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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Dennoch schlägt sein Herz seit Kurzem für eine andere: die Schwester seiner Frau. Oder Emma: Anfangs war sie unsterblich in ihren Freund Martin verliebt, dann lernte sie seinen besten Kumpel kennen   – und würde seitdem lieber mit ihm zusammen sein. Oder noch simpler: Auf der Straße, im Urlaub, am Strand begegnen wir einem wildfremden Menschen   – und geraten binnen Sekunden in einen hormonellen Feuersturm. Dabei wartet daheim der Partner, den wir kennen, den wir lieben, der uns vertraut. Ist das nicht schon Verrat?
    Auf jeden Fall ist es ein Klassiker. In der Literatur ebenso wie in der Musik. Von diesem Dilemma singt zum Beispiel die Hamburger Hip-Hop-Band Fettes Brot in dem Hit »Jein«. Und natürlich basieren viele gedruckte und verfilmte Eifersuchtsdramen und Tragödien auf solch unseligen Dreiecksbeziehungen. Welche Person dabei die heimliche Hauptrolle spielt, ist gar nicht mal entscheidend. Viel mächtiger wirkt auf die Beteiligten das, was Psychologen den Romeo-und-Julia-Effekt nennen: Ausgerechnet das, was wir nicht haben können, wollen wir umsomehr. Oder wie der Volksmund sagt: Nebenan ist das Gras immer viel grüner.
    In Shakespeares Drama geht die Sache für die Liebenden nicht gut aus. Zwar lässt das Verbot ihrer Liaison die Liebesflammen zwischen Romeo und Julia nur noch heißer lodern, doch wissen die beiden irgendwann aus lauter Verzweiflung keinen anderen Ausweg mehr als Selbstmord: Erst vergiftet sich Romeo, dann erdolcht sich Julia.
    Ganz so dramatisch endet das   – zum Glück   – nicht bei allen. Dennoch kennen unzählige Liebespaare das Hard-to-get-Phänomen, wie es auch genannt wird, aus ihrem Leben: Je mehr die Eltern gegen die Partnerwahl opponieren, desto mehr schweißt es die Verliebten zusammen. Was Otto Normal vielleicht noch als typische Trotzreaktion beschreiben würde, erklären Wissenschaftler mit der sogenannten Reaktanztheorie, wobei das Verhalten bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Bei einigen aber sorgt diese komplexe Abwehrreaktion für heftige Widerstände. Sobald ihre Freiheiten von außen eingeschränkt werden, sei es durch Verbote, Kontrollen oder Zensur, stemmen sie sich leidenschaftlich dagegen. »Warum soll man hier nur 30 fahren? Das ist doch Schwachsinn!«, motzen diese Leute beispielsweise   – und brausen extra zügig durch die verkehrsberuhigte Zone. Andere legen sich erst recht auf die umfriedete Parkwiese (»Das ist ein freies Land!«) oder besorgen sich auf technischen Umwegen die Raubkopie des neuesten Kino-Blockbusters aus dem Internet (»Weil ich es kann!«). Zugegebenermaßen kennen auch wir das Phänomen aus unserem Journalistenalltag: Jedes Mal, wenn eine Pressestelle auffällig mauert und Informationen zurückhalten will, weckt das unseren Jagdtrieb (»Das wollen wir doch mal sehen!«).
    Keine Frage, beim Romeo-und-Julia-Effekt handelt es sich um eine dieser irrationalen Verhaltensweisen, die uns manipulieren, ohne dass wir das merken. Allerdings lässt sich dieser Effekt durchaus positiv in der Liebe nutzen: »Abwesenheit lässt das Herz höher schlagen«, sinnierte schon die Großmutter weise.Und es stimmt ja auch: Partner, die sich zeitweise rarmachen, gewinnen an Attraktivität. Ein paar Hindernisse auf dem Weg zum ersten Rendezvous oder dem nächsten Wiedersehen können die Motivation und Leidenschaft enorm erhöhen. Wer will schon, was leicht zu haben ist? Wenn also die Wiese nebenan grüner schimmert, nur weil jemand einen Zaun drumherum gezogen hat, wie viel hübscher kann da selbst der langjährige Partner werden, wenn er oder sie für gelegentlichen Entzug sorgt?

DER WEIHNACHTS-EFFEKT
    Warum die Liebe auf Distanz so schwierig ist
    Jeder will das: Erfolg im Beruf und in der Partnerschaft bitte auch. Leicht ist das nicht. Vor allem, wenn beide Partner berufstätig sind und nicht in derselben Stadt arbeiten. Heraus kommen dabei dann sogenannte Fernbeziehungen   – er hier, sie dort. Glaubt man den Statistiken, so haben sich hierzulande rund vier Millionen Paare für diese Liebe auf Distanz entschieden. Bei Akademikern führt sogar jedes vierte Paar   – zumindest für einige Jahre   – eine Wochenendbeziehung. Dabei sind diese Lieben zunächst einmal nicht brüchiger als bei Paaren, die sich jeden Tag sehen. Das hat der U S-Psychologe Gregory Guldner von der Purdue-Universität untersucht und seine Erkenntnisse in dem Buch ›Long Distance Relationship   – The Complete Guide‹ zusammengefasst. Er

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