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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Jacob.«
    »Höre ich da ein Aber?«
    »Du kennst das Aber. Hat die Polizei aufgrund deiner Aussagen Ermittlungen eingeleitet?«
    Ich wusste nicht, wie ich darauf antworten sollte, also entschied ich mich für die Wahrheit: »Das weiß ich nicht.«
    »Dann wäre es vielleicht am besten, wenn du dich vom Dienst freistellen lässt, bis die Sache geklärt ist.«
    Ich wollte widersprechen, tat es aber nicht. Er hatte recht. Unabhängig von dem ganzen college-politischen Hokuspokus oder möglichen Regressforderungen ließ sich nicht wegdiskutieren, dass ich tatsächlich Studenten in Gefahr brachte. Ein Student hatte durch mein Verhalten schon ernsthafte Verletzungen davongetragen. Ich konnte alle möglichen Rechtfertigungen vorbringen, doch wenn ich mich an das Versprechen gehalten hätte, das ich Natalie gegeben hatte, läge Barry jetzt nicht mit Gesichtsfrakturen im Krankenhaus.
    Durfte ich das Risiko eingehen, dass das noch einmal passierte?
    Nicht zu vergessen, dass Bob da draußen noch rumlief. Er könnte auf Rache für Otto sinnen, den Job beenden oder den Zeugen zum Schweigen bringen wollen. Gefährdete ich durch mein Bleiben nicht das Wohlergehen meiner Studenten?
    Präsident Tripp fing an, die Papiere auf seinem Schreibtisch zu ordnen, ein eindeutiges Zeichen, dass unser Gespräch beendet war. »Pack deine Sachen«, sagte er. »Ich möchte, dass du den Campus in einer Stunde verlassen hast.«

SECHZEHN
    A m Mittag des folgenden Tages war ich wieder in Palmetto Bluff.
    Ich klopfte an die Tür eines Hauses in einer ruhigen Sackgasse. Delia Sanderson – Todd Sandersons, äh … Witwe, sollte ich wohl sagen – öffnete mit einem traurigen Lächeln. Sie war eine auf eine robust ländliche Art gutaussehende Frau mit kräftigen Gesichtszügen und großen Händen.
    »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Professor.«
    »Bitte«, sagte ich mit leichten Gewissensbissen, »nennen Sie mich Jake.«
    Sie trat zur Seite und bat mich herein. Das Haus war hübsch, eingerichtet in dem modernen pseudoviktorianischen Stil, der in diesen funkelnagelneuen Siedlungen gerade Mode zu sein schien.
    Hinten grenzte das Grundstück an einen Golfplatz. Alles vermittelte eine grüne und heitere Atmosphäre.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass Sie die lange Reise auf sich genommen haben.«
    Wieder Gewissensbisse. »Bitte«, sagte ich. »Es ist mir eine Ehre.«
    »Trotzdem. Dass das College einen Professor den ganzen Weg hierher schickt …«
    »Es ist wirklich keine große Sache.« Ich versuchte zu lächeln. »Außerdem ist es eine nette Abwechslung.«
    »Na ja, ich bin Ihnen jedenfalls sehr dankbar«, sagte Delia Sanderson. »Die Kinder sind im Moment nicht da. Ich habe sie wieder in die Schule geschickt. Man muss trauern, aber man muss sich auch seinem Leben widmen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Das tue ich«, sagte ich.
    Bei meinem gestrigen Anruf hatte ich keine konkreten Angaben gemacht. Ich hatte nur gesagt, dass ich Professor an Todds altem College sei und hoffte, bei ihr vorbeikommen zu dürfen, um Beileidsbekundungen zu überbringen und mit ihr über ihren verstorbenen Ehemann zu sprechen. Hatte ich irgendwie zu verstehen gegeben, dass ich im Namen des Colleges kam? Na ja, sagen wir mal, ich hatte mich nicht bemüht, diesen Eindruck zu zerstreuen.
    »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, fragte sie.
    Ich habe festgestellt, dass Menschen tendenziell entspannter sind, wenn sie einfache Tätigkeiten ausführen und dabei das Gefühl haben, etwas für das Wohlergehen ihrer Gäste zu tun. Also nahm ich an.
    Wir standen noch im Windfang. Die »Salons«, in denen man im Allgemeinen Gäste empfing, lagen rechts von uns. Die Wohnräume – Wohnzimmer und Küche – befanden sich links. Ich folgte Delia Sanderson in die Küche, weil ich hoffte, dass auch die informellere Umgebung zu ihrer Entspannung beitrug und sie sich eher öffnen würde.
    Ich entdeckte nichts, was auf den kürzlich erfolgten Einbruch hindeutete, aber was hatte ich auch erwartet? Blutspuren auf dem Fußboden? Umgestoßene Möbelstücke? Offen stehende Schubladen? Gelbes Polizei-Absperrband?
    Die Küche war geräumig und ziemlich schick und erstreckte sich in ein noch schickeres »Medienzimmer«. Dort hing ein riesiger Fernseher an der Wand. Auf der Couch lagen diverse Fernbedienungen und mehrere Xbox-Controller. Ja, ich kenne die Xbox. Ich habe selbst eine. Ich spiele gerne Madden NFL . Verklagen Sie mich doch.
    Sie ging zu einer dieser

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