Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
das nächste Mal wütend auf mich bist. Was wahrscheinlich in ungefähr fünfzehn Sekunden der Fall sein dürfte.” Sie lächelte ihn matt an. „Du bist in meiner Abwesenheit emotional ziemlich sprunghaft geworden. Das ist ein bisschen seltsam.”
„Vielleicht entdecke ich gerade meine weibliche Seite.”
„Vielleicht brauchst du ein Medikament.”
Er lehnte sich gegen das Geländer der Veranda. „Du hast wirklich versucht, mir von Tyler zu erzählen.”
Sie nickte.
Da waren immer noch die ersten sechs Jahre von Tylers Leben, doch das war ein Thema für ein anderes Mal. Ein paar Wörter auf einem Blatt Papier hatten alles verändert.
„Können wir von vorn anfangen?”, fragte er.
Sie wirkte skeptisch. „Ich weiß das Angebot zu schätzen und möchte nicht undankbar erscheinen, aber in Wahrheit ist es nur eine Frage der Zeit, bis du wieder wütend auf mich wirst.”
„Möchtest du meine versöhnliche Stimmung nicht ausnutzen?”
Sie verzog das Gesicht. „Nein, danke.”
„Das solltest du aber. Geh mit mir essen. Dann können wir mal alles in Ruhe besprechen.”
Sie schüttelte den Kopf. „Danke, aber ich bin noch nicht bereit, mich der fragwürdigen Gesellschaft dieser Stadt auszusetzen. Mit dir in einem Restaurant essen zu gehen entspricht nicht unbedingt meiner Vorstellung von Spaß.”
„Dann bei mir. Morgen Abend.”
„Du kochst?”
„Ich habe viele Talente.”
Sie errötete. „Tja, und ich habe hier drei Kinder, um die ich mich kümmern muss. Melissa ist vierzehn und alt genug, um auf die anderen aufzupassen. Aber unter den gegebenen Umständen bin ich mir nicht sicher, ob ich ihr das zumuten will. Sie war lange genug für sich und ihre Schwester verantwortlich.”
„Meine Mom kann herkommen und auf alle aufpassen.”
Liz zuckte zusammen. „Ich bin überzeugt, sie ist ein reizender Mensch, aber ich fühle mich momentan einer Begegnung mit ihr als deiner Mutter nicht gewachsen.”
„Dann frage ich eine meiner Schwestern.”
Liz dachte darüber nach. „Wenn Montana bei den Kindern bleibt, nehme ich die Einladung an. Ich habe sie heute zufällig getroffen, und sie hasst mich nicht. Das ist innerhalb deiner Familie praktisch ein Wunder. Natürlich weiß sie nichts von Tyler, und es ist möglich, dass sich alles ändert, wenn sie es erfährt. Aber träumen wird man wohl noch dürfen.”
„Dann also Montana”, stimmte er zu. „Sie wird morgen um sechs hier sein.”
„Woher weißt du, dass sie nicht schon etwas vorhat?”
„Das weiß ich gar nicht. Aber sie schuldet mir einen Gefallen.”
„Typisch Mann.”
Er grinste. „Ist das ein Ja?”, fragte er, obwohl er die Antwort bereits wusste.
Sie seufzte. „Ja.”
Liz hatte fast vierundzwanzig Stunden, um ihre Entscheidung zu bereuen. Sie tat ihr Bestes, die Zeit zu nutzen.
Abendessen mit Ethan? Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Mehr Zeit allein mit ihm, damit er sie wieder anschreien konnte? Nicht unbedingt ihre klügste Entscheidung. Aber jetzt, kurz bevor sie zu ihm fuhr, wusste sie, dass sie nicht kneifen würde. Für sie und Ethan gab es zu viel, worüber sie reden mussten – hauptsächlich Organisatorisches Ethans Kontakt zu Tyler betreffend. Mit ein wenig Glück sowie dem erbrachten Beweis, dass sie vor fünf Jahren versucht hatte, ihn zu kontaktieren, würden sie es vielleicht schaffen, ein normales Gespräch zu führen. Wie Erwachsene.
Vielleicht.
Montana war pünktlich zur Stelle und genau so überschwänglich und aufgekratzt wie am Vortag.
„Ich habe Bücher zum Signieren mit”, verkündete sie, als sie hereinkam. „Nicht für heute Abend. Ich lasse sie einfach da und du erledigst es, wenn du gerade Zeit hast. Pia hat mir übrigens eingeschärft, dass ich dich wegen des Bücherfests nicht bedrängen darf. Aber wenn ich mich als Babysitter zur Verfügung stelle, damit du dich mit einem Besuch der Veranstaltung revanchierst, ist das ja nicht unbedingt Bedrängen, stimmt’s?”
Liz musste lachen. „Trinkst du viel Kaffee?”
Montana schmunzelte. „Diese Frage bekomme ich ständig zu hören.” Sie sah sich verstohlen um, als wolle sie sich vergewissern, dass sie allein waren. „Ich weiß jetzt von Tyler und davon, dass du es Ethan schon früher sagen wolltest”, sagte sie leise. „Ich weiß auch, dass Rayanne es ihm verschwiegen hat. Und man soll ja über Tote nichts Schlechtes sagen, aber es überrascht mich überhaupt nicht, dass sie so etwas getan hat.”
Liz wollte nachfragen, warum es
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