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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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war, schnappte sie sich eine zweite der sündhaft teuren Geschenktüten, die bei Konzerten oder Preisverleihungen eigentlich den Stars vorbehalten waren, und schenkte sie Bettina.
    Sobald Bettina um neun Uhr Melissas Wohnung betreten hatte, wusste sie, dass es ein langer Tag werden würde. Melissa hatte sie sofort mit ihrer Idee überfallen, eine Belohnung auszusetzen, falls Matthew lebend gefunden würde. »Ich sage ›lebend‹, das ist dir hoffentlich nicht entgangen«, sagte Melissa. »Allgemein geht man davon aus, dass der kleine Junge tot ist, es trägt mir also eine hübsche Publicity ein und wird mich keinen Cent kosten.«
    Teds erste abschlägige Reaktion hatte bereits ihren Unmut erregt, doch als er dann auch noch vorschlug, sie solle das Geld einer Stiftung vermachen, ging sie vollends an die Decke. »Ich soll fünf Millionen Dollar für eine Stiftung aufbringen? Tickt er noch ganz richtig?«, fragte sie Bettina.
    Bettina hatte Verständnis für Ted. Sie wusste, wie anstrengend es war, Melissa zu promoten. »Meiner Meinung nach ist er alles andere als verrückt«, beschwichtigte sie. »Jedenfalls würdest du als sehr, sehr großzügig rüberkommen, was du ja auch wirklich wärst, aber in dem Fall wirst du den Scheck dann auch vor laufenden Kameras unterschreiben müssen.«
    »Was ich auf keinen Fall vorhabe«, blaffte Melissa und strich sich ihre blonden, fast bis zur Taille reichenden Haare zurück.
    »Melissa, ich bin hier, um alles zu tun, was du willst. Das weißt du«, sagte Bettina. »Aber Ted hat recht. Seitdem ihr beide in den Schlagzeilen seid, hast du allen erzählt, dass du glaubst, sein Sohn wäre entführt, missbraucht und getötet worden. Wenn du jetzt eine Belohnung für Informationen aussetzt, die zu seiner Rückkehr führen, handelst du dir nur gehässige Kommentare in Late-Night-Shows und im Internet ein.«
    »Bettina, ich werde die Sache durchziehen. Setz für morgen um dreizehn Uhr eine Pressekonferenz an. Ich weiß genau, wie ich es formulieren werde. Ich werde sagen, ich hätte zwar immer geglaubt, Matthew wäre tot, aber die Unsicherheit über sein Schicksal würde Matthews Vater und meinen Verlobten, Ted Carpenter, aufreiben. Möglicherweise fühlt sich aufgrund dieses Angebots jemand angesprochen, an die Öffentlichkeit zu gehen, jemand, dessen Verwandte oder Freunde Matthew versteckt halten.«
    »Und wenn sich jemand meldet, schreibst du ihm einen Scheck über fünf Millionen Dollar aus?«, fragte Bettina.
    »Sei nicht albern. Erstens ist das arme Kind tot. Zweitens macht sich jemand, der wirklich weiß, wo der Junge steckt, aber sich all die Jahre nicht gemeldet hat, mitschuldig an einem Verbrechen und kann dann schlecht dafür belohnt werden. Kapiert? Alle halten mich für bescheuert, aber wir werden Hunderte von Hinweisen aus der ganzen Welt bekommen, und in allen wird Melissa Knights versprochene Belohnung erwähnt werden.«
    Bevor Bettina irgendetwas darauf erwiderte, trat sie ans Fenster von Melissas Penthouse an der Central Park West, von dem aus man den Park überblicken konnte. Hier hat alles angefangen, dachte sie. An einem sonnigen Juninachmittag vor fast zwei Jahren. Aber Melissa hat recht. Der kleine Junge ist wahrscheinlich tot. Sie wird ihre Publicity bekommen, und es wird sie keinen müden Cent kosten.

53
    »Gut, wir haben Moreland ziemlich auf den Zahn gefühlt«, sagte Billy Collins sichtlich zufrieden, als er und Jennifer Dean sich in ihrem Lieblings-Feinkostladen in der Columbus Avenue über Pastrami-Sandwiches und Kaffee hermachten.
    Detective Dean schluckte erst einen Bissen ihres Sandwiches hinunter, bevor sie antwortete. »Der Fall ist fast zu perfekt, das lässt mir keine Ruhe. Meinst du, Moreland hat die Stimme ihres Sohns in einer Art Traum gehört, oder hat sie wirklich mit ihm telefoniert?«
    »Ob im Traum oder am Telefon, sie hat gesagt, der Junge ist am Leben, und das glaube ich auch«, antwortete Billy Collins. »Die Frage ist nur: Wo ist er, und wird derjenige, der ihn festhält, aufgrund des Medienwirbels, den der Fall die letzten Tage ausgelöst hat, in Panik geraten? Ich hole mir noch einen Kaffee. Soll ich dir auch einen mitbringen?«
    »Nein, mein Koffeinbedarf ist für heute gedeckt. Soll ich noch mal bei Alvirah Meehan anrufen und fragen, ob sie schon da ist? Ihr Mann meinte, sie müsse mittlerweile vom Friseur zurück sein.«
    Alvirah war selbst am Apparat. »Kommen Sie vorbei, wenn Sie wollen, aber ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen

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