Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)
ob du zuverlässig und zu elementarer zwischenmenschlicher Interaktion und Kommunikation fähig bist. Und ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.«
Jemand reißt mir die Haut vom Körper.
»Kent hat seine Rolle offenbar ein bisschen zu gut gespielt. Er ist ein hervorragender Soldat. Einer der besten.« Warner wirft Adam einen flüchtigen Blick zu, dann lächelt er mich an. »Aber keine Sorge, er weiß nicht, wozu du imstande bist. Noch nicht, jedenfalls.«
Ich schlage nach der Panik, verschlucke das Grauen, befehle mir, Adam nicht anzuschauen, aber ich versage versage versage . Für den Bruchteil einer Sekunde treffen sich unsere Blicke, aber Adam schaut sofort wieder weg.
Ich bin ein Monster .
»Ich bin nicht so grausam, wie du glauben magst«, sagt Warner leichthin. »Wenn du so gerne in seiner Nähe bist« – er deutet auf mich, dann auf Adam –, »ließe sich das auf Dauer einrichten.«
»Nein«, flüstere ich.
Warner lächelt erhaben. »O doch. Aber sei achtsam, hübsches Mädchen. Wenn du irgendwas … Schlimmes machst, muss er auf dich schießen.«
Drahtschneider reißen Löcher in mein Herz.
Adam reagiert nicht. Er macht nur seine Arbeit.
Ich bin eine Nummer, ein Auftrag, ein austauschbares Objekt für ihn; ich bin nicht einmal eine Erinnerung.
Ich bin nichts.
Ich hätte nicht erwartet, dass sein Verrat mich so tief in den Abgrund stoßen würde.
»Wenn du mein Angebot annimmst«, unterbricht Warner meine Gedanken, »wirst du so leben wie ich. Du wirst zu uns gehören, nicht zu denen , und dein Leben wird sich für immer ändern.«
»Und wenn ich nicht annehme?« Ich versuche, die Angst aus meiner Stimme zu verbannen.
Warner blickt enttäuscht, faltet betroffen die Hände. »Du hast im Grunde keine Wahl. Wenn du dich an meine Seite begibst, wirst du belohnt.« Er presst die Lippen zusammen. »Wenn du nicht gehorchst? Tja … du siehst doch recht hübsch aus mit deinen unversehrten Gliedmaßen, nicht wahr?«
Ich atme so hastig, dass mein ganzer Körper bebt. »Sie wollen, dass ich Menschen für Sie foltere?«
Ein strahlendes Lächeln tritt auf sein Gesicht. »Das wäre ganz wunderbar.«
Die Welt beginnt zu bluten.
Warner wendet sich zu Adam. »Zeig ihr, was sie versäumt, ja?«
Adam zögert einen Moment. »Sir?«
»Das ist ein Befehl, Soldat.« Warners Blick ruht auf mir. Um seine Lippen spielt ein amüsiertes Lächeln. »Ich möchte ihren Widerstand brechen. Sie ist etwas zu leidenschaftlich, das tut ihr nicht gut.«
»Er kann mich nicht anfassen«, knirsche ich.
»Irrtum«, trällert er und wirft Adam schwarze Handschuhe zu. »Die werden Sie brauchen«, raunt er verschwörerisch.
»Sie sind ein Ungeheuer.« Meine Stimme ist ruhig, doch in meinem Körper tobt rasende Wut. »Warum töten Sie mich nicht einfach?«
»Das, meine Liebe, wäre eine schreckliche Verschwendung.« Warner tritt zu mir, und ich sehe, dass seine Hände in weißen Lederhandschuhen stecken. Er hebt mit dem Zeigefinger mein Kinn an. »Außerdem wäre es doch ein Jammer, so ein hübsches Gesicht zu verlieren.«
Ich versuche, den Kopf wegzudrehen, aber der Stiefel mit der Stahlkappe trifft mich wieder im Rücken, und Warner umfasst mein Gesicht mit beiden Händen. Ich unterdrücke einen Schrei. »Wehr dich nicht, Schätzchen. Du machst es dir nur unnötig schwer.«
»Mögen Sie in der Hölle schmoren.«
Warner bewegt sein Kinn hin und her. Er hält die Hand hoch, damit ich nicht erschossen, getreten, erschlagen werde. »Du kämpfst für die falsche Seite.« Er richtet sich auf. »Aber das lässt sich ändern. Kent«, sagt er. »Sie behalten sie im Auge. Ab jetzt ist sie Ihr Schützling.«
»Ja, Sir.«
10
Adam streift die Handschuhe über, fasst mich aber nicht an. »Ist gut, Roland. Ich übernehme.«
Der Stiefel verschwindet von meinem Rücken. Ich rapple mich mühsam auf, starre ins Leere. Will nicht daran denken, was mich erwartet. Jemand tritt mich in die Kniekehlen, so dass ich beinahe stürze. »Mach schon«, bellt eine Stimme. Ich schaue auf und sehe Adam losmarschieren. Offenbar soll ich ihm folgen.
Erst in der vertrauten Dunkelheit der Gänge bleibt er stehen.
»Juliette.« Ein leises Wort, und meine Gelenke werden zu Luft .
Ich reagiere nicht.
»Nimm meine Hand«, sagt er.
»Nein«, bringe ich mühsam hervor. »Niemals.«
Ein tiefer Seufzer. Ich spüre eine Bewegung, dann ist Adam mir plötzlich ganz nah, viel zu nah. Seine Hand ruht auf meinem unteren Rücken, und er geleitet
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