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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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wäre besser, die Tür mit Klebeband zu sichern.«
    Ich öffnete den Mund, schloss ihn wieder und setzte noch einmal an. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    »Bob. Okay, Jake? Da Sie die Sache mit dem Namen offensichtlich nicht aus dem Kopf bekommen, ich heiße Bob. Sie sind Jake, ich bin Bob. Wenn wir uns dann bitte auf den Weg machen könnten?«
    Der Mann stand auf. Ich sammelte mich, dachte an meine Zeiten als Türsteher. Ich würde den Mann hier nicht ohne Erklärung rauslassen. Aber falls er eingeschüchtert war, gelang es ihm ziemlich gut, sich das nicht anmerken zu lassen.
    »Können wir jetzt endlich gehen«, fragte er, »oder wollen Sie noch mehr Zeit vergeuden?«
    »Wo fahren wir hin?«
    Bob runzelte die Stirn, als wollte ich ihn auf den Arm nehmen. »Kommen Sie, Jake. Was glauben Sie denn?« Er deutete auf die Tür hinter mir. »Zu Natalie natürlich. Wir müssen los.«

VIERZEHN
    D er Transporter stand auf dem Mitarbeiterparkplatz hinter dem Moore-Wohnheim.
    Es war ruhig geworden auf dem Campus. Die Musik war verstummt, und nur das unablässige Zirpen der Grillen war noch zu hören. In der Ferne sah ich die Silhouetten einiger Studenten, aber für die meisten war offensichtlich um drei Uhr morgens Schluss.
    Bob und ich gingen Seite an Seite wie zwei alte Kumpel bei einem Nachtspaziergang. Der Alkohol schmiegte sich noch an gewisse Synapsen im Gehirn, die Kombination aus Nachtluft und dem Überraschungsgast hatte mich jedoch schlagartig ernüchtert. Als wir uns dem inzwischen wohlbekannten Chevy-Transporter näherten, wurde die Hintertür geöffnet. Ein Mann stieg aus.
    Das gefiel mir nicht.
    Der Mann war groß und dünn, hatte Wangenknochen, mit denen man Tomaten hätte schneiden können, und perfekt frisierte Haare. Bis hin zu seinem wissenden, leicht herablassenden Gesichtsausdruck sah er aus wie ein männliches Model. In meiner Zeit als Türsteher hatte ich so etwas wie einen sechsten Sinn für sich anbahnenden Ärger entwickelt. Das ergab sich einfach, wenn man lange genug in so einem Job arbeitete. Ein Mann ging an dir vorbei, und die Gefahr überfiel dich in heißen Schüben, wie die Wellenlinien in einem Cartoon. Und dieser Kerl strahlte Gefahrenwellen im Temperaturbereich einer Supernova aus.
    Ich blieb stehen. »Wer ist das?«
    »Geht das schon wieder los mit den Namen?«, sagte Bob. Dann ergänzte er mit einem theatralischen Seufzer: »Das ist Otto. Jake, ich möchte Ihnen meinen Freund Otto vorstellen.«
    »Otto und Bob«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Zwei Palindrome.«
    »Ihr Professoren mit euren großen Wörtern.« Wir erreichten den Transporter. Otto trat zur Seite und ließ mir den Vortritt, aber ich rührte mich nicht. »Steigen Sie ein«, sagte Bob.
    Ich schüttelte den Kopf. »Meine Mama hat mir verboten, zu Fremden ins Auto zu steigen.«
    »Yo! Teach!«
    Ich riss die Augen auf, während ich mich zu der Stimme umdrehte. Barry kam ungelenk auf uns zugerannt. Er war eindeutig betrunken, daher sahen seine Schritte aus wie die einer Marionette, bei der sich die Schnüre verheddert hatten. »Yo, Teach, ich hab nur eine kurze Frage, wenn ich …«
    Barry konnte den Satz nicht beenden. Ohne zu zögern und ohne jede Vorwarnung trat Otto vor, holte aus und schlug ihn mitten ins Gesicht. Einen Moment lang schockierte mich dieses übergangslose Geschehen. Barry hing horizontal in der Luft. Mit einem lauten Knall schlug er auf dem Boden auf, dann rollte sein Kopf zur Seite. Seine Augen waren geschlossen. Blut sickerte aus seiner Nase.
    Ich hockte mich vor ihn. »Barry?«
    Er bewegte sich nicht.
    Otto zog eine Pistole.
    Ich bewegte mich ein wenig nach links, um Barry abzuschirmen.
    »Auf Sie wird Otto nicht schießen«, sagte Bob mit derselben ruhigen Stimme. »Er schießt einfach so lange auf die Studenten hier, bis Sie im Transporter sind.«
    Ich legte Barrys Kopf zurecht. Ich sah, dass er atmete. Ich wollte gerade seinen Puls fühlen, als ich noch eine Stimme hörte.
    »Barry?« Ein anderer Student. »Wo bist du, Bro?«
    Angst packte mich, als Otto die Pistole hob. Ich überlegte, ob ich versuchen sollte, sie ihm abzunehmen, doch als hätte er meine Gedanken gelesen, trat Otto einen Schritt zurück.
    Ein anderer Student rief: »Ich glaub, er ist da drüben bei dem Transporter – Barry?«
    Otto zielte auf die Stimme. Bob sah mich an und zuckte kurz die Achseln.
    »Okay!«, sagte ich mit einem Bühnenflüstern. »Ich geh ja schon! Nicht schießen.«
    Schnell rollte ich mich hinten in den Laderaum des

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