versuchen, sich diesem Ideal alleine zu nähern. Oder mithilfe guter Freunde. Womöglich sind auch Kollegen dabei ganz nützlich. Doch haben Psychologen, darunter auch Eli Finkel von der amerikanischen Northwestern-Universität,herausgefunden: Die mit weitem Abstand beste Hilfe zur Selbsthilfe bietet uns unser Partner.
    Wohlgemerkt: Es geht dabei nicht darum, dass wir versuchen den Partner in
unser
Idealbild zu verwandeln! Vielmehr gilt es, das Beste im anderen herauszukitzeln, von dem, was bereits in ihm steckt. Und solange wir zu unserem Partner volles Vertrauen haben und der Prozess als Akt der Liebe erkennbar bleibt, lassen wir uns   – bildhaft gesprochen   – gerne auch mal schleifen, glätten und behauen. Mehr noch: Wie Finkels 2009 erstellte Metastudie aus sieben Untersuchungen zum Michelangelo-Effekt zeigte, sind Paare, die sich gegenseitig fordern und fördern, besonders glücklich.

DER WESTERMARCK-EFFEKT
    Warum alte Freunde als Partner ausscheiden
    Schon der französische Philosoph Jean-Paul Sartre wusste: Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. Entsprechend verklären wir nur allzu gerne die gute alte Zeit, erinnern uns an Omas köstliche Kuchen, Sommerferien auf Sylt oder die große Freiheit im ersten eigenen Auto. Schön war’s!
    64   % der Deutschen glauben an die große Liebe (Allensbach).
    59   % der Deutschen glauben an Liebe auf den ersten Blick (TNS Emnid).
    51   %

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