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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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auf den Boden sah, stellte ich mit wachsendem Schrecken fest, dass es nichts von beidem war.
    Es war ein Zahn.
    Mir stockte der Atem. Ich sah Otto an und entdeckte den Hauch eines Lächelns in seinem Model-Gesicht. Er öffnete den Metallkasten und nahm ein paar rostige Werkzeuge heraus. Ich sah eine Kneifzange, eine Bügelsäge, ein Teppichmesser – dann wandte ich den Blick ab.
    Bob: »Wo ist sie?«
    »Ich hab doch schon gesagt, dass ich es nicht weiß.«
    »Diese Antwort …«, sagte Bob. Ich sah, wie sein Hinterkopf wackelte. »… finde ich sehr unbefriedigend.«
    Otto blieb teilnahmslos. Er hatte die Pistole weiter auf mich gerichtet, während sein Blick immer wieder zärtlich über sein Werkzeug wanderte. Beim Betrachten der Kneifzange, der Bügelsäge und des Teppichmessers begannen seine Augen zu leuchten.
    Wieder Bob: »Jake?«
    »Was ist?«
    »Otto wird Ihnen jetzt Handschellen anlegen. Sie machen dabei keine Dummheiten. Er hat eine Pistole, und … wir können jederzeit zum Campus zurückfahren und ein paar Schießübungen mit Ihren Studenten veranstalten. Haben Sie mich verstanden?«
    Wieder schluckte ich. In meinem Kopf drehte sich alles. »Ich weiß nichts.«
    Bob seufzte theatralisch. »Ich habe Sie nicht gefragt, ob Sie etwas wissen, Jake. Na ja, also vorhin schon, da habe ich Sie das gefragt, aber jetzt wollte ich wissen, ob Sie verstanden haben, was ich gesagt habe – über die Handschellen und die Schießübungen auf Studenten. Haben Sie das alles verstanden, Jake?«
    »Ja.«
    »Okay, dann machen Sie jetzt keine Mätzchen.« Bob setzte den Blinker und wechselte auf die linke Spur. Wir waren noch auf dem Highway. »Mach weiter, Otto.«
    Ich hatte nicht mehr viel Zeit. Das war klar. Sobald die Handschelle saß – sobald ich an die Transporterwand gefesselt war –, war ich erledigt. Ich sah den Zahn auf dem Boden an.
    Ein guter Hinweis auf das, was mich erwartete.
    Otto kam aus dem hinteren Teil des Laderaums auf mich zu. Er hielt die Pistole immer noch in der Hand. Ich hätte versuchen können, ihn zu überwältigen, aber damit rechnete er natürlich. Also überlegte ich, ob ich die Seitentür öffnen und mich hinausrollen sollte – keine Kleinigkeit bei hundert Stundenkilometern auf dem Highway. Außerdem war die Tür verriegelt. Ich würde sie nicht so schnell öffnen können.
    Schließlich sagte Otto: »Halten Sie sich mit der linken Hand neben den Handschellen an der Stange fest. Umgreifen Sie die Stange mit allen Fingern.«
    Ich wusste, warum er das verlangte. Auf diese Art war eine Hand außer Gefecht. Er musste nur noch auf die andere achten. Wobei das eigentlich keine Rolle spielte. Er bräuchte nur eine Sekunde, um die Metallschelle um mein Handgelenk zu schließen, und dann, tja, Game over. Ich ergriff die Stange – dann hatte ich eine Idee.
    Es war schwierig, vielleicht sogar unmöglich, aber sobald die Handschelle zuschnappte und ich gefesselt war, konnte Otto anfangen, mich mit den Geräten aus seinem kleinen Werkzeugkasten zu bearbeiten und …
    Ich hatte keine Wahl.
    Otto rechnete vermutlich damit, dass ich auf ihn losgehen könnte. Wahrscheinlich erwartete er aber nicht, dass ich mich in die andere Richtung orientieren könnte.
    Ich versuchte, mich zu entspannen. Das Timing war entscheidend. Ich war groß – sonst hätte ich keine Chance gehabt. Außerdem baute ich darauf, dass Otto nicht auf mich schießen wollte, sondern dass die beiden mich lebend wollten. Das hatte Bob mit seiner Drohung, lieber auf die Studenten zu schießen als auf mich, ja bereits deutlich gemacht.
    Ich hatte höchstens eine Sekunde. Weniger noch. Vielleicht nur ein paar Zehntel.
    Otto streckte die Hand nach den Handschellen aus. Als seine Finger sie berührten, legte ich los.
    Ich stützte mich mit der Hand an der Stange ab und schwang die Beine hoch – aber nicht, um Otto zu treten. Das wäre sinnlos gewesen, und außerdem war er darauf vorbereitet. Stattdessen katapultierte ich mich nach vorne und streckte meinen langen Körper horizontal aus. Ich flog nicht direkt durch den Transporter wie ein erfahrener Kampfkunst-Meister, aber dank meiner Größe und den verdammten Rumpfstabilisationsübungen, die ich dauernd machte, konnte ich mein Bein wie eine Peitsche herumschleudern.
    Ich zielte mit dem Hacken auf die Seite von Bobs Kopf.
    Otto reagierte schnell. Genau in dem Moment, als mein Hacken ins Schwarze traf, erwischte er mich in der Luft und drückte mich zu Boden. Er nahm mich in den Schwitzkasten

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