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Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Titel: Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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V-Mannes. Die meisten halten sich daran. Tichow garantiert. Er hatte vermutlich weniger Befürchtungen bezüglich Fragen seiner kriminellen Kollegen. Bei seinen zahlreichen eifersüchtigen Affären könnte er nur allzu leicht in falschen Verdacht und somit Erklärungsnot geraten. Ein Profi löst das Problem im Vorfeld mit der Löschtaste.
     
    Über den SGL gab ich die genauen Koordinaten unserer Zielpersonen an die Bundespolizei weiter: »Vorletzte Reihe und die Reihe davor.« Und dann wartete ich eine gefühlte Ewigkeit.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte mich der SGL, als er um halb elf in mein Büro kam.
    »Läuft«, antwortete ich.
    Es beunruhigte mich nicht, dass der Zugriff so lange dauerte, im Gegenteil. Womöglich waren es mehr als sieben oder neun illegal Einreisende? Ein ganzer Bus voll? Ich täuschte mich.
    »Wieder nix«, meldete der Einsatzleiter um 12:08 Uhr telefonisch. An seiner Stimme hörte ich, dass er grantig war.
    »Wie, nix?«
    »Nix wie nix. Alles in Ordnung. Wir haben jeden Pass und jedes Papier einzeln unter die Lupe genommen. Wir haben den Bus von oben bis unten auseinandergenommen. Die Hunde haben auch nichts gefunden. Nicht mal ein Brösel Drogen. Alles, was wir haben, ist ein ausgestopfter Schädel von einem Wasserbüffel. Der unterliegt
dem Artenschutzgesetz. Den schenk ich dir, kannst ihn dir ins Büro hängen.«
    »Hm«, machte ich. Es gibt Situationen, die möchte man lieber nicht erleben. Ich verstand die Welt nicht mehr.
    »Jetzt ruft’s fei nimmer an!«
    »Nein, erst mal nicht. Und danke für die Unterstützung.«
    Ein Gern geschehen blieb aus.

Vier Wochen
    Die Besprechung am nächsten Tag war für neun Uhr angesetzt. Ich verspürte keine große Lust hinzugehen, denn ich wusste genau, was mich erwarten würde. Es würde leider weniger nach Lösungsansätzen für die weiteren Ermittlungen gesucht werden, als nach einem Schuldigen. Wer trug die Verantwortung für diese Blamage? Warum lag kein anderes Ergebnis vor? Wer hatte den Sachverhalt falsch bewertet? Sabine und ich standen hier an vorderster Front, auch wenn der SGL seinen Schutzschild über uns breitete. Er gehörte ebenfalls zu den Schuldigen. Schließlich hatte er uns machen lassen. In den Augen des AL fachliche Fehleinschätzung – oder Führungsschwäche?
     
    Mit dem Status als Sündenbock konnte ich in diesem Fall gut leben. Es war etwas anderes, was mich umtrieb. Nach wie vor war ich davon überzeugt, dass der Fall Tasse eine große Sache war. In der Besprechung würde ich darum kämpfen, dass der Fall nicht noch einmal als unbestätigter Anfangsverdacht zu den Akten kam. Ich bereitete mich auf meine Art vor. Sachlich gab es wenig Neues. Sabine und ich hatten alles lückenlos dokumentiert. Interessanter waren im Moment die Motive der an der Besprechung Beteiligten. Warum spürten wir so starken Gegenwind? Das war doch sonst nicht üblich. Wer wollte den Fall Tasse loswerden? Wem war er ein Dorn im Auge? Natürlich dem AL, unserem Abteilungsleiter! Er wippte auf dem Sprungbrett zu einer Stelle mit B3-Besoldung im Ministerium. Wurde der Gegenwind aus dieser Richtung angefacht? Roter Teppich statt Stolperfallen? Höher, schneller, besser, weiter … mit diesen Attributen hatte er sich schon in die Position des AL gespielt. No risk no fun war das, was er nie ausgesprochen
hätte, uns in seinen Anfangsjahren als AL jedoch hin und wieder vorgelebt hatte. Was beim Geheimdienst nicht schadet, wenn man seinen Job gut machen will, ist im Ministerium wohl nur bedingt gefragt. Irgendein Gefühl sagte mir, dass sein penetrantes Beschwören der hundertprozentigen Aufklärungsquote in den letzten Monaten davon motiviert war. Sonst hätte er unsere Erfolgsquote früher schon einmal stärker in den Vordergrund gerückt. Die beiden Einsätze der Polizei ohne Resultat kamen für ihn einer Niederlage gleich. Ich war sicher, der AL würde nun eine Vermeidungsstrategie fahren. Finger weg von Fällen, die nix bringen. Lieber mal eine Weile ausschließlich positive Meldungen ins Ministerium schwappen lassen. Kein Risiko eingehen, schon gar nicht mit der B3 in Aussicht. Vielleicht würde er in seiner Kritik deshalb auch so deutlich darauf dringen, dass es hier nur um die Sache gehe. Damit beruhigte er sich selbst, beziehungsweise würde auszuschließen versuchen, dass wir gewisse Gedanken hegten. Fragte sich nur, welche Sache er meinte. Den Fall Tasse oder die B3?
    Ersterer musste eliminiert werden, ehe sich schwarze Flecke auf der

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