Ich folge deinem Schatten
Wagentür auf, mit eingezogenen Schultern eilte er zum Eingang, blieb dann aber stehen. Eine der ihm zugerufenen Fragen konnte er einfach nicht ignorieren: »Haben Sie schon die Fotos gesehen, Ted?«
»Ja, habe ich, und ich habe die Polizei eingeschaltet. Ich halte sie für eine hinterhältige Fälschung«, gab er zurück.
Im Café sammelte er sich kurz. Er war eine halbe Stunde zu spät dran und fürchtete, eine schlecht gelaunte Melissa vorzufinden. Aber sie saß an einem großen Tisch, umgeben von den fünf Mitgliedern der Band, deren Leadsängerin sie früher gewesen war, und genoss sichtlich, wie sie um sie herumscharwenzelten. Ted kannte sie alle und war froh um ihre Anwesenheit. Hätte Melissa allein auf ihn gewartet, hätte er einiges zu hören bekommen.
Ihre Begrüßung – »Hey, du bekommst ja mehr Schlagzeilen als ich« – wurde von den anderen mit schallendem Gelächter quittiert.
Ted beugte sich vor und gab Melissa einen Kuss auf die Lippen.
»Was darf ich Ihnen bringen, Mr. Carpenter?« Der Kellner war an den Tisch gekommen. Neben ihm wurden bereits in einem Sektkübel zwei der teuersten Champagner gekühlt, die das Haus zu bieten hatte. Ich will nichts von diesem verdammten Prickelwasser, dachte sich Ted, während er neben Melissa Platz nahm. Davon bekomme ich immer nur Kopfschmerzen. »Einen Gin Martini«, sagte er. Einen nur, gelobte er. Den brauchte er jetzt auch.
Er achtete darauf, liebevoll den Arm um Melissa zu legen und den Blick nicht von ihr zu lassen, damit die Klatschkolumnisten etwas zu schreiben hatten. Er wusste, dass Melissa morgen unbedingt etwas lesen wollte wie: »Top-Musikstar Melissa Knight zeigte sich nach der öffentlichen Trennung von Rocksänger Leif Ericson wunderbar erholt und scheint sich Hals über Kopf in ihren PR-Manager Ted Carpenter verliebt zu haben. Sie wurden letzte Nacht beim trauten Tête-à-Tête im Lola’s gesehen.«
Damals, als Eddie Fisher mit Elizabeth Taylor verheiratet war, hatte dieser ein Telegramm aus Italien geschickt und mit »Die Prinzessin und ihr Liebessklave« unterzeichnet, erinnerte sich Ted. Den gleichen Quatsch soll ich also für Melissa abziehen. Weil sie sich einbildet, in mich verliebt zu sein.
Aber ich brauche sie. Ich brauche ihren dicken Scheck, der jeden Monat eintrudelt. Hätte ich nur nicht das Gebäude gekauft, als unser Mietvertrag auslief. Die Kosten dafür wachsen mir über den Kopf. Melissa wird mich noch früh genug verlassen, dachte er und kippte seinen Gin Martini. Ich muss nur dafür sorgen, dass sie mich dann nicht ganz fallen lässt und zu einer anderen PR-Agentur wechselt und dabei auch noch ihre Freunde mitnimmt.
»Das Gleiche noch einmal, Mr. Carpenter?«, fragte der Kellner, als er das nächste Mal vorbeikam.
»Warum nicht?«, entgegnete Ted unwirsch.
Um Mitternacht beschloss Melissa, in den Club aufzubrechen. Wenn er mitkam, würde es wieder vier Uhr morgens werden. Er musste weg. Ihm fiel nur ein Ausweg ein.
»Melissa, Schätzchen, ich fühle mich ziemlich elend«, sagte er so leise, dass es im allgemeinen Lärm für die anderen nicht zu hören war. »Ich glaube, ich hab mir irgendeinen Virus eingefangen. Ich sollte mich also besser von dir fernhalten, du hast einen prallvollen Terminkalender und kannst es dir auf keinen Fall leisten, krank zu werden.«
Er kreuzte die Finger. Abschätzig sah sie ihn an. Seltsam, wie schnell sich ihre wunderbaren Gesichtszüge verzerrten und alle Schönheit wich, wenn sie aufgewühlt oder wütend war. Ihre unergründlich blauen Augen verengten sich, und sie verdrehte ihre langen blonden Haare zu einem einzigen Strang, den sie über die Schulter nach vorn zog.
Sie ist sechsundzwanzig Jahre alt und so egoistisch, wie ich es selbst in meiner Branche noch nie erlebt habe, dachte Ted. Am liebsten würde ich sie einfach zum Teufel jagen.
»Du hast doch nichts mit deiner Ex, oder?«, fragte sie.
»Meine Ex-Frau ist die Letzte, die ich jetzt sehen mochte. Mittlerweile solltest selbst du wissen, wie verrückt ich nach dir bin.« Bewusst verlieh er seiner Stimme einen gereizten Ton, er ließ es einfach darauf ankommen. Das konnte er sich nicht allzu oft erlauben, aber wenn er es tat, war die Botschaft klar: Sie müsse völlig verrückt sein, wenn sie sich einbildete, er würde andere Frauen auch nur ansehen.
Mit einem Schulterzucken wandte sich Melissa den anderen am Tisch zu. »Teddy kneift«, lachte sie.
Sie standen alle auf.
»Du bist mit deinem Wagen da?«, fragte
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