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Ich ein Tag sprechen huebsch

Ich ein Tag sprechen huebsch

Titel: Ich ein Tag sprechen huebsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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ließ den Haufen herumwirbeln. Er wechselte die Position, aber mehr auch nicht. So leicht würde den niemand versenken. Ich überlegte kurz, einem anderen die Aufgabe zu überlassen, doch dazu war es zu spät. Zu spät, weil ich so blöd gewesen war und beim Aufstehen vom Tisch allen erzählt hatte, wo ich hinwollte. »Bin gleich wieder da«, hatte ich gesagt. »Ich flitz nur noch mal kurz ins Bad. « Ich hätte sagen sollen, ich müsse nur mal eben telefonieren. Eigentlich wollte ich nur pinkeln und mir eine Handvoll Wasser übers Gesicht laufen lassen, und jetzt durfte ich mich mit dem hier rumschlagen.
    Während der Spülkasten nachlief, tat ich heimlich ein Gelübde. Sollte das Teil verschwinden, würde ich mich der Welt gegenüber mit einem nie dagewesenen Akt der Wohltätigkeit revanchieren. Ich betätigte ein zweites Mal die Spülung und verfolgte, wie der Kaventsmann einen gemächlichen Kreis zog. »Na los«, flüsterte ich, »schieb ab! Husch!« Ich wandte mich zum Gehen, fest entschlossen, meine gute Tat zu tun, doch als ich noch einmal nach unten sah, war er immer noch da und kämpfte sich gegen den Frischwasserstrahl nach oben.
    Genau in dem Moment klopfte es an der Tür. Panik ergriff mich.
    »Einen Augenblick. «
    Bereits in frühen Jahren hatte meine Mutter mich zur Seite genommen und erklärt, jeder habe Verdauung. »Jeder«, hatte sie gesagt. »Selbst der Präsident und seine Frau. « Sie hatte unsere Nachbarn, den Pfarrer und einige der Schauspieler erwähnt, die wir jede Woche im Fernsehen sahen. Ich hatte die Botschaft verstanden, aber trotzdem -: natürlich oder nicht, den hier ließ ich mir nicht anhängen. »Kleinen Moment noch. «
    Ich überlegte ernsthaft, den Haufen aus der Toilette zu heben und aus dem Fenster zu werfen. Der Gedanke kam mir tatsächlich, aber John wohnte im Parterre, und keine drei Meter entfernt saßen ein Dutzend Leute um einen gedeckten Tisch. Sie würden sehen, wie das Fenster aufging und irgendwas rausgeworfen wurde. So wie ich diese Leute kannte, würden sie garantiert aufstehen und nachsehen. Und dann stände ich da mit eklig beschmierten Pfoten und wollte denen weismachen, der wäre gar nicht von mir gewesen. Warum machte ich mir denn die Mühe, ihn aus dem Fenster zu befördern, wenn er gar nicht mir gehörte? Keiner würde mir die Geschichte abkaufen, außer dem Mistkerl, der das Teil tatsächlich verbockt hatte, wobei die Chancen schlecht standen, dass die betreffende Person vortreten und sich zur Täterschaft bekennen würde. Ich saß in der Falle.
    »Ich bin gleich soweit!«
    Ich schnappte mir die Saugglocke, um den Mordskerl mit dem Stiel in kleine Stücke zu zerhacken, und dachte die ganze Zeit, das ist gemein, das ist wirklich nicht meine Aufgabe. Doch auch nach dem dritten Spülen war das Teil immer noch da. Komm schon, Baby, beweg dich. Während ich darauf wartete, dass der Spülkasten voll lief, überlegte ich, mir die Haare zu waschen. Sie hatten es zwar nicht nötig, aber ich brauchte eine Ausrede für meine lange Leitung im Bad. Schnell, dachte ich, tu was. Die anderen Gäste hielten mich inzwischen vermutlich für jemanden, der sich bei Einladungen aufs Scheißhaus verzieht und sein Lektürepensum aufholt.
    »Sofort fertig. Ich wasche mir nur noch schnell die Hände. « Ein letztes Spülen, dann hatte ich es geschafft. Das Ding war verschwunden. Als ich die Tür öffnete, stand draußen meine Freundin Janet und sagte: »Mensch, wurde aber auch Zeit. « Dann stand ich allein im Flur und überlegte, dass der Verantwortliche mit dem Riesenschis offenbar kein Problem gehabt hatte. Warum also ich? Wieso die ganze Aufregung? Sollte ich daraus etwas lernen? Hatte ich etwas gelernt? Hatte es etwas mit Ostern zu tun? Ich beschloss, die ganze Geschichte zu vergessen, bevor ich in den Hof hinaustrat, um einen genauen Blick auf die Verdächtigen zu werfen.
Der gro ße Sprung nach vorn
    In meinem ersten Jahr in New York lebte ich zur Untermiete in einem Zwei-Zimmer-Apartment einen halben Block vom Hudson River entfernt. Ich hatte zu der Zeit keinen Job und zehrte von dem schlechten Scherz, den ich meine Ersparnisse nannte. Wenn mein Mitbewohner sich abends nach etwas Ruhe sehnte, lief ich Richtung Osten, schaute in die Fenster der schmucken Einfamilienhäuser und stellte mir vor, was in den proper eingerichteten Räumen vor sich ging. Wie es wohl wäre, nicht nur ein eigenes Apartment, sondern gleich ein ganzes Haus zu haben, in dem man tun und lassen konnte, was

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