Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
Augen brennen.”
„Das ist das schönste Kompliment, das ein Schriftsteller bekommen kann”, erklärte Liz. „Komm, ich lade dich auf einen Caffe Latte ein.”
Sie holten sich ihren Kaffee und setzten sich dann im Schatten auf die kleine Terrasse vor dem Starbucks.
„Meine Mutter hasst dich”, sagte Montana fröhlich. „Gut, hassen ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber sie schimpft immer noch fürchterlich über dich.”
Liz unterdrückte ein Stöhnen. „Danke für die Info.”
„Mach dir deshalb keine Sorgen. Mom fängt immer damit an, wie leid es ihr damals getan hat, dass an der High-school alle schlecht über dich geredet haben. Sie hat selbst drei Töchter und weiß, dass es ihr das Herz gebrochen hätte, wenn jemand über uns solche Dinge erzählt hätte. Dann sagt sie, dass es bestimmt schwierig ist, ein Kind allein großzuziehen und dass du das großartig hinbekommen hast. Und dann erklärt sie, dass du in ihrem Haus willkommen gewesen wärst, und redet davon, was sie alles versäumt hat. Schließlich fängt sie an, Töpfe zu werfen, und wir müssen alle in Deckung gehen.”
Liz zuckte zusammen. „Du hast eine Begabung für ausgesprochen lebendige Schilderungen.”
Montana lachte. „Ihre Wutausbrüche werden mit jedem Mal ein bisschen schwächer. In einem Monat oder so hat sie sich beruhigt.” Sie wurde ernst. „Sie ist im Grunde nicht auf dich böse. Es sind die Umstände, die ihr zu schaffen machen. Ich glaube, sie versteht mehr, als sie zugeben will.”
„Das hoffe ich”, sagte Liz und dachte, dass Denise immer auf Ethans Seite stehen würde. Immerhin war er ihr Sohn, und sie, Liz, war nur die Frau, die der Hendrix-Familie Tyler vorenthalten hatte.
„Dakota und Nevada halten sich im Großen und Ganzen aus der Sache heraus”, fuhr Montana fort. „Und meine Brüder kriegen kaum mit, was los ist. Mom wird sich schon wieder beruhigen. Es lohnt sich, darauf zu warten. Wenn man zur Familie gehört, tut sie alles, um einen zu beschützen.”
„Vielleicht macht sie ja bei mir eine Ausnahme”, murmelte Liz.
„Nein”, widersprach Montana und legte kurz ihre Hand auf Liz’ Arm. „Ich habe mich missverständlich ausgedrückt, oder? Sie wird für dich da sein, Liz. Ich verspreche es.”
„Danke. Wie läuft es mit dem Bücherfest?”
„Großartig.”
Montana begann ausführlich zu berichten. Liz tat so, als würde sie zuhören, doch in Wahrheit dachte sie darüber nach, was Ethans Schwester gerade gesagt hatte. Liz’ Erfolgsbilanz mit Ethan war nicht unbedingt beeindruckend.
Und obwohl die Vorstellung, Denise auf ihrer Seite zu haben, verlockend war, hatte die Erfahrung Liz gelehrt, sich keine allzu großen Hoffnungen zu machen.
„Wenn es jemanden gibt, den du einladen möchtest”, sagte Montana gerade, „lass es mich wissen. Ich setze die Leute dann auf die Liste. Wir organisieren einen VIP-Empfang mit allem Drum und Dran. Dann haben wir Normalsterblichen auch mal die Chance, in die Nähe eines Promis zu kommen.”
Liz lachte. „Normalsterbliche? Das glaube ich eher nicht.”
„Aber so sehen wir uns. Wir haben einen Verein mit Statuten und allem, was dazugehört. Möchtest du also Leute aus San Francisco einladen?”
„Nein, danke. Meine Freunde dort waren schon bei zu vielen Signierstunden. Aber meine Assistentin würde gern kommen, glaube ich. Jedes Mal, wenn wir uns unterhalten, möchte sie alles über das Kleinstadtleben wissen.” Anscheinend hat Peggy zu viel ferngesehen, dachte Liz grimmig. Wenn sie wüsste, wie es in Wirklichkeit war, würde sie schleunigst das Weite suchen.
Montanas Augen leuchteten interessiert auf. „Kein männliches Wesen, das schon sehnsüchtig auf deine Rückkehr wartet?”
„Leider nein.”
Montana seufzte. „Mist. Ich hatte gehofft, wenigstens eine von uns hätte ein vernünftiges Liebesleben. Meines ist nämlich eine Katastrophe.” Sie nahm einen Schluck Kaffee. „Ich kann nicht fassen, dass du nicht verheiratet bist. Du bist erfolgreich, schön, hast dein Leben im Griff ...”
Wenn Liz gerade getrunken hätte, hätte sie sich verschluckt. „So siehst du mich also?”
„Ja, natürlich. So bist du ja auch.”
„Wohl kaum. Ich muss mich ganz schön anstrengen, um mit der Konkurrenz mithalten zu können”, erklärte Liz.
Schön? Nicht einmal, wenn das Licht perfekt ist. „Dass meine Bücher erfolgreich sind, ist zwar toll, aber Schreiben ist nur das, was ich tue – nicht, wer ich bin. Und mein Beruf hat auch
Weitere Kostenlose Bücher