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Ich & Emma

Ich & Emma

Titel: Ich & Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Flock
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Wiedersehen schiefe Wand.
    Als ich vorhin weinen musste, hat Mama mich finster angeblickt, deshalb schlucke ich zweimal, das hilft.
    “Caroline, du bist so langsam wie ’ne lahme Ente!” ruft sie. “Beweg dich hier runter, wir müssen los!”
    Mama denkt nicht allzu gerne nach. Ich wünschte, ich wäre auch so. Aber ich denke ständig über alle möglichen Dinge nach, bis sich alles in meinem Kopf dreht.
    “Ich komme, Mama”, antworte ich.
    Wiedersehen Nest.
    Richard fährt den Lastwagen, Mama und wir nehmen das Auto. Der Tag sieht viel versprechend aus. Als wir an der Scheune vorbeikommen, stellt Mama das Radio an. Emma schaut aus dem einen Fenster, ich aus dem anderen und versuche mir einzuprägen, wie es hier war. Ich glaube, die nächste Familie, die einzieht, wird ihre Freude an den Blumen in Richards Stiefel haben, aber das ist auch so ziemlich das einzige, was ich wirklich gerne hinter mir lasse.
    Richards Arm hängt aus dem Fenster, er zeigt in die Richtung, in die er abbiegen will, weil sein Blinker kaputt ist. Mamas übrigens auch, aber sie macht sich nicht die Mühe.
    “Mama?”
    “Hm?” Sie blickt mich im Rückspiegel an.
    “Warum bist du mit Daddy nie aus Toast weggegangen?”
    Sie stellt das Radio etwas leiser und denkt über meine Frage nach. “Wir mussten nicht”, sagt sie dann mit gepresster Stimme.
    “Und warum müssen wir jetzt?” fragt Emma.
    “Was sollen die Fragen jetzt plötzlich? Ist doch klar, warum wir umziehen. Richard hat einen guten Job in einem Holzlager bei Murchison bekommen, deswegen müssen wir gehen. Also bitte, jetzt bloß nicht Trübsal blasen. So was kann ich nicht ausstehen. Man muss immer nach vorne schauen, nicht zurück.” Aber sie merkt gar nicht, dass sie von links nach rechts schaut, während wir durch den Ort fahren, als ob auch sie sich alles noch einmal einprägen wollte.
    “Das ist so”, fährt sie fort. “Ich habe im Leben viele Zitronen bekommen, aber ich habe auch gelernt, wie man daraus Limonade macht.” Sie bremst ein wenig, als wir bei White’s vorbeikommen. “Allerdings hat mir nie jemand gesagt, dass man Zucker reintun muss, aber so ist das Leben eben. Es ist nicht süß.”
    Das ist wohl der Grund, warum Mama immer so aussieht, als ob sie in eine saure Zitrone gebissen hätte.
    “Wir wurden nicht gerade auf Rosen gebettet, deswegen müssen wir jetzt dahin, wo man Geld verdienen kann.”
    “Und das Geld ist in Murchington?” fragt Emma.
    “Es heißt Mur-chi-son, und sei nicht auch noch frech nach allem, was du mir in den letzten vierundzwanzig Stunden angetan hast.”
    Das Radio wird wieder lauter gestellt. Ich werfe Emma einen bösen Blick zu. Immer muss sie Mama die Laune verderben.
    Aus Tag wird Nacht, und kurz bevor es wieder Tag wird, entdecken wir ein Schild, auf dem steht: “Willkommen in Murchison!”
    Die Gegend ist ganz hügelig, und ich warte darauf, dass wir irgendwann durch den Ort fahren, aber seit dem Schild ist keine Menschenseele zu sehen.
    Wie aus dem Nichts taucht plötzlich eine gelb blinkende Ampel auf, Richards Lastwagen hält, wir auch. Er steigt aus und läuft an Mamas Fenster. Es ist komisch, so mitten auf der Straße zu halten, aber es ist sowieso niemand da, den das stören könnte.
    “Weit kann’s nicht mehr sein”, sagt er und zieht an seiner Zigarette. “Es hieß, ich soll an der Ampel rechts fahren, aber da kann man nicht rechts fahren.”
    Mit einem Arm stützt er sich auf dem Wagendach ab. Mama schaut auf die Straßenkarte.
    “Keine Ahnung, was du auf der Karte finden willst, Lib.” Also faltet sie die Karte wieder zusammen und stellt das Radio aus. Zu hören war da sowieso nichts mehr, außer Störgeräusche.
    “Wir fahren einfach weiter, und wenn du was siehst, dann hupe”, ruft er über seine Schulter, denn er läuft bereits wieder zu seinem Lastwagen.
    “Was suchen wir noch mal?” frage ich Mama.
    “Die Turn River Road.” Sie fährt an. “Halt die Augen offen.”
    Ein paar Minuten später lichten sich die Bäume am Straßenrand, und wir entdecken eine alte Tankstelle mit einem Kiosk. Der ist zwar verrammelt, aber zumindest ist es ein erstes Lebenszeichen. Noch etwas weiter und endlich gibt es Straßennamen: Gumberry Road, Sunnyside Road, Downtown Road. Lottie’s Supermarkt befindet sich genau an der Ecke Downtown Road und … mal sehen … das Schild ist handgeschrieben und nicht so leicht zu entziffern … Turn River Road!
    “Da ist es!” rufe ich genau in der Sekunde, in der Mama

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