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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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bist?«
    Ich übersprang die Sache mit Natalie und ließ stattdessen die Bombe platzen. »Sie waren bewaffnet.«
    Wieder weiteten sich seine Augen. »Mit Pistolen?«
    »Ja.«
    »Echt?«
    »Es waren echte Pistolen, ja.«
    »Woher weißt du das?«
    Ich beschloss, nicht zu erwähnen, dass sie auf mich geschossen hatten. Ich fragte mich, ob die Polizei am Highway womöglich Kugeln fand. Das musste ich wissen.
    »Hast du noch jemandem davon erzählt?«, fragte Tripp, als ich seine letzte Frage nicht beantwortete.
    »Ich habe es den Polizisten erzählt, weiß aber nicht, ob sie mir glauben.«
    Er lehnte sich zurück und begann, an seiner Lippe herumzuzupfen. Ich wusste, was er dachte: Wie würden die Studenten, ihre Eltern und wichtige Ehemalige reagieren, wenn sie erfuhren, dass bewaffnete Männer auf dem Campus gewesen waren? Und sie waren ja nicht nur auf dem Campus gewesen, falls ich die Wahrheit sagte – auch wenn das recht unwahrscheinlich war –, sie hatten einen Professor gekidnappt und einen Studenten krankenhausreif geschlagen.
    »Du warst zu diesem Zeitpunkt ziemlich angetrunken, nicht wahr?«
    Jetzt ging es richtig los. »Ja, war ich.«
    »Wir haben eine Überwachungskamera auf dem Quad. Das kann man schon nicht mehr als leichte Schlangenlinien bezeichnen.«
    »Soll vorkommen, wenn man etwas viel getrunken hat.«
    »Wir haben auch gehört, dass du die Bibliotheksbar um ein Uhr nachts verlassen hast … und doch hat man dich erst um drei Uhr in Schlangenlinien nach Hause kommen sehen.«
    Wieder wartete ich.
    »Wo warst du die zwei Stunden?«
    »Warum?«
    »Weil ich den Angriff auf einen Studenten aufzuklären versuche.«
    »Der, wie wir beide wissen, nach drei Uhr morgens erfolgte. Oder meinst du, ich hätte die zwei Stunden damit zugebracht, diesen Angriff zu planen?«
    »Ich wüsste nicht, wieso wir jetzt in Sarkasmus verfallen sollten, Jacob. Das ist eine ernste Angelegenheit.«
    Ich schloss die Augen. Sofort begann der Raum, sich zu drehen. Er hatte recht. »Ich bin mit einer jungen Dame nach Hause gegangen. Es ist wirklich völlig irrelevant. Ich würde Barry nie schlagen. Er kommt jede Woche zu mir in die Sprechstunde.«
    »Ja, er hat dich auch verteidigt. Er sagte, du seist sein Lieblingsprof. Ich muss mich jedoch an die Fakten halten, Jacob. Das verstehst du doch, oder?«
    »Ja.«
    »Fakt: Du warst betrunken.«
    »Ich bin College-Professor. Trinken gehört quasi zu meinem Job.«
    »Das ist nicht witzig.«
    »Aber wahr. Verdammt, ich bin sogar hier im Haus auf Partys gewesen. Du hast doch auch keine Angst, den einen oder anderen zu heben.«
    »So machst du es nicht besser.«
    »Das ist auch nicht meine Absicht. Ich versuche, die Wahrheit zu erfahren.«
    »Weiter. Fakt: Obwohl du dich nur sehr vage äußerst, bist du nach dem Trinken offenbar zu einem One-Night-Stand verschwunden.«
    »Ich habe mich nicht vage geäußert«, sagte ich. »Genau das wollte ich sagen. Sie war über dreißig und arbeitet nicht fürs College. Na und?«
    »Und nach diesen Ereignissen wird ein Student angegriffen?«
    »Nicht von mir.«
    »Trotzdem besteht da eine Verbindung«, sagte er und lehnte sich zurück. »Ich sehe nicht, dass ich eine andere Wahl hätte, als dich freistellen zu lassen.«
    »Weil ich etwas getrunken habe?«
    »Weil da doch einiges zusammenkommt«, sagte er.
    »Ich unterrichte gerade diverse Seminare, die …«
    »Wir finden eine Vertretung.«
    »Und ich bin verantwortlich für meine Studenten. Ich kann sie nicht einfach im Stich lassen.«
    »Vielleicht«, sagte er scharf, »hättest du daran denken sollen, bevor du dich betrinkst.«
    »Sich zu betrinken ist kein Verbrechen.«
    »Nein, aber die darauf folgenden Handlungen …« Seine Stimme verklang, und er fing an zu lächeln. »Schon komisch«, sagte er.
    »Was?«
    »Ich habe von der Auseinandersetzung gehört, die du vor Jahren mit Professor Trainor hattest. Wie kommt es, dass dir die Parallelen nicht sofort ins Auge springen?«
    Ich sagte nichts.
    »Es gibt ein altes griechisches Sprichwort«, fuhr er fort. »Der Bucklige sieht den Buckel auf seinem Rücken nicht.«
    Ich nickte. »Wie tiefsinnig.«
    »Du scherzt darüber, Jacob, aber glaubst du wirklich, du hättest dich vorbildlich verhalten?«
    Ich wusste nicht, was ich denken sollte. »Ich habe nie behauptet, dass ich mich vorbildlich verhalten hätte.«
    »Sondern bloß, dass du mit zweierlei Maß misst?« Er stieß einen etwas zu tiefen Seufzer aus. »Es gefällt mir nicht, das zu tun,

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