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Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Titel: Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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Unterstützung schickte ich Tichow einen weiteren Punkt.
    Eine Stunde später piepste mein Handy die Erlösungsmelodie: Treffer.
    Ich antwortete umgehend: !?
     
    Vier Stunden später rief Tichow mich an. Seine Stimme klang leise. Ich verstand ihn kaum, lenkte meinen Wagen an den Straßenrand und stellte den Motor ab.
    »Kannst du lauter sprechen?«, bat ich ihn. Ich konnte es kaum abwarten zu hören, was sich im Detail hinter dem Treffer verbarg.
    Tichow konnte die Details auch nicht abwarten. »Türkei ist scheiße«, ließ er mich wissen. »Erst super. Super Essen. Geiles Wetter. Geile Nacht, hey. Jetzt total eng. Kriege keine Luft mehr. Scheißjob.«
    »Komm zum Punkt.«
    »Scheißbus. Spüre ich jede Feder im Rücken.«
    »Du hast mein ganzes Mitgefühl – und jetzt zur Sache.«
    »Beim Einsteigen zuerst alles war normal. Aber dann sind noch welche gekommen. Sechs Männer, zwei Frauen und ein Kind. Haben so viele Koffer, dass Busfahrer Anfall kriegt. Einer von den Leuten von Bülents Bruder hat denen noch etwas gegeben. Habe ich nicht genau gesehen, war hinter Scheibe im Büro. War dann aber genau so, wie du gesagt hast. Im Bus haben sie die Pässe rausgeholt und jede Seite angeschaut wie Koran. Ich habe so Schmerzen im Rücken. Wenn zu Hause, bin ich alter Mann.« Wie immer, wenn er müde war, hörte ich das an seinem Deutsch. Fehlender Schlaf verriet sich bei Tichow in fehlenden Artikeln. Sein Flieger war am gestrigen Spätnachmittag in Istanbul gelandet. Wie er die Zeit bis zur Busabfahrt verbracht hatte, konnte ich mir lebhaft vorstellen.
    »Es sind ja nur noch knapp zwanzig Stunden«, tröstete ich ihn.
     
    Plötzlich wurde unser Gespräch unterbrochen. Das musste nicht bedeuten, dass Tichow aufgeflogen war. Es konnte auch an der Leitung liegen. Ich war erleichtert, als er nach drei Minuten erneut anrief. Diesmal kam er gleich zur Sache: »An Grenze Polizei geht durch Bus. Sammelt Pass ein von jedem. Je näher die kommen, desto nervöser sind die mit den Koffern. Besonders die Frau mit dem Kind. Auf einmal ganz still und schnelle Blicke. Einer hat knallroten Kopf bekommen. Wie Laterne, weißt du, Laterne bei Nachtclub in Landsberger Straße.«
    Das kommentierte ich nicht.
    »Ist alles voll da hinten. Viele Taschen. Ich bin in Mitte. Ist besser für Gespräche von überall.«
    »Ja, das machst du prima. Und?«
    »Habe ich gedacht, jetzt steigen die aus. Pass muss falsch sein. Aber nix. Alles okay. Kommt Polizei zurück, gibt Pässe an Busfahrer. Fahren wir weiter.«
    Den gleichen Spruch hörte ich in den nächsten Stunden noch zwei Mal: »Fahren wir weiter.«
     
    Ich erinnerte mich an meine eigene Nervosität, als ich das erste Mal mit neuer Identität und neuem Pass in eine Undercover-Mission startete. Ich war sehr gut vorbereitet. Jede Situation, die irgendwie hätte brenzlig werden können, hatte ich bis zur Erschöpfung wieder und wieder durchgespielt. Und ich arbeitete mit Netz: Die Pässe, mit denen wir Agenten ausgestattet werden, sind echt und halten jeder Überprüfung stand. Wie nervös wäre ich wohl mit einem gefälschten Pass gewesen … Rote Laterne! Die Menschen, die illegal einreisen wollten, hatte niemand trainiert. Alles, was ihnen blieb, war die Hoffnung, irgendwie durchzukommen mit einem Pass, den irgendjemand gefälscht hatte, womöglich mehr schlecht als recht. Sie hatten ein Foto geliefert, bar bezahlt und dann das Dokument in der Hand gehalten, das sie in die politische oder wirtschaftliche Freiheit führen sollte. Dafür hatten sie vielleicht alles aufgegeben, alle Brücken abgebrochen. Wenn ihre Mission fehlschlug, drohte ihnen Gefängnis, Haft, Abschiebung. Was blieb ihnen im Moment anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass ihr Passfälscher ein Profi war. Ich freute mich darauf, diesem Künstler näherzukommen. Er musste sein Handwerk wirklich gut verstehen, so oft wie Sarai-Reisen die Tour fuhr. Aber nicht mehr lange!
     
    Ich informierte den SGL über Tichows Beobachtungen. Ruhig hörte er sich meinen Bericht an, griff zum Telefon.
    »Seid’s sicher oder seid’s genau so sicher wie beim letzten Mal?«, wollte der Einsatzleiter der Bundespolizei wissen.
    »Ja glaubst, ich ruf an, weil mir das so viel Spaß macht?«, scherzte der SGL. »Wir haben wieder einen Bus. Und wieder eine aktuelle Quellenmeldung. Dieselben Informationen wie beim letzten Mal, diesmal von einer anderen Quelle. Der Informant ist ganz dicht dran.«
    »Ihr habt’s einen an Bord?«, ahnte der

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