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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Transporters. Ich sah keine Sitze. An einer Seite befand sich eine Art Bank. Weitere Sitzgelegenheiten gab es nicht. Otto nahm die Waffe herunter und rutschte neben mich. Bob schlug die Tür zu und setzte sich auf den Fahrersitz. Barry war immer noch bewusstlos. Als wir losfuhren, kamen die Studenten näher. Ich hörte, wie einer rief: »Hey, was zum … oh mein Gott, Barry?«
    Falls Bob und Otto Angst hatten, dass sich jemand das Kennzeichen merkte, ließen sie es sich nicht anmerken. Bob fuhr aufreizend langsam. Das gefiel mir ganz und gar nicht. Er sollte endlich das Gaspedal durchtreten. Er sollte sich gefälligst beeilen. Otto und Bob sollten sich so schnell wie möglich so weit wie möglich von den Studenten entfernen.
    Ich wandte mich an Otto. »Warum mussten Sie so hart zuschlagen?«
    Otto musterte mich mit einem Blick, der mir einen kalten Schauer bis ins Herz jagte. Seine Augen wirkten leblos, ohne jedes Glitzern. Es war, als sähe man einem unbelebten Objekt in die Augen – einem Beistelltisch oder einem Pappkarton.
    Auf dem Fahrersitz sagte Bob: »Werfen Sie Ihr Portemonnaie und Ihr Handy auf den Beifahrersitz.«
    Ich tat, was er verlangte. Mit einem kurzen Blick musterte ich die Innenausstattung des Laderaums, und mir gefiel nicht, was ich sah. Der Teppichboden war entfernt worden, so dass man auf den blanken Metallboden sah. Neben Ottos Füßen stand ein rostiger Werkzeugkasten. Keine Ahnung, was darin war. Eine Stange war an die gegenüberliegende Wand geschweißt. Als ich die Handschellen sah, schluckte ich. Eine Schelle war an der Stange befestigt, die andere hing offen herunter und wartete offensichtlich auf ein Handgelenk.
    Otto hielt die ganze Zeit die Pistole auf mich gerichtet.
    Als wir auf dem Highway waren, fing Bob an, lässig mit der offenen Handfläche zu lenken, so wie mein Vater früher, wenn wir das Material für ein handwerkliches Wochenend-Projekt im Haus oder im Garten aus dem Baumarkt geholt hatten.
    »Jake«, sagte Bob, ohne sich umzudrehen.
    »Ja.«
    »Wohin?«
    »Hä?«, sagte ich.
    »Ganz einfach, Jake«, sagte Bob. »Du erzählst uns jetzt, wo Natalie ist.«
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Ich habe keine Ahnung, wo sie ist. Sie hatten doch gesagt, dass …«
    Im selben Moment rammte Otto mir seine Faust in den Bauch. Luft strömte aus meiner Lunge. Ich klappte in der Hüfte wie ein Koffer zusammen, und meine Knie knallten auf den Metallboden. Wenn Ihnen schon einmal jemand so die Luft aus dem Körper gerammt hat, wissen Sie, dass man danach einen Moment lang völlig gelähmt ist. Man hat das Gefühl zu ersticken. Man kann sich nur zusammenrollen und hoffen, dass irgendwie wieder Luft in die Lunge kommt.
    Bobs Stimme: »Wo ist sie?«
    Selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich ihm nicht antworten können. Ich versuchte durchzuhalten, daran zu denken, dass die Luft wieder zurückkäme, wenn ich aufhörte, darum zu kämpfen. Doch es fühlte sich an, als würde mir jemand den Kopf unter Wasser drücken und ich müsste darauf vertrauen, dass er mich irgendwann schon loslassen würde.
    Wieder Bobs Stimme: »Jake?«
    Otto trat mir seitlich gegen den Kopf. Ich rollte auf den Rücken und sah Sterne. Meine Brust fing an zu zucken, endlich konnte ich in kleinen, wohltuenden Atemzügen wieder Luft holen. Otto trat mir noch einmal gegen den Kopf. An den Rändern meines Sichtfelds wurde es schwarz. Die Augen drehten sich nach innen. Mein Magen rebellierte. Ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen, und weil die Gedanken seltsame Wege gehen, dachte ich, dass es gut war, dass sie den Teppichboden entfernt hatten, weil man den Boden dann leichter reinigen konnte.
    »Wo ist sie?«, fragte Bob noch einmal.
    Nachdem ich auf allen vieren in die hinterste Ecke des Transporters gekrochen war, spie ich ein paar Worte aus: »Das weiß ich nicht. Ich schwöre es.«
    Ich presste mich mit dem Rücken gegen die Wand. Die Stange mit den Handschellen war direkt über meiner rechten Schulter. Otto hatte immer noch die Pistole auf mich gerichtet. Ich rührte mich nicht, wollte Zeit gewinnen, wieder zu Atem kommen, mich erholen und einen klaren Gedanken fassen. Der Alkohol war noch im System, überdeckte alles mit einem leichten Schleier, doch Schmerz war eine sehr effiziente Möglichkeit, Klarheit und Konzentration zurückzugewinnen.
    Ich zog beide Knie an die Brust. Dabei spürte ich etwas Kleines, Spitzes an meinem Bein. Eine kleine Glasscherbe, dachte ich, oder vielleicht ein scharfkantiger Stein. Als ich

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