Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)
ihr: »Ja, das glaube ich auch. Und dann ist dein Schreibtisch endlich wieder frei, es liegen keine Zettel mehr rum und du hast nicht mehr so viel Stress.«
Und versteht überhaupt nicht, dass Andrea genervt aus dem Zimmer geht. Er hat ihr doch etwas Nettes sagen wollen! Ja, das wollte er, aber in Wirklichkeit hat er ihrer großen Begeisterung die Luft abgelassen. Er hat sie auf dem falschen Fuß erwischt. Andrea ist ein Hin-Typ, der nicht weg will, sondern hin. Darin sollte Peter sie bestärken, gerade bei Themen, die ihr nicht so liegen und die öfter mal zu dicker Luft führen, wie zum Beispiel einkaufen. Andrea hasst einkaufen. Wenigstens, wenn es ihr nicht schmackhaft gemacht wird.
Wenn du die Hausaufgaben nicht machst, darfst du nicht an die Playstation, wirkt bei einem Hin-Kind nicht. Die Ansage: Bring die Hausaufgaben schnell hinter dich, dann kannst du ganz toll spielen, beflügelt es.
Der Weg-Typ will endlich raus aus dem Alltag. Der Hin-Typ am Schreibtisch gegenüber konzentriert sich auf den Urlaub, da will er hin. Agenten können viel Stress vermeiden, wenn sie ihre Mitmenschen auf eine adäquate Weise ansprechen. Motivation bringt den Motor zum Laufen. Umgangssprachlich gesprochen: Tanken Sie Super in Benzinmotoren und Diesel in Dieselmotoren. Sonst stottert der Motor und nichts geht mehr. Das lässt sich vermeiden, und alle erreichen ihre Ziele bei optimalem Drehmoment!
Erfolgreiche Motivation erfordert Menschenkenntnis. Wer von sich auf andere schließt, wird auf der Strecke bleiben. Ein Macher, der glaubt, alle müssten so reagieren wie er, was bei Machern eine häufige Schwäche ist, wird scheitern, wenn er einen Analysten oder Kontakter zu motivieren versucht, wie er selbst motiviert werden möchte: mit Herausforderungen und Abwechslung. Dergestalt angesprochen, wird sich der Kontakter verweigern, der auf Zuspruch und Zuwendung setzt. Sonst fühlt er sich überfordert und entzieht sich durch Ablehnung. Auch der Analyst lässt sich durch Herausforderungen und Abwechslung nicht locken. Druck führt bei ihm schlimmstenfalls zu Rechthaberei. Man motiviert den Analysten, wenn man ihm die Sache, um die es geht, nahebringt. Bei Sachthemen kennt sich der Analyst aus und läuft zur Hochform auf.
Agenten-Eignungstest
Kennen Sie Ihre eigene Motivationsrichtung? Wollen Sie hin oder weg oder beides und wenn ja, wann was? Stellen Sie sich nachfolgende Fragen, wenn Sie nicht sicher sind:
Was war der Grund für Ihren letzten Jobwechsel – weil Sie es an diesem Arbeitsplatz nicht mehr ausgehalten haben oder weil sich eine neue Herausforderung ergeben hat?
Wieso haben Sie Ihre letzte Beziehung beendet – weil Sie nicht zufrieden oder frisch verliebt waren?
Was ist der Hauptgrund, warum Sie in den Urlaub fahren – Erholung vom Alltag oder möchten Sie etwas ganz Bestimmtes unternehmen?
Kennen Sie die Motivationsrichtung Ihrer Familienmitglieder und Freunde/Freundinnen?
Ändern Sie mal die Richtung. Und lassen Sie sich überraschen.
Nicht nur bei Bekannten, sondern auch bei Fremden: Finden Sie heraus, was andere Menschen anspornt, und freuen Sie sich mit ihnen über ihr kraftvolles Engagement, das sich immer dann entfaltet, wenn wir genauso ticken dürfen, wie wir ticken wollen.
Tag fünfzehn, Dienstag, 12. Oktober
Als ich am nächsten Morgen unser Stockwerk betrat, merkte ich sofort, dass etwas geschehen war. Sabine kam mir strahlend entgegen, obwohl sie übernächtigt wirkte.
»Hast du endlich mal ausgeschlafen?«, fragte ich, wohl wissend, dass das nicht der Fall sein konnte. Nachdem ich in der Nacht ergebnislos den neu entdeckten Durchgang zum Hinterhof des Reisebüros überwacht hatte, leistete ich mir den Luxus, erst um 9 Uhr aufzutauchen.
»Komm!«, lachte sie.
In ihrem Büro fielen mir als Erstes zwei neue Gesichter an der Pinnwand auf. Sabine hatte schon Linien gezogen. Zu Bülent. Und dann waren da über Nacht noch ein paar Städte aus dem Boden geschossen. Berlin, Stockholm, Göteborg. Und noch etwas schoss aus dem Boden. Ein Fragezeichen. Direkt in mein Gesicht. Sabine genoss das. Diese Runde ging an sie. Die letzten beiden waren an mich gegangen, als ich lange vor ihr im Büro gewesen war. Wortlos deutete sie auf den Tisch. Dort lag ein Dutzend Fotos.
»Schön«, sagte ich. »Und wer ist das?«
Der SGL kam herein, händereibend. Das durfte doch nicht wahr sein! Einmal kam ich um neun – und dann so deutlich zu spät.
»Ich weiß es auch erst seit fünf
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