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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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entschuldigen. Wir beide wünschen uns nichts sehnlicher, als unseren kleinen Jungen wiederzufinden. Als ich gehört habe, dass es Fotos gibt, auf denen angeblich Matthews Mutter zu sehen ist, wie sie ihn entführt hat, habe ich, ganz ehrlich gesagt, die Beherrschung verloren. Hätte ich nur eine Sekunde nachgedacht, hätte mir klar werden müssen, dass diese Fotos gefälscht oder manipuliert wurden oder wie immer man es bezeichnen möchte.«
    Ted hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: »Ich bin so sehr davon überzeugt, dass es sich um einen Betrug handelt, dass ich mich jetzt mit meiner Klientin, der talentierten und schönen Melissa Knight, zum Abendessen in Lola’s Café treffe. Wie Sie sehen, habe ich mich bei meiner unangemessenen Reaktion mit Wein bekleckert. Ich werde also nach Hause fahren und mich umziehen, bevor ich mich auf den Weg ins Lola’s mache.«
    Ted konnte das Zittern in seiner Stimme nicht verbergen. »Mein Sohn Matthew ist heute fünf Jahre alt geworden. Weder seine Mutter noch ich glauben, dass er tot ist. Möglicherweise ist er bei einer einsamen Frau, die sich immer verzweifelt ein Kind gewünscht und damals kurz entschlossen die Gelegenheit ergriffen hat, ihn zu entführen. Wenn diese Person uns jetzt sieht, möge sie Matthew doch bitte sagen, wie sehr Mommy und Daddy ihn lieben und wie sehr sie sich danach sehnen, ihn wieder in die Arme zu schließen.«
    Die Journalisten schwiegen respektvoll, als Ted zur Straße ging, wo Larry Post, sein Freund aus der Highschool und langjähriger Chauffeur, ihm bereits die Fondtür aufhielt.

14
    Nachdem Josh gegangen war, fuhr Zan im Aufzug nach oben, verriegelte die Tür ihres Apartments, zog sich aus und wickelte sich in den alten, warmen Morgenmantel, wie sie es bereits in der Früh nach dem Aufwachen getan hatte. Das blinkende Licht am Telefon zeigte an, dass Nachrichten eingegangen waren. Sie ging hinüber und schaltete den Apparat stumm. Den restlichen Abend saß sie nur in ihrem Schlafzimmersessel und betrachtete Matthews Bild, das von der einzigen Lampe beleuchtet wurde. Sehnsüchtig schweifte ihr Blick immer wieder über sein Gesicht.
    Seine dünnen Haare mussten sich mittlerweile zu einem dichten Schopf ausgewachsen haben. Und der Anflug eines rötlichen Schimmers in seinem Blond? Hatte er mittlerweile durch und durch rote Haare?
    Er war immer ein freundliches Kind mit einem sonnigen Gemüt gewesen und war auf Fremde zugegangen, nicht wie manche Dreijährige, die eher schüchtern und zurückhaltend sind. Dad war auch so extrovertiert gewesen, dachte Zan. Genau wie Mutter. Und ich? Was ist mit mir bloß geschehen?
    An die Monate nach dem Tod ihrer Eltern konnte sie sich nur verschwommen erinnern. Und jetzt behauptet man, ich hätte Matthew damals aus seinem Buggy genommen.
    »Habe ich es getan?«, flüsterte sie.
    Die Frage, aber auch die schockierende Tatsache, dass sie sie überhaupt laut für sich formulieren konnte, entsetzte sie zutiefst. Und auch um die Frage, die sich daraus ergab, kam sie nicht herum: »Aber wenn ich ihn entführt habe, was habe ich dann mit ihm gemacht?«
    Darauf hatte sie keine Antwort.
    Ich hätte ihm nie etwas angetan, redete sie sich ein. Ich habe nie die Hand gegen ihn erhoben. Selbst wenn ich ihm, wenn er sich ungezogen benommen hat, eine »Auszeit« verordnet habe, schmolz ich ganz schnell wieder dahin, wenn er dann so jämmerlich auf seinem kleinen Stuhl dagesessen hat.
    Hat Ted recht? Suhle ich mich im Selbstmitleid, will ich, dass andere mich bemitleiden? Meint er damit, dass ich zu den verrückten Müttern gehöre, die ihren eigenen Kindern etwas antun, damit sie, die Mütter, bemitleidet und getröstet werden können?
    Sie hatte geglaubt, sie habe es überwunden – dieses Gefühl der Taubheit, das Gefühl, sie ziehe sich in sich selbst zurück, nur um dem Schmerz zu entgehen. Auf dem römischen Flughafen, nach Teds Anruf, nur wenige Minuten, nachdem sie vom Tod ihrer Eltern erfahren hatte, hatten ihre Beine nachgegeben. Menschen hatten sich um sie versammelt, man hatte sie auf eine Bahre gelegt, in einem Krankenwagen ins Hospital gebracht, und obwohl sie jedes Wort, das dabei gesprochen wurde, gehört hatte, war sie unfähig gewesen, sich zu rühren. Sie konnte nicht die Augen öffnen, konnte die Lippen nicht dazu bringen, Worte zu bilden, sie konnte noch nicht einmal die Hand heben. Als befände sie sich in einem abgesperrten Raum, unfähig, den Weg zurück zu ihnen zu finden und ihnen zu sagen, dass sie

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