Ich finde dich
und fing an zu drücken.
Aber es war zu spät.
Ich hatte Bob einen kräftigen Tritt an den Kopf verpasst, worauf der zur Seite geschleudert worden war. Bob zuckte instinktiv zusammen und nahm die Hände vom Lenkrad. Der Transporter geriet ins Schlingern, so dass Otto und ich – und die Pistole – durcheinanderkullerten.
Ich hatte eine Chance.
Otto hielt mich immer noch im Schwitzkasten, aber ohne die Pistole war es ein Kampf Mann gegen Mann. Er war ein guter, erfahrener Kämpfer. Ich war ein guter, erfahrener Kämpfer. Er war gut eins achtzig groß und wog achtzig Kilo. Ich war eins siebenundneunzig groß und wog gut hundert Kilo.
Vorteil: auf meiner Seite.
Ich warf mich gegen die Hecktür – mit ihm als Puffer. Sein Griff um meinen Hals lockerte sich. Ich holte Schwung und wiederholte das Manöver. Er ließ los, und sofort suchte ich den Boden mit den Augen nach der Pistole ab.
Ich sah sie nicht.
Der Transporter schleuderte weiter nach rechts, dann plötzlich nach links, als Bob versuchte, ihn wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Ich taumelte vorwärts, fiel auf die Knie. Neben mir schlitterte etwas über den Metallboden, und als ich mich nach dem Geräusch umdrehte, lag die Pistole vor mir in der Ecke. Ich wollte zu ihr krabbeln, aber Otto packte mein Bein und zog mich zurück. Es gab ein kurzes Tauziehen, als ich versuchte, die Pistole zu erreichen und er mich festhielt. Ich trat nach seinem Gesicht, traf aber nicht.
Dann senkte Otto den Kopf und biss mir ins Bein.
Ich heulte vor Schmerz auf.
Er verbiss sich in meiner Wade. Panisch trat ich kräftiger aus. Er ließ nicht los. Vor Schmerz wurde mir wieder schummrig vor Augen. Zum Glück geriet der Transporter erneut ins Schlingern. Otto flog nach rechts. Ich rollte nach links. Er landete beim Werkzeugkasten. Seine Hand verschwand darin.
Wo zum Teufel war die Pistole?
Ich sah sie nicht mehr.
Vorne sagte Bob: »Hören Sie auf, oder wir werden weitere Studenten verletzen.«
Aber ich hörte nicht auf den Mist. Ich blickte nach links und rechts. Die Pistole war nicht da.
Ottos Hand tauchte aus dem Werkzeugkasten auf. Mit dem Teppichmesser. Er drückte den Knopf und schob die Klinge heraus.
Und schon war mein Größenvorteil nichts mehr wert.
Mit ausgestrecktem Messer kam er auf mich zu. Ich saß in der Ecke fest. Keine Spur von der Pistole. Ich hatte keine echte Chance, ihn zu überwältigen, ohne dabei schwere Schnittverletzungen zu riskieren. Also blieb mir keine Wahl.
Wenn man in Schwierigkeiten steckt, sollte man auf erprobte Lösungswege zurückgreifen.
Ich drehte mich um und schlug Bob gegen den Hinterkopf.
Wieder geriet der Transporter ins Schlingern. Otto und ich kullerten durch den Laderaum. Als ich auf dem Boden aufprallte, eröffnete sich eine Möglichkeit. Ich senkte den Kopf und stürzte mich auf Otto. Er hatte das Teppichmesser noch in der Hand und stach nach mir, doch ich packte sein Handgelenk, versuchte wieder, meinen Gewichtsvorteil auszunutzen.
Bob hatte inzwischen immer größere Probleme, den Wagen unter Kontrolle zu halten.
Otto und ich wurden durch den Laderaum geschleudert. Mit der linken Hand umklammerte ich sein rechtes Handgelenk. Ich schlang meine Beine um seinen Körper, drückte Otto den rechten Unterarm auf den Kehlkopf und versuchte, an seine Luftröhre zu kommen. Er drückte das Kinn herunter, um mich davon abzuhalten, doch ich hatte den Unterarm schon auf seinem Hals. Wenn ich ihn noch etwas weiter hineindrückte …
Da geschah es.
Bob trat scharf auf die Bremse. Der Transporter hielt schlagartig an. Otto und ich flogen durch die Luft und knallten auf den Boden. Die Sache war die, dass mein Unterarm dabei die ganze Zeit auf seiner Kehle lag. Überlegen Sie mal. Mein Gewicht, die Geschwindigkeit des Wagens, der plötzliche Halt – alles zusammen verwandelte meinen Unterarm in eine Dampframme.
Ich hörte ein schreckliches Knirschen, als zerbräche ein Bündel trockener Zweige. Ottos Luftröhre gab nach wie nasses Pappmaché. Mein Arm traf auf etwas Hartes – ich spürte tatsächlich die Halsknorpel und sogar den Transporterboden durch die Haut. Ottos Körper erschlaffte. Ich sah auf sein Model-Gesicht hinab. Die Augen standen offen, doch jetzt wirkten sie nicht mehr nur leblos – sie waren es.
Ich hoffte fast, dass er blinzeln würde. Er tat es nicht.
Otto war tot.
Ich rollte von ihm herunter.
»Otto?«
Es war Bob. Ich sah, wie er auf dem Fahrersitz in die Tasche griff. Ich fragte mich, ob er eine
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