Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
vorübergehend – aber warum sollte sie sich nicht zur Abwechslung mal ansehen, was die Stadt an Positivem zu bieten hatte? Vielleicht konnte sie das Erlebnis später ja auch in eines ihrer Bücher einbauen.
Kurz vor vierzehn Uhr betrat sie das Rathaus und fand problemlos den Weg zum Konferenzraum. Als sie die Tür öffnete, stellte sie überrascht fest, dass der Raum relativ groß war und über ein richtiges Podium sowie gut drei Dutzend Stühle verfügte, die um einen langen Tisch gruppiert waren. Die meisten Plätze waren bereits besetzt. Am oberen Ende des Tisches entdeckte Liz Montana und Pia, die sich gerade mit einer anderen Frau unterhielten. Als die beiden Liz sahen, lächelten sie ihr zu.
Liz lächelte zurück. Dann sah sie sich nach einem freien Platz um.
Die Auswahl war begrenzt. Es gab einen neben einer jungen Mutter mit Baby. Liz kannte sie nicht, was bedeutete, dass sie nicht zusammen auf der Highschool gewesen waren. Die Chancen standen also gut, dass sie sich nicht für Liz und ihre Vergangenheit interessierte. In der Nähe saßen auch ein paar ältere Frauen, doch nach den abfälligen Bemerkungen, die man Liz in letzter Zeit an den Kopf geworfen hatte, wollte sie nicht unbedingt riskieren, den Zorn des Mobs noch mal auf sich zu ziehen.
Da sie keinen ungefährlich wirkenden Platz fand, entschied sie sich für einen Stuhl, der weiter hinten in der Ecke stand. Mit ein bisschen Glück würde sie hier nicht auffallen.
Eine Frau in der Reihe vor ihr drehte sich zu ihr um. „Hi”, sagte sie. „Ich bin Marti, und ich liebe Ihre Bücher.”
„Vielen Dank.”
„Ihre Hauptfigur ist großartig. Sie kommt so echt rüber. Und Gott sei Dank fließt in Ihren Büchern nicht zu viel Blut. Ich weiß, Gewalt gehört in diesem Genre dazu, aber manche Autoren übertreiben es ein bisschen.”
„Mir macht das Schreiben großen Spaß.” Liz wusste, dass eine neutrale Antwort normalerweise am besten war. In Wahrheit hörte sie die Meinung ihrer Leser immer gern, selbst wenn sie selbst sie nicht teilte. Die Leser glaubten wahrscheinlich, dass Liz ignorierte, was sie sagten, doch das stimmte nicht. Sie hatte die Handlung ihrer Romane sogar oft aufgrund dieses Feedbacks geändert.
„Ich lese sie wirklich furchtbar gern”, sagte Marti noch einmal, bevor sie sich lächelnd wieder umdrehte.
Pia trat ans Podium und erklärte das Meeting für eröffnet.
„Wir planen heute das Bücherfest”, begann sie. „Vielen Dank, dass Sie heute Nachmittag Zeit gefunden haben. Es wird unser bislang größtes und bestes Event, was bedeutet, dass dringend freiwillige Helfer gebraucht werden. Dazu später mehr. Zuerst möchte ich das Programm durchgehen.”
Hinter ihr rollte eine Leinwand von der Decke. Pia drückte ein paar Tasten auf ihrem Laptop, und ein großes Plakat erschien. Es war bunt, ansprechend und enthielt die Termine für das jährliche Bücherfest in Fool’s Gold. Am Rand waren Fotos der Autorinnen und Autoren sowie Buchcover abgebildet. Liz stellte erleichtert fest, dass sie auf diesem Plakat nur eine von vielen war. Auf dem Plakat, das Montana ihr vor ein paar Tagen gezeigt hatte, war es ausschließlich um Liz gegangen. Etwas, was die einheimischen Autoren vermutlich nicht so prickelnd finden würden.
„Veranstaltungsort ist diesmal der Stadtpark”, fuhr Pia fort. „Angesichts der Tatsache, dass wir in diesem Jahr einige bekanntere Autoren begrüßen dürfen, erwarten wir mehr Publikum als sonst.”
„Stimmt”, rief weiter vorne jemand. „Es kommt ja diese Krimiautorin, die derzeit in aller Munde ist. Wie heißt sie noch mal?”
Allgemeines Gelächter. Liz musste schmunzeln. „Der Name fällt mir gerade nicht ein”, sagte sie laut. „Aber ich habe gehört, sie soll ziemlich arrogant sein. Also Vorsicht.”
Eine ältere Frau stand auf und winkte Liz zu. „Ich habe ein neues Buch über selbst gemachte Quilts veröffentlicht. Meine Fans werden vermutlich in Scharen in den Stadtpark strömen. Nur, damit Sie sich darauf einstellen können.”
„Ich freue mich schon darauf, Ihre Fans kennenzulernen”, sagte Liz.
Pia lächelte ihr verschmitzt zu. „Ich glaube, unsere New-York-Times-Bestsellerautorin kann mit ein wenig Konkurrenz ganz gut umgehen.”
Pia ging die Liste mit den Autoren durch. Es waren größtenteils Leute aus Fool’s Gold, die ihre Bücher im Eigenverlag herausbrachten und über ausgefallene oder aussterbende Traditionen schrieben. Möbel und Deko aus Ästen und Zweigen. Beeren
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