Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
vielleicht war sie auch aus einem anderen Grund da, als unsere Beziehung anfing. Ich weiß nicht, was genau passiert ist, auf jeden Fall musste Natalie plötzlich verschwinden. Und zwar schnell. Wie hätte eure Organisation reagiert, wenn sie mich hätte mitnehmen wollen?«
    »Nicht positiv.«
    »Klar. Genau wie bei dir und Marie-Anne.« Ich brauchte kaum Pausen, um darüber nachzudenken, die Teile fielen wie von selbst an ihren Platz. »Aber Natalie kannte mich. Sie wusste, was ich für sie empfand. Sie wusste, dass ich es ihr niemals abgenommen hätte, wenn sie einfach gegangen wäre. Sie wusste, wenn sie einfach Knall auf Fall verschwand, würde ich ihr bis ans Ende der Welt folgen. Ich hätte nicht ohne Weiteres aufgegeben.«
    Benedict starrte mich schweigend an.
    »Und was ist dann passiert?«, fuhr ich fort. »Ich vermute, dass eure Organisation ihren Tod hätte vortäuschen können wie bei dir, aber in ihrem Fall hätte das niemand geglaubt. Wenn sie sowohl von der New Yorker Polizei als auch von Leuten wie Danny Zuker gesucht wurde, hätte man wirklich wasserdichte Beweise für ihren Tod gebraucht. Sie hätten ihre Leiche sehen wollen, einen DNA -Test gemacht und so weiter. Es hätte nicht funktioniert. Also hat sie ihre Hochzeit vorgetäuscht. In vielerlei Hinsicht war das perfekt. Die Aufführung überzeugte nicht nur mich, sondern auch ihre Schwester und ihre engsten Freunde. Viele Fliegen mit einer Klappe. Mir hat sie erzählt, Todd wäre ein alter Liebhaber und sie habe plötzlich erkannt, dass er ihre wahre Liebe sei. So klang es viel plausibler als eine Version, in der sie ihn gerade erst kennengelernt hatte. Aber als ich mich bei Julie nach ihm erkundigte, sagte sie, sie wäre Todd nie begegnet. Sie hatte es einfach für eine stürmische Romanze gehalten. Ganz egal, selbst wenn wir es alle etwas seltsam fanden, was hätten wir tun sollen? Natalie war verheiratet und verschwunden.«
    Ich sah zu ihm hoch.
    »Habe ich recht, Benedict? Oder Jamal? Oder wie immer du auch heißt? Bin ich zumindest nah dran?«
    »Ich weiß es nicht. Das ist keine Lüge. Ich weiß absolut nichts über Natalie.«
    »Warum nicht? Was ist mit deinem tollen Eid?«
    »Der Eid ist real. Du hast keine Vorstellung, wie real er ist.« Er griff in seine Tasche und zog eine kleine Dose heraus. Meine Oma hatte auch eine solche Dose für ihre Tabletten. »So eine hat jeder von uns.«
    »Was ist da drin?«, fragte ich.
    Er öffnete sie. In der Dose befand sich nur eine einzige schwarz-gelbe Kapsel. »Zyankali«, sagte er einfach, und es wurde kälter im Raum. »Wer immer Todd Sanderson in seine Gewalt gebracht hat, muss ihn überrascht haben, bevor er die Gelegenheit hatte, sich die Kapsel in den Mund zu stecken.« Er trat einen Schritt auf mich zu. »Jetzt verstehst du, oder? Du verstehst, warum Natalie dir das Versprechen abgenommen hat?«
    Ich saß nur da, war nicht in der Lage, mich zu bewegen.
    »Wenn du sie findest, tötest du sie. So einfach ist das. Wenn die Organisation kompromittiert wird, werden viele Menschen sterben. Gute Menschen. Menschen wie deine Natalie und meine Marie-Anne. Menschen wie du und ich. Verstehst du es jetzt? Verstehst du, warum du aufhören musst, sie zu suchen?«
    Das tat ich. Aber ich sträubte mich immer noch gegen das Unvermeidliche. »Es muss eine andere Möglichkeit geben.«
    »Die gibt es nicht.«
    »Ihr habt einfach nicht richtig darüber nachgedacht.«
    »Doch, das habe ich«, sagte er mit der sanftesten Stimme, die ich je gehört habe. »Öfter als du dir vorstellen kannst. Jahr für Jahr. Du hast ja keine Ahnung.«
    Er schob die Tablettendose wieder in die Tasche.
    »Du weißt, dass ich die Wahrheit sage, Jake. Du bist mein bester Freund. Abgesehen von einer Frau, die ich nie wieder sehen oder berühren werde, bist du der wichtigste Mensch in meinem Leben. Bitte, Jake. Bitte zwing mich nicht, dich zu töten.«

ACHTUNDZWANZIG
    B einahe hätte ich es ihm abgenommen.
    Korrigiere: Eine ganze Weile lang habe ich es ihm abgenommen. Auf den ersten Blick schien Benedict – er bestand darauf, dass ich ihn immer mit diesem Namen ansprach und mir niemals einen Schnitzer erlaubte – absolut recht zu haben. Ich musste aufhören.
    Natürlich kannte ich nicht alle Details. Ich wusste nicht, wie die Angelegenheit mit Fresh Start im Einzelnen ablief. Ich wusste nicht genau, warum und wohin Natalie verschwunden war. Genaugenommen wusste ich nicht einmal, ob sie noch lebte. Die New Yorker Polizei nahm an, dass

Weitere Kostenlose Bücher