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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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so behutsam wie möglich auf und ging zum Kühlschrank, an dem Dutzende Familienfotos mit Magneten befestigt waren – eine Art Collage. Die Bilder waren wunderbar unspektakulär, erfüllten die Erwartungen an solche Fotos fast zu perfekt: Angeltour, Besuch in Disney World, Tanzaufführungen, Weihnachten am Strand, Schulkonzerte, Abschlussfeiern. Keine der kleinen Wegmarken des Lebens fehlte auf dem Kühlschrank. Ich beugte mich vor und musterte Todds Gesicht auf so vielen Fotos wie möglich.
    War es derselbe Mann?
    Er war auf allen Fotos glattrasiert. Der Mann, dem ich begegnet war, hatte diese modisch fehlgeleiteten Bartstoppeln getragen. Die konnte man sich natürlich innerhalb weniger Tage wachsen lassen, trotzdem fand ich es seltsam. Also dachte ich wieder einmal über das gleiche Problem nach: War das der Mann, den ich auf Natalies Hochzeit gesehen hatte?
    Ich spürte Delias Blick in meinem Rücken.
    »Ich bin Ihrem Mann einmal begegnet«, sagte ich.
    »Oh?«
    Ich drehte mich zu ihr um. »Vor sechs Jahren.«
    Sie nahm ihren Kaffee – offensichtlich trank sie ihn schwarz – und setzte sich auf einen der anderen Hocker. »Wo war das?«
    Ich sah sie direkt an, als ich sagte: »In Vermont.«
    Sie zuckte nicht zusammen oder so etwas, runzelte aber leicht die Stirn. »Vermont?«
    »Ja. In einem kleinen Ort namens Kraftboro.«
    »Sind Sie sicher, dass es Todd war?«
    »Es war Ende August«, erläuterte ich. »Ich verbrachte einige Zeit in einem Refugium.«
    Jetzt wirkte sie ernsthaft verwirrt. »Ich wüsste nicht, dass Todd je in Vermont war.«
    »Vor sechs Jahren«, wiederholte ich. »Im August.«
    »Ja, ich hab das schon verstanden.« Ein Anflug von Ungeduld lag in ihrer Stimme.
    Ich deutete auf den Kühlschrank hinter mir. »Da sah er ein bisschen anders aus als auf den Fotos.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Die Haare waren länger«, sagte ich. »Außerdem trug er einen Dreitagebart.«
    »Todd?«
    »Ja.«
    Sie überlegte kurz, dann umspielte ein schwaches Lächeln ihre Lippen. »Jetzt versteh ich, was hier abläuft.«
    »Was verstehen Sie?«
    »Ich weiß jetzt, warum Sie den langen Weg hierhergekommen sind.«
    Das interessierte mich.
    »Ich bin einfach nicht dahintergekommen. Schließlich war Todd nicht in irgendwelchen Ehemaligen-Vereinigungen oder so etwas aktiv. Das College zeigte allenfalls ein beiläufiges Interesse an ihm. Aber jetzt, nach all dem Gerede über einen Mann aus Vermont …« Sie brach ab und zuckte die Achseln. »Offenbar haben Sie meinen Mann verwechselt. Mit diesem Todd, den Sie in Vermont kennengelernt haben.«
    »Nein, ich bin ziemlich sicher, dass er …«
    »Todd war nie in Vermont. Das weiß ich genau. Und in den letzten acht Jahren ist er jedes Jahr im August nach Afrika gefahren, um Bedürftige in Not zu operieren. Außerdem hat er sich täglich rasiert. Täglich, sogar sonntags, wenn wir das Haus nicht verlassen haben. Todd war nie unrasiert.«
    Ich warf noch einen letzten Blick auf die Fotos am Kühlschrank. Konnte das sein? War es wirklich so einfach? Hatte ich ihn verwechselt? Ich hatte diese Möglichkeit schon vorher in Erwägung gezogen, aber jetzt war ich endlich so weit, sie zu akzeptieren.
    Eigentlich änderte sich dadurch nicht viel. Es blieb immer noch die E-Mail von Natalie. Es blieben Otto und Bob und alles, was mit ihnen passiert war. Aber dies hier war vermutlich eine Sackgasse.
    Delia musterte mich jetzt unverhohlen. »Was ist los? Warum sind Sie wirklich hier?«
    Ich griff in die Tasche und zog das Foto von Natalie heraus. Seltsamerweise habe ich nur ein einziges. Sie hatte sich nicht gern fotografieren lassen, einmal hatte ich sie jedoch im Schlaf geknipst. Warum, weiß ich nicht mehr. Oder vielleicht doch. Ich gab es Delia Sanderson und wartete auf ihre Reaktion.
    »Seltsam«, sagte sie.
    »Was?«
    »Sie hat die Augen geschlossen.« Sie sah mich an. »Haben Sie das Foto gemacht?«
    »Ja.«
    »Als sie schlief?«
    »Ja. Kennen Sie sie?«
    »Nein. Sie starrte das Foto an. Sie bedeutet Ihnen viel, oder?«
    »Ja.«
    »Und wer ist sie?«
    Die Haustür wurde geöffnet. »Mom?«
    Sie legte das Foto auf die Granitinsel, stand auf und ging auf die Stimme zu. »Eric? Ist alles in Ordnung? Warum bist du schon wieder da?«
    Ich folgte ihr den Flur entlang. Ich hatte ihren Sohn bei der Grabrede während der Beerdigung gesehen. Er blickte an seiner Mutter vorbei und musterte mich durchdringend. »Wer ist das?«, fragte er. Sein Ton war überraschend feindselig, als ginge

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