Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
konnte nicht wahr sein. Der Mann, der ihr ewige Liebe geschworen und versprochen hatte, sie zu heiraten, konnte doch unmöglich ihre Ideen gestohlen haben. Das Ganze musste ein Irrtum sein.
Montana fluchte leise. „Was hast du getan?”
„Versucht, mir einzureden, dass ich geisteskrank wäre. Dann wurde ich wütend. Ich habe gewartet, bis er nach Hause gekommen ist, und habe ihn mit der Sache konfrontiert.”
„Hat er es abgestritten?”
„Nein. Offenbar ist eine gute Idee nämlich nicht genug. Sein Verleger fand das Buch entsetzlich und hat Ryan mitgeteilt, dass der Verlag nichts mehr von ihm veröffentlichen wird. Ryan war empört. Er hat mir die Schuld gegeben. Er hat gesagt, ich hätte gewusst, was er vorhat, und ihn absichtlich mit schlechten Ideen gefüttert. Außerdem meinte er, es wäre nicht fair. Da er der Talentiertere von uns beiden wäre und ich nur eine lausige Autorin, gebühre ihm der Erfolg und nicht mir.”
Sie erinnerte sich noch an den Zorn in seinen Augen, die Verachtung.
„Ryan war nur insofern an mir interessiert, als es seiner Karriere genutzt hat. Er hat mich in allem belogen, besonders, was seine Gefühle für mich betrifft.” Liz lächelte schwach. „Die gute Nachricht ist, dass er nachher aus San Francisco weggezogen ist und ich mich relativ schnell von der ganzen Sache erholt habe. Offenbar war ich doch nicht so verliebt in ihn, wie ich gedacht hatte.”
Doch es hatte ihr einmal mehr vor Augen geführt, dass man Männern kein Vertrauen schenken konnte. Und schon gar nicht etwas so Verletzbares wie ein Frauenherz.
„Wie hat Tyler es verkraftet?”, erkundigte sich Montana.
„Es hat sich herausgestellt, dass er Ryan nie sonderlich gemocht hat. Allerdings hat er mir das vorher nicht gesagt, weil er wollte, dass es mir gut geht. Was mich wahrscheinlich zur glücklichsten Mutter aller Zeiten macht.”
Montana schniefte. „Am liebsten würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen und nie mehr hergeben.”
„Das kann ich gut nachfühlen.”
„Ich könnte diesen Ryan umbringen. Willst du, dass ich Ethan seinen Namen sage, damit er ihn verprügeln kann?”
Liz schüttelte den Kopf. „Es ist wahrscheinlich besser, wenn er von der ganzen Sache überhaupt nichts erfährt.” Er musste nicht unbedingt wissen, wie dumm sie gewesen war.
„Du hast recht. Aber trotzdem. Ich hoffe, er bekommt irgendwann seine Strafe.”
„Ich vermute, dass Ryan sein Leben lang unglücklich sein wird. Das reicht mir als Strafe. Ich bin nur froh, dass ich ihn los bin. Durch ihn kommt der Beruf des Autors in Verruf.”
„Du solltest den Leuten vom College sagen, dass sie dein Stipendium an Studenten vergeben sollen, die Schriftsteller werden wollen. Das wäre ziemlich cool.”
„Wovon redest du?”
„Von deinem Stipendium. Okay, es ist nicht wirklich deines, aber es ist nach dir benannt. Hier. Am Fool’s Gold Community College.”
Wenn sie es nicht besser wüsste, würde Liz glauben, Montana wäre betrunken. Aber es war helllichter Tag, und sie hatten nur Kaffee zu sich genommen. „Ich habe kein Stipendium am College.”
„Aber natürlich. Es wurde vor einiger Zeit ins Leben gerufen. Ich kenne nicht alle Details, aber es hat mit dem Stipendium begonnen, das du nicht in Anspruch genommen hast.”
Liz starrte sie verständnislos an. „Das Stipendium?” Das alles ergab keinen Sinn.
„Du hast nach der Highschool ein Stipendium bekommen. Erinnerst du dich?”
„Sicher. Aber ich bin von hier weggezogen.”
„Genau. Irgendjemand hatte die Idee, es als Startkapital zu nutzen, um damit jedes Jahr ein Stipendium zu finanzieren. Es wird an Frauen vergeben, die in finanziellen oder persönlichen Schwierigkeiten stecken. Ich weiß es deshalb, weil ich mir das Antragsformular angesehen habe. Weißt du wirklich nichts davon?”
„Nein.”
„Du solltest mit den Leuten vom College reden. Sie können dir die Details erklären.”
„Das werde ich”, versicherte Liz ihr. Sie vermutete, dass Montana sich täuschte. Wer hätte ein nach ihr benanntes Stipendium ins Leben rufen sollen?
Eine Stunde später hatte Liz das Informationspaket in der Hand und lächelte einer ziemlich aufgeregten Sekretärin in der Stipendienstelle zu.
„Wir sind alle große Fans”, sagte die ältere Dame zu Liz. „Ich kann es nicht glauben, dass Sie wirklich hier sind. Wir haben alle Ihre Bücher gelesen.”
Liz bedankte sich. „Können Sie mir etwas über die Entstehung dieses Stipendiums sagen?”, erkundigte sie
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