Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)
ihre Ersparnisse eingebüßt für Versprechen Versprechen Versprechen, so viele Versprechen? Sie haben es versprochen – das Reestablishment versprach uns eine bessere Zukunft. Wir würden unsere vertraute Welt mit Kinos, Hochzeiten, Kinderfesten wiederbekommen. Unsere Häuser, unsere Gesundheit, unsere gesicherte Zukunft.
Doch sie haben uns alles genommen.
Sie haben uns alles gestohlen. Mein Leben. Meine Zukunft. Meine seelische Gesundheit. Meine Freiheit .
Sie haben unsere Welt mit Waffen angefüllt, die auf unsere Stirn gerichtet sind, und sie haben gelächelt, als sie unsere Jugend zerstörten. Wer stark genug war, um sich zu wehren, wurde getötet. Wer zu versponnen war und nicht in ihre Utopie passte, wurde weggesperrt. Leute wie ich .
Und das hier ist der Beweis für ihre Korruptheit.
Mir bricht der kalte Schweiß aus, meine Finger zittern vor Ekel, meine Beine können dieser Verschwendung Verschwendung Verschwendung der selbstsüchtigen Verschwendung in diesem Bau nicht standhalten. Ich sehe überall rot. Blut, das an die Fenster gespritzt ist, auf den Teppichen vergossen wurde, von den Lüstern tropft.
»Juliette –«
Ich breche zusammen.
Sacke auf die Knie, mein Körper birst vom verschluckten Schmerz, lautes Schluchzen bricht aus mir heraus, meine Würde zerfließt mit den Tränen, die Qualen der letzten Wochen zerfetzen meine Haut.
Ich kann nicht mehr atmen.
Kein Sauerstoff gelangt in meinen Körper, und ich würge trocken, sehe fremde Gesichter, höre Stimmen, Worte, verweht von Verwirrung, habe Gedanken, die so chaotisch sind, dass ich nicht weiß, ob ich noch bei Bewusstsein bin.
Ob ich nun tatsächlich verrückt werde.
Ich bin in der Luft. Ein Sack voll Federn in Adams Armen, und er drängt sich zwischen Soldaten hindurch, die herbeigelaufen sind, und einen Moment lang ist es mir egal, dass ich diese Berührung eigentlich nicht haben darf. Ich will vergessen, dass ich Adam hassen müsste, dass er mich verraten hat, dass er für die Leute arbeitet, die auch noch den letzten Rest Menschlichkeit vernichten wollen. Mein Gesicht ist geborgen an seinem weichen Hemd, meine Wange ruht an seiner Brust. Er riecht nach Kraft und Mut und starkem frischem Regen. Er soll mich nie nie nie nie wieder loslassen. Es wäre so schön, wenn ich seine Haut berühren könnte, wenn es nichts gäbe, was uns trennt.
Dann schlägt mir die Realität ins Gesicht.
Scham vernebelt mein Hirn; Hitze rinnt über mein Gesicht, sickert durch meine Haut. Ich greife nach Adams Hemd.
»Du kannst mich töten«, sage ich. »Du hast Waffen –« Ich versuche mich zu befreien, aber er hält mich noch fester. Sein Gesicht ist ausdruckslos, aber sein Kinn wirkt verbissen, seine Arme scheinen verkrampft. »Du kannst mich doch einfach töten –«, sage ich flehend.
» Juliette .« Seine Stimme ist ruhig, mit verzweifeltem Unterton. » Bitte .«
Ich bin wieder wie betäubt. Machtlos. Schmelze im Inneren, das Leben rinnt aus mir heraus.
Wir stehen vor einer Tür.
Adam holt einen Kartenschlüssel heraus und drückt ihn gegen eine kleine schwarze Glasscheibe neben dem Türgriff. Die Stahltür gleitet beiseite.
Wir treten ein, sind allein in einem neuen Raum.
»Bitte lass mich nicht los setz mich ab«, sage ich.
Mitten im Zimmer ein Doppelbett. Dicke Teppichböden, ein Schrank, glitzernde Lichtleisten an der Decke. Der Luxus ist so pervers, dass ich den Anblick kaum ertragen kann. Adam legt mich behutsam auf der weichen Matratze ab und tritt einen kleinen Schritt zurück.
»Du wirst wohl eine Weile hier sein«, sagt er nur.
Ich kneife die Augen zu. Will nicht an die Folter denken, die mich erwartet. »Ich möchte gerne allein sein, bitte«, sage ich.
Er seufzt. »Das ist nicht im Angebot.«
»Was heißt das?« Ich starre ihn an.
»Ich muss dich bewachen, Juliette.« Er flüstert meinen Namen beinahe. Mein Herz mein Herz mein Herz . »Warner will, dass du verstehst, was er dir anbietet, aber … du wirst immer noch als Bedrohung betrachtet. Du bist mein Auftrag. Ich darf nicht rausgehen.«
Ich weiß nicht, ob ich das großartig oder grauenhaft finde . Das ist grauenhaft. »Du musst dauernd bei mir bleiben?«
»Ich wohne eigentlich in der Kaserne auf der anderen Seite dieses Gebäudes. Mit den anderen Soldaten. Aber um deine Frage zu beantworten: Ja. Ich werde hier einziehen.«
In meinem Bauch sitzt ein Schmerz, der an meinen Nerven nagt. Ich möchte Adam hassen und verurteilen und schreien ohne Ende, aber all das gelingt
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