Ich. Die Autobiographie
einzelnen Modalitäten fetzen wir uns stundenlang. Ich beschimpfe sie bei jedem neuen Filmprojekt, sollte sie meine Bedingungen nicht komplett durchsetzen. Zehn, 50, 100 Probleme wie die Air-condition im Wohnwagen, die Farben meines Schminkraumes, das Essen und so weiter können sehr wichtig werden. Immerhin lebt der Schauspieler wochenlang wie auf einer Insel, während des Drehs oft sogar an verschiedenen Orten. Dafür braucht er ein wenig Heimatgefühl. Klappen die Verträge nicht auf Anhieb, beschimpfe ich Paula mit »Stronzo, stronzo!«, bis sie weint. Aber in dem Fall kenne ich kein Pardon. Was sein muss, muss sein: lieber streiten und sich dann wieder in die Augen sehen können, als Ärger nachzutragen.
Riesenspaß machte mir die Rolle des Superverbrechers »Fantomas«, die ich 1980 spielte. Der große Regisseur Claude Chabrol wusste genau, wie er diese Reprise umsetzen wollte. Er hatte mich während der Dreharbeiten für Luchinos »Ludwig II.« gesehen und war begeistert. »Ich sah niemals zuvor einen Schauspieler, der sich so total auf die jeweilige Zeitepoche und seine Rolle einfühlt wie Helmut Berger. Schon damals wollte ich ›Fantomas‹ verfilmen. Mit Helmut Berger in der Hauptrolle. Endlich kann ich jetzt meine Idee mit Berger realisieren«, sagte Chabrol einer Zeitung. Und fuhr fort: »Medien berichten doch fast ausschließlich über seine Skandale, Kokaingelage, Prügeleien, Hausverbote, aber wie diszipliniert und vorbereitet er arbeitet, das schreiben sie nicht. Gute Nachrichten sind wohl keine Nachrichten. Pünktlich zählt er zu den ersten morgens, seinen Text beherrscht er blind, obwohl ›Fantomas‹ sehr textintensiv ist, aber wir mussten für Helmut Berger keinen einzigen Take nachdrehen. Berger ist ein wahrer Überzeugungstäter. Und verantwortungsbewusst. Die Rolle hatte er längst vor Drehbeginn verinnerlicht. Ich möchte bald wieder einen Film mit Helmut Berger machen, so inspirierend waren die Dreharbeiten mit ihm.«
Chabrols Komplimente machten mich richtig verlegen, aber ich denke, auch sie gehören in dieses Buch. Für mich war es die erste Fernsehrolle, eine vierteilige Serie. Die Entscheidung dafür fiel mir dennoch schwer. Fernsehen bedeutete damals für einen Filmschauspieler auch eine Gefahr, irgendwie verheizt zu werden. Aber immerhin war mein Vorgänger in derRolle des »Fantomas« der große Franzose Jean Marais. Welch herrliche Charakterstudie dieser »Fantomas« darstellt: ein Verwandlungskünstler. Er raubt, entführt, erpresst, er versteckt sich hinter 1000 Masken, narrt die Polizei und narrt die ganze Welt. Wunderbar. Die vielen Masken übten einen zusätzlichen Reiz auf mich aus. Und die Arbeit mit Claude Chabrol interessierte mich. Auch das Bühnenbild, in dem optisch die goldenen zwanziger Jahre wiederauflebten. Schönes Dekor und schöne Menschen. »Fantomas« wurde ein großer Erfolg.
In »Meine Frau ist eine Hexe« – einem italienischen Film von den Halbbrüdern Castellano und Pipolo, den ich 1980 mit Eleonora Giorgi drehte, damals ein Riesenstar, verheiratet mit dem bedeutenden Verleger und Filmproduzenten Rizzoli – entsprach die Rolle wieder einem Teil von meinem Selbst. Ich spielte einen Teufel, der sich nach dem »Faust-Prinzip« die Seele einer Ehefrau mit schönen Versprechungen kauft und sie damit ins Unglück stürzt. Ein großer Erfolg.
Noch Schlimmeres traute man mir anschließend in Deutschland zu. Als »Die Jäger« von Károly Makk herauskam, wurde der Tierschutzbund aktiv. Er vermutete, dass ich in dem Film mit Barbara Sukowa, die meine Geliebte spielte, und der Münchnerin Gisela Hahn, auch lange Jahre überzeugte Römerin, einen Bären getötet hätte. Die guten Tierschützer fielen auf Szenen aus der typischen Film-Trickkiste herein. Auch wenn es noch so blutig oder gar bestialisch aussieht: Wir murksen nicht ab. Ich stach auch in kein Bärenfell, sondern bloß in einen alten Pelz meiner Freundin Gisela Hahn. Ein Tier könnte ich gar nicht umbringen.
Mit Holde Heuer in München 1991.
Mit Anita Ekberg 1980.
Seelenlose Stars, übende Regisseure: Niemand hatte Spaß beim »Denver-Clan«
Obwohl mich die Arbeit für den »Denver-Clan« nicht motivierte, bin ich stolz, dass ich als erster europäischer Schauspieler nach Hollywood in die damals bekannteste Fernsehserie gebeten wurde. Morgens um zehn Uhr klingelte im Haus von Lorenzo Ripoli in Palma de Mallorca das Telefon. Lorenzo weckte mich: »Ein Anruf aus
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