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Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Titel: Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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und ich sind gut zurechtgekommen. Ich habe gut für ihn gesorgt.”
    „Das bezweifle ich nicht”, versicherte Denise ihr. „Aber wer hat sich in den vielen Jahren, in denen sie sich um Tyler gekümmert haben, um Sie gekümmert?”
    „Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert.”
    Denise lächelte gütig. „Liz, wir alle brauchen jemanden. Und jetzt haben Sie uns. Ich hoffe, Sie akzeptieren mich und meine Kinder als Teil Ihrer Familie. Sie gehören jetzt zu uns.”
    Liz hatte den Eindruck, als könnte sie irgendwo in der Ferne eine Tür zufallen hören. Nein. Keine Tür – ein riesiges Tor. Denise war Tylers Großmutter. Er hatte Onkel und Tanten. Wie weit sie auch weglaufen mochte, sie war für alle Zeiten an diese Menschen gebunden. Und sie konnte beim besten Willen nicht sagen, ob das nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes war.

13. KAPITEL
    L iz hatte ihr Bestes getan, um Roys Töchter auf den Besuch bei ihrem Vater im Gefängnis vorzubereiten. Doch mit Worten ließ sich nur höchst unzureichend beschreiben, was sie dort erwarten würde. Melissa und Liz mussten ihre Handys im Auto lassen, und Abby durfte nicht einmal Kaugummi mit hineinnehmen. Liz hatte den Mädchen erklären müssen, dass sie keine blaugrauen Blusen oder Jeans anziehen durften, weil diese Farbe für Besucher verboten war. Denn Blaugrau war die Farbe der Gefängniskleidung. Die Blusen mussten außerdem lange Ärmel haben, und die Mädchen würden durch einen Metalldetektor gehen müssen, bevor sie ihren Vater sehen durften.
    Die anfangs fröhliche Stimmung auf der Hinfahrt war immer gedrückter geworden, je näher sie dem Gefängnis gekommen waren. Als sie vor dem Areal anhielten, war von der ursprünglichen guten Laune nichts mehr übrig. Liz hatte vollstes Verständnis dafür. Es war unmöglich, beim Anblick des abstoßenden Gebäudes so etwas wie Vorfreude zu empfinden.
    Sie folgten den anderen Besuchern bis in einen überdachten Innenhof, wo Roy bereits wartete. Er schien sich zu freuen, wirkte aber auch nervös.
    „Da seid ihr ja”, sagte er, als er sie entdeckte.
    Abby stürmte zu ihm und ließ sich umarmen, doch Melissa zögerte.
    „Alles in Ordnung”, beruhigte Liz sie.
    Melissa schüttelte den Kopf. „Nein, nichts ist in Ordnung”, flüsterte sie. „Er kommt hier nicht raus, oder?”
    Liz hatte einen Kloß im Hals. „Es wird wohl noch eine Weile dauern.”
    „Wie konnte er uns das bloß antun? Wie konnte er es fertigbringen, uns allein zu lassen?”
    Liz wusste nicht, was sie sagen sollte.
    „Er ist immer noch euer Dad”, murmelte sie schließlich. „Er hat euch immer noch lieb.”
    Melissa schluckte. „Liebe allein wird nicht reichen.”
    Langsam ging sie zu ihrem Vater. Dann umarmte sie ihn. Sie setzten sich zu dritt an einen Klapptisch. Liz, die ihnen etwas Zeit geben wollte, für sich zu sein, hielt sich im Hintergrund. Sie setzte sich in eine Ecke, vertiefte sich in ihr mitgebrachtes Buch und versuchte, die anderen Häftlinge und deren Besucher nicht zu beachten. Manche der Grüppchen, die zusammensaßen, wirkten glücklich, anderen wiederum sah man deutlich an, wie sehr sie litten. Ein paar Leute weinten.
    Nach ungefähr einer Stunde kam Roy zu ihr und setzte sich neben sie.
    „Sie haben mir erzählt, dass du das Haus sanieren lässt”, sagte er, wobei er vermied, sie anzusehen. „Dafür möchte ich mich bedanken. Ich habe die Papiere, die ich von diesem Anwalt bekommen habe, schon unterschrieben und zurückgeschickt.”
    Liz nickte. Das Haus ging in einen Treuhandfonds für die Mädchen über.
    „Wenn es fertig ist, rede ich noch einmal mit einem Immobilienmakler. Dann sehen wir, ob es besser ist, das Haus gleich zu verkaufen und das Geld zu investieren oder es zu behalten und zu vermieten.”
    Roy nickte. „Tu, was du für das Beste hältst. Du warst schon immer die Klügste in der Familie.”
    „Die Mädchen sind jedenfalls finanziell abgesichert – unabhängig davon, ob es verkauft oder vermietet wird.” Fürs College würden Melissa und Abby das Geld allerdings nicht brauchen. Falls eine ihrer Nichten studieren wollte, würde Liz selbst für die Kosten aufkommen. Sie überlegte, ob sie es Roy sagen sollte, verzichtete dann jedoch darauf. Ihr Bruder könnte den Eindruck gewinnen, sie wollte angeben. Die Situation war so schon mehr als unangenehm.
    „Dieses andere Papier habe ich auch unterschrieben.” Roy sah sie zum ersten Mal an. „Das Dokument, das dich zum gesetzlichen Vormund der beiden

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