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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Kapsel-Kaffeemaschinen. Ich setzte mich an der Granitinsel in der Mitte des Raums auf einen Hocker. Sie präsentierte mir eine überraschend große Auswahl an Kaffee-Kapseln.
    »Welchen hätten Sie gern?«, fragte sie.
    »Welchen können Sie empfehlen?«
    »Sind Sie ein Freund von starkem Kaffee? Ich würde fast darauf wetten.«
    »Die Wette hätten Sie schon gewonnen.«
    Sie klappte den Deckel auf und steckte eine Kapsel mit der Aufschrift Jet Fuel hinein. Die Maschine fraß die Kapsel und pisste dann den Kaffee aus. Appetitliche Bilder, ich weiß. »Nehmen Sie ihn schwarz?«, fragte sie.
    »Ein Freund so starken Kaffees bin ich dann doch nicht«, sagte ich und bat um etwas Milch und Süßstoff.
    Sie reichte mir die Tasse. »Sie sehen gar nicht aus wie ein College-Professor.«
    Das bekomme ich oft zu hören.
    »Mein Tweedjackett ist in der Reinigung.« Dann: »Mein Beileid zum Tod Ihres Mannes.«
    »Danke.«
    Ich trank einen Schluck Kaffee. Was genau wollte ich hier eigentlich? Ich musste herausbekommen, ob Delia Sandersons Todd und Natalies Todd ein und dieselbe Person waren. Wenn ja … also … wie war das möglich? Was hatte sein Tod zu bedeuten? Und was verschwieg mir diese Frau?
    Ich hatte natürlich keine Ahnung, war aber inzwischen bereit, ein paar Risiken einzugehen. Ich würde sie also womöglich etwas unter Druck setzen müssen. Darauf war ich nicht unbedingt scharf – Druck auf eine Frau auszuüben, die so unübersehbar trauerte. Ganz egal, was hier sonst noch vorgehen mochte – und ich hatte wirklich nicht den geringsten Schimmer –, es war offensichtlich, dass Delia Sanderson litt. Man sah ihr die Belastung an: das traurige Lächeln, die leicht herabhängenden Schultern, die Unruhe in ihren Augen.
    »Ich weiß nicht recht, wie ich die Frage so diplomatisch wie möglich formulieren soll …«, begann ich.
    Ich unterbrach mich, hoffte, dass sie den Köder schlucken würde. Das tat sie. »Aber Sie wollen wissen, wie er gestorben ist?«
    »Falls Sie der Ansicht sind, dass es mich nichts angeht …«
    »Das ist schon okay.«
    »In der Zeitung stand, es wäre bei einem Einbruch geschehen.«
    Sie wurde blass und drehte sich wieder zur Kaffeemaschine um. Sie suchte eine Kapsel heraus, legte sie zurück, wählte eine andere.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Wir müssen das nicht weiter erörtern.«
    »Es war kein Einbruch.«
    Ich schwieg.
    »Ich meine, sie haben nichts gestohlen. Das ist doch seltsam, oder? Bei einem Einbruch hätten die doch etwas mitgenommen. Sie haben aber nur …«
    Sie knallte den Deckel der Kaffeemaschine zu.
    Ich sagte: »Sie?«
    »Was?«
    »Sie sagten sie . Dann war es mehr als ein Einbrecher?«
    Sie wandte mir immer noch den Rücken zu. »Ich weiß es nicht. Die Polizei will nicht spekulieren. Ich verstehe nur nicht, wie ein Mann …« Sie senkte den Kopf, und ich meinte zu sehen, wie ihre Knie kurz nachgaben. Ich sprang auf, um sie zu stützen … Aber für wen hielt ich mich eigentlich? Ich hielt inne und setzte mich leise wieder auf den Hocker.
    »Eigentlich hätten wir hier sicher sein sollen«, sagte Delia Sanderson. »Eine geschlossene Wohnanlage. Das Böse sollte draußen bleiben.«
    Das Gelände der Anlage war riesig, diverse Hektar kultivierter Abgeschiedenheit. Die Zufahrt war mit einer Schranke versehen, die ein Security-Mann in der kleinen Hütte daneben per Knopfdruck öffnen musste. Doch das konnte das Böse nicht draußen halten, nicht, wenn es entschlossen war hereinzukommen. Kleinere Probleme ließen sich durch die Schranke womöglich verhindern. Es war eine zusätzliche Schutzschicht, deren Überwindung möglicherweise mit Ärger verbunden war, so dass diese Probleme sich ein leichteres Ziel suchten. Aber echter Schutz? Nein. Da war die Schranke nur Show.
    »Wieso glauben Sie, dass es mehrere Täter waren?«, fragte ich.
    »Ich denke … wahrscheinlich verstehe ich einfach nicht, wie ein einzelner Mensch so großen Schaden anrichten konnte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann wischte sie sich mit einem Finger erst durch das linke, dann durch das rechte Auge. Sie drehte sich um und sah mich an. »Lassen Sie uns über etwas anderes sprechen.«
    Ich wollte nachfragen, wusste aber, dass es nichts nützen würde. Ich war ein College-Professor der Alma Mater des verstorbenen Ehemanns auf einem Kondolenzbesuch. Im Übrigen war ich auch noch ein Mensch. Es war Zeit, die Frau in Ruhe zu lassen und eine andere Herangehensweise zu versuchen.
    Ich stand

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