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Ich & Emma

Ich & Emma

Titel: Ich & Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Flock
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zu.
    “Woher soll ich das wissen”, zischt sie zurück.
    “Ich frag ja nur. Wenn die den Hund noch immer haben, dann richte dich darauf ein, sofort wegzulaufen. Sein Gebell wird das ganze Haus aufwecken.”
    Emma ist schlecht gelaunt, weil sie wenig geschlafen hat. Ich bin älter, deswegen macht mir das nicht so viel aus.
    Kein Anzeichen von dem Hund. Wie hieß der überhaupt noch mal? Ich kann mich nicht erinnern. Irgendein dummer Name, so, wie ein Junge einen Hund eben nennt: Spot, Buddy oder so etwas.
    Ich gehe links an der Veranda vorbei, die noch genauso klapprig aussieht wie beim letzten Mal, und klar, das Loch gibt es noch. Nur dass es zum Kuckuck noch mal viel kleiner aussieht.
    “Was ist denn mit dem Loch passiert?” fragt Emma leise.
    “Nix ist damit passiert. Wir sind einfach größer geworden, das ist passiert. Aber wir kommen immer noch durch. Pass auf. Ich geh zuerst.”
    Nun, das ist wirklich eine große Sache, dass ich zuerst reingehe. Wahrscheinlich verstecken sich eine Million verschiedene Spinnen und Raupen unter dieser Veranda, und ich spreche nicht von den niedlichen, hübschen Raupen, die so haarig und weich sind. Ich spreche von diesen schuppigen, die hundert Beine haben, mit denen sie furchtbar schnell auf einen zurennen. Aber ich muss zuerst reingehen, weil Emma sich komisch benimmt. So kenne ich sie gar nicht, daher reiße ich mich besser zusammen, so wie es Richard immer von uns verlangt.
    Ich knie mich hin, jeden Moment wird die Sonne herauskommen, ich stecke den Kopf durch das Loch, und wie nicht anders zu erwarten bleibe ich mit den Schultern hängen. Schade, dass ich nie fluche, sonst würde ich es jetzt tun. Andererseits ist es so besser, denn wenn ich jetzt laut fluche, dann wird mich jemand hören, und wenn mich jemand hört, dann werden sie uns finden, und wenn uns jemand findet, dann müssen wir zurück nach Hause, und wenn wir nach Hause müssen, wird Richard uns umbringen.
    Ich drehe mich ein wenig zur Seite und versuche, so hindurch zu kommen, aber es ist, als ob das Holz der Veranda mich absichtlich festhalten würde.
    “Lass mich mal”, wispert Emma. Ich ziehe den Kopf wieder heraus und krieche aus dem Weg, damit sie es versuchen kann. Was ist das? Mensch, ich glaube, das ist der Hund.
    “Beeil dich”, rufe ich. “Mach schon!”
    Sie hört das Geräusch auch, drückt ihre Schultern an dem gezackten Holz vorbei, das aussieht wie Finger. Und dann ist das Geräusch direkt über uns. Ein klackendes Geräusch – Pfoten auf Holz.
    “Schnell!”
    Sie zerrt die Beine durch, jetzt bin ich dran, und es ist verblüffend, wie schnell man sein kann, wenn man vor etwas Angst hat. Ich stecke erst einen Arm hindurch, als würde ich nach etwas auf einem Regal greifen, dann meinen Kopf – ich spüre, wie das Holz meine Wange zerkratzt – und dann flutscht meine andere Schulter völlig problemlos durch. Was gut ist, da der Hund jetzt wie verrückt zu bellen anfängt und eilige Schritte zu hören sind.
    Unter der Veranda taste ich nach Steinen, je größer desto besser. Die häufe ich vor das Loch, damit der Hund, wenn er aus dem Haus kommt, uns nicht verraten kann. Emma zieht ihren Pulli aus, knüllt ihn zusammen und will ihn in das Loch stopfen, aber das ist schlicht und ergreifend blöd.
    “Nicht”, sage ich und werfe ihn hinter mich. “Steine”, flüstere ich ihr schnell zu, aber es ist zu spät.
    Das Schloss an der Tür schnappt auf, wir erstarren. Wie die Kugel aus einer Pistole schießt der Hund die Treppe hinunter, bellt, als habe er ein Gespenst gesehen. Das ist lustig, denn wenn man genauer darüber nachdenkt, hat er das ja auch irgendwie. Wir müssen in der Dunkelheit auf den Hund ziemlich gespenstisch gewirkt haben, falls er uns durch die Tür beobachtet hat.
    Als wir ihn die Stufen herunter rennen hören, verkriechen ich und Emma uns in der hintersten Ecke unter der Veranda. Das ist wie hinter der Couch. Ich kann es kaum erwarten, Emma darauf aufmerksam zu machen. Ich kann nur hoffen, dass ich es nicht vermassle und aus Versehen laut spreche wie in der Schule, denn dann geht’s uns an den Kragen.
    Wir sitzen ganz still, als hätten wir vergessen, zu atmen. Wie groß ist dieser Hund? Ich versuche, mich zu erinnern. Nachdem wir die Steine aufgestapelt haben, ist das Loch fast dicht. Er bellt wie ein großer Hund, hoffentlich ist es so, dann passt er hier niemals durch. Es klingt, als würde er die Treppe umkreisen, ich klammere mich genauso fest an Emma, wie sie

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