Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
die Stirn. „Ich bin sicher, das hat sehr wehgetan. Aber das ist keine Entschuldigung, ihm etwas derart Wichtiges zu verschweigen. Er war der Vater. Er hatte das Recht, es zu erfahren.”
Liz holte tief Luft. „Sie haben recht. Dieses Recht hatte er. Deshalb bin ich vor fünf Jahren noch einmal hergekommen, um es ihm zu sagen. Er war nicht zu Hause, also habe ich mit seiner Frau gesprochen. Ich habe Rayanne alles erzählt, und sie hat mir versprochen, es Ethan zu sagen. Eine gute Woche später habe ich einen Brief von Ethan bekommen. Darin stand, dass er nichts mit mir und Tyler zu tun haben will und ich mich von ihm und von Fool’s Gold fernhalten soll. Ich habe mir den Brief hierher nachschicken lassen. Er wird morgen hier sein. Ich lasse Ihnen gern eine Kopie zukommen.” Liz ging zur Tür und machte sie auf. „Falls Sie nur gekommen sind, um mich zu beschimpfen oder mir vorzuwerfen, ich sei eine Schlampe, die ihren kostbaren Sohn reingelegt hat, ist diese Unterhaltung für mich jetzt beendet.”
„Ich habe noch viel mehr zu sagen.”
„Dieses Haus ist vielleicht schäbig und klein, Denise, aber es gehört meiner Familie, nicht Ihrer. Ich bitte Sie, zu gehen.”
Denise zögerte. Sie hatte die gleichen dunklen Augen wie ihr Sohn. Und wie Tyler. In ihnen blitzten Emotionen.
„Er hat mir von dem Brief erzählt”, gab Denise widerwillig zu. „Ethan möchte wahrscheinlich nicht wahrhaben, dass Rayanne ihn angelogen hat, aber für mich hört es sich ganz danach an. Wenn ein Problem aufgetaucht ist, mit dem sie sich nicht auseinandersetzen wollte, hat sie es verdrängt. Die Tatsache, dass Sie einen Sohn von Ethan haben, wäre ein großes Problem gewesen.”
War das ein Friedensangebot? Ob es Liz gefiel oder nicht – die Frau war Tylers Großmutter.
Liz ging zu ihrem Laptop, drückte auf ein paar Tasten und drehte den Computer dann um, sodass Denise den Monitor sehen konnte.
Ethans Mutter wurde bleich und starrte mit großen Augen und offenem Mund auf die Diashow, die Liz gestartet hatte. Alle Fotos zeigten Tyler.
„Er sieht genauso aus wie Ethan, als er klein war. Wie alle meine Jungs.” Einen Moment schien es ihr den Atem zu verschlagen. „Sein Lächeln ist anders.”
„Das hat er von mir.”
Denise sah sie von der Seite an, dann starrte sie wieder auf den Laptop. „Er ist elf?”
„Ja”
„Das ändert alles.”
Liz wusste nicht, ob Denise damit die Tatsache meinte, dass sie nun von Tylers Existenz wusste, oder den offensichtlichen Beweis, dass er ein Hendrix war. „Ich weiß, Sie glauben mir nicht, aber ich wollte Tyler nie von seinem Vater fernhalten. Ich habe versucht, es Ethan zu sagen. Beim ersten Mal war ich nicht konsequent genug, aber nach dem zweiten Versuch dachte ich wirklich, er wusste Bescheid.”
„Ich glaube Ihnen”, sagte Denise langsam. „Aber ich kann es nicht ändern, dass ich wütend bin. Wir können die Zeit, die wir versäumt haben, nie mehr nachholen.”
Liz überlegte, ob sie darauf hinweisen sollte, dass Ethan derjenige gewesen war, der mit ihr geschlafen, ihr ihre Jungfräulichkeit genommen und versprochen hatte, sie immer zu lieben, nur um sie dann sitzen zu lassen. Und dass er sich nicht die Mühe gemacht hatte, sie zu suchen, nachdem sie abgehauen war. Es schien, als wäre sie ihm nie wirklich wichtig gewesen.
„Werden Sie ihn von uns fernhalten?”, fragte Denise herausfordernd, aber auch etwas ängstlich.
„Nein. Das wollte ich nie. Mein Leben mit Tyler hat sich nicht darum gedreht, irgendjemanden zu bestrafen. Er hätte gern eine große Familie.”
„Er hätte die ganze Zeit eine haben können”, erwiderte Denise scharf.
„Und Ihr Sohn hätte etwas mehr Verantwortungsgefühl haben können.”
„Lassen Sie Ethan aus dem Spiel.”
„Klar. Weil ich ja von allein schwanger geworden bin. Ich Schlampe ...”
Denise presste die Lippen zusammen. „Nein. So habe ich das nicht gemeint. Es tut mir leid.”
„Entschuldigung akzeptiert. Trotzdem muss ich jetzt weiterarbeiten.” Die Tür stand immer noch offen. „Wir können die Unterhaltung gern ein andermal fortsetzen”, fügte sie hinzu. „Nachdem ich mit Ethan gesprochen habe.”
Denise zögerte. Dann nickte sie und ging.
Liz schloss die Tür und ließ sich erschöpft dagegensinken. Dieser Tag hatte es wirklich in sich. Und er war noch nicht vorbei.
Punkt sechs klopfte Ethan an Liz’ Tür. Ihr Geländewagen stand immer noch in der Auffahrt. Er hatte sich im Laufe des Tages ein paarmal
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