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Ich & Emma

Ich & Emma

Titel: Ich & Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Flock
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klatsch.
Erdboden.
    Das ist Mrs. Godsey. Heiliger Strohsack. So wie ihre Füße stehen, will sie wohl vom Haus weggehen, und ich kann nur beten, dass das auch so ist, doch das Ziehen in meinem Bauch sagt etwas anderes. Guter Gott.
    “Wo ist dieser verdammte Napf”, murmelt sie vor sich hin. Dann drehen sich ihre Füße zu einer Seite der Treppe um. Wir sind so nah, dass ich den abgeblätterten pinkfarbenen Nagellack auf ihren Zehen sehen kann. Dann wenden sich die Füße zur anderen Seite.
    Himmel, wir sind erledigt. Da bin ich mir sicher.
    Sie geht auf uns zu.
Flip. Flop. Flip. Flop.
“Was zur Hölle …” murmelt sie, während sie sich nach vorne beugt, und dann sehen wir sie nur wenige Zentimeter vor uns auf dem Boden kauern und nach etwas im Staub greifen. Sie trägt so ein Hauskleid wie Mama, nur dass ihres nicht ausgeblichen ist, es sieht sogar funkelnagelneu aus. Die Blumen darauf sind ganz anders als die, die man am Straßenrand sieht. Sie sind lila und gelb und purpurrot. Ich bin ganz sicher, dass sie sich die Haare richten und mit Haarspray einsprühen lässt, und zwar in Luanne’s Schönheitssalon, obwohl das nicht wirklich ein Schönheitssalon ist, sondern einfach nur ein Raum neben Luannes’s Küche mit einer Trockenhaube und einem Waschbecken. Mama sagt, Mrs. Godsey sei so eitel, dass sie eifersüchtig auf ihr eigenes Spiegelbild wäre. Sie trägt immer Lippenstift, aber weil es noch so früh am Morgen ist, hat sie wahrscheinlich keinen aufgelegt, aber das ist egal, sie ist trotzdem hübsch. Nach was sucht sie nur in dem Staub und warum geht sie nicht endlich wieder?
    Ach du lieber Gott. Da ist mein Briefmarkenalbum! Und genau in der Sekunde, in der ich das erkenne, dreht Mrs. Godsey den Kopf und sieht direkt zu uns hinein.
    “Was zur Hölle … ?” Diesmal sagt sie es laut. “Wer ist da?”
    Emma sinkt neben mir zusammen, und da wird mir klar, dass wir das nicht im Fernsehen sehen. Das hier geschieht wirklich.
    “Wer ist da? Billy, bist du das? Komm sofort raus!”
    Emma presst sich noch fester an mich. Mir fällt ein, was sie vorhin erst zu mir gesagt hat: “Ich gehe nie mehr nach Hause.”
    “Hörst du mich, Junge? Komm auf der Stelle raus.” Mrs. Godsey hat sich wieder aufgerichtet – nun sehen wir nur noch ihre Füße und einen Teil der Beine, aber sie ist noch da, und wie es scheint, wird sie auch nicht weggehen.
    “Ich zähle bis drei, und wenn du dann nicht draußen bist, werde ich dir den Hintern versohlen, bis er rot ist wie eine Tomate.”
    “Eins”, ruft sie, ihr rechter Fuß – nein, ich sehe das ja falsch herum, es ist ihr linker – klopft auf den Boden. Selbst mit den Flip-Flops macht das ein ziemlich erwachsen klingendes Geräusch.
    “Zwei.”
    Ich robbe etwas nach vorne Richtung Loch, aber Emma klammert sich an meinen Fußknöcheln fest, also komme ich nicht sonderlich weit.
    “Drei!” Noch während sie das sagt, ist sie bereits wieder auf den Knien. Diesmal räumt sie die Steine weg, und noch bevor ich zurückweichen kann, packt sie mich am Arm! “Raus hier, und zwar dalli!”
    Emma lässt meine Beine los, und ich werde nach vorne gezerrt. Kurz vor dem Loch muss sie mich loslassen, damit ich durchpasse.
    Ihr Gesicht kann ich nicht sehen, während ich mich herauswinde, kann mir aber die Überraschung darauf vorstellen. Für jemanden, der Billy erwartet, muss Caroline einfach eine ziemliche Überraschung sein.
    “Gütiger Gott im Himmel”, ruft sie laut. Als ich zu ihr hochsehe, hält sie den Kragen ihres Hauskleides umklammert.
    “Was um Himmels willen? Ist das etwa Libby Culvers Tochter?” Sie rümpft die Nase, als ob ich schlecht riechen würde. Dann schaut sie noch einmal unter die Veranda. “Ist da noch jemand?”
    Das ist eine heikle Geschichte: Soll ich ja sagen und riskieren, dass Emma auch rausgezogen wird, oder soll ich lügen und behaupten, ich wäre allein? Liebe Güte. Was soll ich tun?
    “Antworte, Mädchen!”
    “Ähm …” Bevor ich etwas sagen kann, schaut Mrs. Godsey schon selbst nach. Ach, Emma.
    “Ich bin’s bloß!” Ich versuche es, aber es ist zu spät. Emma streckt bereits ihren Kopf durch das Loch.
    Meine Beine sind jetzt so kalt wie Froschschenkel. Mrs. Godsey sagt nicht viel, aber ich weiß genau, dass sie böse und zornig ist, und das ist gar keine gute Mischung bei einer Lady wie Mrs. Godsey.
    “Das gibt es ja nicht! Ich weiß nicht, ob ich dir die Ohren lang ziehen oder das besser deiner Mutter überlassen soll”, sagt

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