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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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mehrere unter Alkoholeinfluss schluckt. Höllisch gefährlich. Romy trank gerne ihren französischen Rotwein, nahm aber nie Drogen, nie Hasch, nur diese teuflischen Tabletten. Das Gift zerstörte ihre rechte Niere. Harry Meyen hatte ihr wohl allzu oft gesagt: »Ach, du bist traurig? Nimm ein Glas Rotwein, und nimm eine Tablette. Traurig und high, rauf und runter, traurig und high. Das Tablettenkarussell drehte sich schnell und schneller. Zum Schluss brauchte sie zehn am Tag. Eins, zwei, drei, und du bist drinnen in der Sucht …
    Während der »Ludwig«-Dreharbeiten konnte ich bei Romy immer wieder auftanken. In der Mutterhöhle ihrer Hotelzimmer relaxten wir bei einem Glas Wein. Manchmal wurden es auch mehr von dem schweren Roten, wenn wir über Luchinos Perfektionismus lästerten. Das befreite uns von dem täglichen Stress. Romy hatte eine Riesenkraft. Sie erfand sich immer wieder neu.
    Gern lenkten wir uns von der Arbeit mit dem neapolitanischen Kartenspiel »Siebeneinhalb« ab, das ähnlich wie Pokern funktioniert. Die Bauern auf dem Land spielen es stundenlang um Geld. Man muss schwindeln können. Ich war immer der einsame Gewinner. Auch bei Romy, die sich über meinen Spieltrieb kaputtlachte.
    »Siebeneinhalb« haben wir auch stundenlang während unserer Entschlackungskuren in Cibron in der Nähe von Biarritz g’spielt. Dort brauchten wir wenig zum Leben, außer uns selbst. Das war amüsant. Da brauchst ka Geld, uns war niemals langweilig.
    Romy war irgendwie Heimat für mich. Wir quatschten gerne in unserer Heimatsprache, obwohl wir in anderen Ländern lebten. Sie in Frankreich, ich seitJahrzehnten in Italien. Ich parliere italienisch wie ein Römer und bleibe doch immer irgendwie ein Ausländer. Romy fühlte auch so, obwohl sie ihr halbes Leben in Frankreich lebte. Waren wir in der Heimat unserer Kindheit, waren wir auch Fremde. Das ist bei mir noch heute so. Jeder Italiener kennt meine Filme, sie halten mich aber für einen tedesco, dessen Vater bestimmt ein Nazi war.
    Wenn ich sehr viel Text lernen musste, hörte sie mich stundenlang ab. Irgendwie gehörten wir zu einer gemeinsamen Familie. Wir waren Seelenverwandte. Wir tickten einfach im Gleichklang. Romy war reifer, professioneller und erfahrener als ich. Aber sie kannte meine Ängste von der eigenen Furcht her, meine Zweifel aus eigenen Zwiespälten, meine Depressionen von ihren Traurigkeiten. Und sie beschützte mich mit ihrer Wärme. Oft schlief ich auch bei ihr, weil mein eigenes kaltes, einsames Zimmer in manchen Nächten zu meinem Feind mutierte.
    Luchino und ich gaben unsere ganze Energie in »Ludwig II.«. Von Zärtlichkeiten keine Spur. Das hatten wir uns schon bei unserem ersten gemeinsamen Film, »Die Verdammten«, versprochen. Sex lenkt ab, war seine Auffassung. Sex bringt die Gedanken durcheinander, wie auch bei Fußballspielern und anderen Hochleistungssportlern.
    Während der Dreharbeiten wurde Romy von ihrem Ex-Freund Alain Delon besucht. Er wollte sie unbedingt wieder verführen. Sie lachte ihn nur aus und antwortete: »Entschuldige mal, ich bin eine verheiratete Frau.« Mit ihrem Mann, Harry Meyen, hatte sie ein wunderschönes Kind, David. Er sah oft bei den Dreharbeiten zu und wollte damals unbedingt Kameramann werden. Luchino mochte ihn wahnsinnig gern.

     
    Die Rolle seines Lebens: Helmut Berger als Ludwig II.
     

     
    Marisa Berensen besucht Helmut Berger während des Drehs zu »Ludwig II.« am Starnberger See.
     

Schauspieler sind schizophren, scheu und launisch
     
     
     
    Eine lustige Sache passierte während des Films, für den wir in den verschiedenen Schlössern des Märchenkönigs drehten. Gelegentlich wurden die Szenen unterbrochen wegen der Touristenführungen, die ja auch durch die Räume geschleust werden mussten. Auf Linderhof setzte ich mich während einer solchen Pause mit unbeweglicher Miene auf einen thronähnlichen Samtsessel. Wir waren ja festgezurrt in unseren historischen Gewändern, die Masken perfekt und die Haare stundenlang gestylt. Romy sehe ich immer noch vor mir, wie sie sich, in ihren geschnürten Kleidern als Königin Elisabeth mit 1000 Überwürfen und Spitzentüll vor dem blassgeschminkten Gesicht, den Kopf geneigt von kiloschweren Haarteilen, in den wenigen Drehunterbrechungen nicht etwa bequem auf eine Couch niederlegen konnte. Im Gegenteil, sie stand erstarrt gegen eine hochgestellte Tischplatte gelehnt, damit bloß keine Falte an ihrem Reisekostüm verrutschte oder ihr Haar in Unordnung

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