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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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der Frauen sind mit ihrem Liebesleben zufrieden, aber nur 41   % der Männer (Durex).
    Aber all das ist nichts im Vergleich zu der unauslöschlichen Reminiszenz an unsere allererste große Liebe. Die ersten zärtlichen Berührungen. Den ersten Kuss. Meist kam er oder sie aus der unmittelbarenNachbarschaft. Man fand sich im Sandkasten, im Kindergarten oder später in der Schule. Und wenn die Eltern nicht allzu mobil waren in ihrem Leben, dann kommt es bei Festen im Elternhaus häufig sogar zur neuerlichen Begegnung mit dem Freund oder der Freundin von damals. Selbst wenn die Erinnerungen an die womöglich heimlich verbrachten Stunden langsam verblassen   – die Eltern frischen das Gedächtnis gerne wieder auf: »Ihr beiden wart damals so süß.« Oder peinlicher: »Dass aus euch kein Paar geworden ist   – ein Jammer!«
    Von wegen Jammer! Das ist ganz gut so, wie Edvard Westermarck weiß. Der finnische Soziologe und Ethnologe veröffentlichte 1921 ein Buch mit dem Titel ›The History of Human Marriage‹. Darin trug Westermarck Hunderte von Erkenntnissen anderer Kollegen zusammen, die die weltweite Entwicklung von eheähnlichen Beziehungen erforscht hatten. Also warum beispielsweise manche Kulturen Monogamie predigen, während andere der Polygamie frönen. Die revolutionärste Erkenntnis des Buchs aber war eine andere: »Menschen, die seit ihrer Kindheit zusammen aufwachsen, weisen eine erstaunliche Abwesenheit erotischer Gefühle zueinander auf«, schrieb Westermarck. Der Grund: Diese würden sich gegenseitig wie Verwandte ansehen   – und damit seien sexuelle Gelüste später ausgeschlossen.
    Die Jugendliebe   – zum Scheitern verurteilt? Es scheint fast so. Als zum Beispiel Joseph Shepher von der Haifa-Universität für seine Doktorarbeit 1971 die Beziehungsstrukturen in israelischen Kibbuzim untersuchte, stellte er Ähnliches fest. In diesen landestypischen Siedlungen leben die Bewohner in einer Art Kommune zusammen. Sie teilen ihr Eigentum, Entscheidungen werden gemeinsam gefällt. In so einer Umgebung wäre es nur logisch, wenn Menschen, die sich bereits seit ihrer Kindheit kennen, irgendwann auch als Erwachsene ein Paar werden. Shepher befragte dazu insgesamt 2769   Ehepaare und fand heraus, dass keines aus ein und demselben Kibbuz kam, mehr noch: Niemand hatte je sexuellen Kontakt mit jemandem aus demselben Kibbuz.
    Noch größeren Aufwand betrieb Arthur Wolf von der UniversitätStanford. Er untersuchte sogenannte »Minor Marriages« in Taiwan. Dabei adoptiert ein Ehepaar ein weibliches Baby mit dem Ziel, das Mädchen später mit einem seiner Söhne zu verheiraten. Das zukünftige Brautpaar verbringt also bereits einen Großteil seiner Kindheit zusammen. Wolf analysierte über 14   000 solcher innerfamiliärer Ehen aus den Jahren 1957 bis 1995.   Ergebnis: Diese lang geplanten Ehen scheiterten drei Mal häufiger als normale Partnerschaften, die Planbindungen zeugten 40   Prozent weniger Kinder, und die Frauen gingen mit drei Mal höherer Wahrscheinlichkeit fremd.
    Allerdings bemerkte Wolf einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: Für den Westermarck-Effekt sind offenbar nur die ersten 30   Monate unseres Lebens ausschlaggebend. Je mehr Zeit die beiden künftigen Partner in diesem jungen Alter miteinander verbrachten, desto sicherer scheiterte ihre Ehe. War das Mädchen bei der Adoption jedoch älter als 30   Monate, ergaben sich später keine spezifischen Eheprobleme oder signifikanten Unterschiede zu anderen Paaren. Für die erste Sandkastenliebe stehen die Zukunftschancen also weiterhin schlecht, für die Jugendliebe aber nicht. Immerhin.

DER VALINS-EFFEKT
    Männliche Erregung ist Ansichtssache
    Mitte der Neunzigerjahre tauchte in der deutschen Öffentlichkeit ein neues Berufsbild auf: das Playmate. Eine der bekanntesten Vertreterinnen ist wohl zweifellos Anna Nicole Smith. Das texanische Nacktmodel wurde hierzulande durch zwei Dinge bekannt: durch ihre Hochzeit mit dem 8 9-jährigen Milliardär J.   Howard Marshall (sie selbst war damals erst 26)   – und eine Hennes & Mauritz-Plakatwerbung im Jahr 1993.   Damals ließder schwedische Textilhersteller an so ziemlich jeder Bushaltestelle in Deutschland Dessous-Bilder der drallen Blondine aufstellen. Mal räkelte sich die damals noch 2 5-Jährige in einer schwarzen Korsage auf dem Rücken, die bestrapsten Beine keck in den Himmel gestreckt; mal saß sie im weißen Spitzen-BH samt Miederhöschen auf der Seite und strich sich lasziv

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