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Ich ein Tag sprechen huebsch

Ich ein Tag sprechen huebsch

Titel: Ich ein Tag sprechen huebsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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wurden auch die Fischer neugierig. Ich sah, wie sie sich von ihrem Netz abwandten, voller Bewunderung dafür, dass sie eine ganze Zigarette rauchen konnten, ohne sie auch nur einmal aus dem Mund zu nehmen eine Kunst, die auch meine Mutter beherrschte, mir jedoch bis heute versagt ist. Voraussetzung dafür ist eine symbiotische Beziehung mit dem Wind; man muss genau wissen, wie und wann man den Kopf zur Seite drehen muss, damit einen der Rauch nicht in die Augen beißt.
    Einer der Männer fragte meinen Vater, ob er Finanzbeamter sei, worauf er erwiderte: »Nein, Ingenieur.« Es waren arme Männer, die schon lange nicht mehr vom Fischfang leben konnten und ihre bescheidenen Hütten längst des Grund und Bodens wegen, auf dem sie standen, verkauft hatten. Anschließend hatte man die Häuser abgerissen und durch Luxus-Hotels und Spitzdach-Häuser ersetzt, die während der Saison für tausend Dollar die Woche vermietet wurden.
    »Ich hätte da mal eine Frage«, sagte einer der Männer und spuckte seinen Zigarettenstummel in die Brandung. »Ich habe 1962 zwölftausend Dollar für einen halben Morgen Bauland am Strand bekommen. Können Sie mir sagen, wie viel jedes einzelne Sandkorn heute wert wäre?«
    »Das, mein Freund, ist eine hochinteressante Frage«, sagte mein Vater.
    Er lief ein paar Schritte den Strand entlang und begann mit einer neuen Gleichung, wobei er sein Publikum mit ausführlichen Erklärungen zu jedem neuen und komplizierten Symbol in Atem hielt. »Wenn Sie Kuchen sagen«, fragte einer der Männer, »meinen Sie da einen richtigen Kuchen, oder bloß so ein Kuchenschaubild, mit dem sie einem in den Nachrichten zeigen, wie viel vom Lohn in die Steuer fließt?«
    Mein Vater ging ausführlich auf jede ihrer Fragen ein, und die Männer hörten ihm gespannt zu eine Handvoll Fischer mit Netzen, die den Rauch ihrer Zigaretten in den Wind bliesen. Gebeugt und zahnlos hingen sie an seinen Lippen, während ich in den leise plätschernden Wellen stand, an den bevorstehenden Wettbewerb dachte und mich fragte, ob ich durch das vom Wasser reflektierte Licht unter meiner Nase und unterm Kinn braun werden würde.
Zw ölf Augenblicke im Leben des Künstlers
    Eins: Bereits in frühen Jahren zeigte meine Schwester Gretchen eine erstaunliche zeichnerische und malerische Begabung. Ihre Aquarelle von getüpfelten Pilzen und Mädchen mit roten Käppchen waren der Stolz unseres Wohnzimmers, und ihr Talent wurde durch Privatunterricht und Mal-Camps im Sommer gefördert. Sie war »eine geborene Künstlernatur«, wie meine Mutter es ausdrückte, und schwebte, eingehüllt in einen seligen Schleier, von Blüte zu Blüte. Den Blick versonnen zum Himmel gerichtet, stolperte Gretchen über Baumwurzeln oder lief in vorbeikommende Fahrräder. Dem Gips an Armen und Beinen gab sie mit Magic-Marker-Gänseblümchen und Flauschewolken ihre persönliche Note. Ihr Körper war häufiger zusammengeflickt worden als die erste amerikanische Flagge, aber geistig schien nichts sie zu berühren. Man konnte Gretchen noch die intimsten Geheimnisse anvertrauen und sicher sein, dass sie sich fünf Minuten später an nichts mehr erinnern würde, außer an das Schattenspiel auf dem Gesicht ihres Gesprächspartners. Es war, als hätte man einen ausländischen Austauschschüler im Haus. Unser sämtliches Tun und Reden schien für sie ohne Sinn, während sie nach den Sitten und Gebräuchen eines weit entfernten Landes lebte, dessen Bewohner nach Ölfarben bohrten oder Pastellkreiden von den Ästen verkümmerter Bäume pflückten. Ohne irgendwen nachzuäffen, hatte sie eine geheimnisvolle Persönlichkeit entwickelt, um die ich sie noch mehr beneidete als um ihre künstlerischen Gaben.
    Als man auch in der Schule auf Gretchens Talent aufmerksam wurde, erklärten sich beide Elternteile verantwortlich dafür. Meine Mutter, die schon als Kind mit Begeisterung gemalt und Matschskulpturen gebaut hatte, konnte uns immer noch mit flinken Zeichnungen eines Spechts aus einem bekannten Zeichentrickfilm beeindrucken. Um ebenfalls sein schlummerndes Talent zu beweisen, kaufte mein Vater eine Schachtel Acrylfarben, baute vor dem Fernseher im Keller eine Staffelei auf und fertigte täuschend echte Kopien von Renoir-Cafes und Bildern von spanischen Mönchen an, die finster unter ihren Kapuzen brüteten. Er malte New Yorker Straßenszenen und Postkutschen, die in einen feurigen Sonnenuntergang hineinfuhren, doch nachdem er sämtliche Kellerwände mit seinen Bildern vollgehängt

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