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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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ich im Dunkeln nicht erkennen konnte.
    Seine Haut ist übersät mit Blutergüssen.
    Meine Beine fühlen sich gebrochen an. Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. Dabei wünschte ich so sehr, ich könnte es.
    »Entschuldige«, sagt er rasch. »Ich wusste nicht, dass du wach bist.« Er zieht an seinem T-Shirt, als sei es nicht lang genug.
    Ich nicke vage. Betrachte die Kacheln vor meinen Füßen. Weiß nicht, was ich sagen soll.
    »Juliette.« Seine Stimme liebkost meinen Namen, und ich könnte in einer Sekunde 5 Mal sterben. Sein Gesicht ist ein Urwald von Gefühlen. Er schüttelt den Kopf. »Es tut mir leid«, sagt er so leise, dass ich nicht sicher bin, ob er gesprochen hat. »Es ist nicht …« Er beißt die Zähne zusammen und streicht sich nervös durchs Haar. »All das – es ist nicht –«
    Ich öffne die Faust. Das Papier ist ein zerknülltes Stück Hoffnung. »Ich weiß.«
    Erleichterung fließt über sein Gesicht, und seine Augen sind plötzlich die einzige Bestätigung, die ich jemals brauchen werde. Adam hat mich nicht verraten. Ich kenne kein Warum und Wie und Was, aber ich weiß, dass er noch mein Freund ist.
    Er steht noch immer vor mir, und er will nicht, dass ich sterbe.
    Ich trete ins Bad und schließe die Tür.
    Hole Luft, um zu sprechen.
    »Nein!«
    Der Mund bleibt mir offen stehen.
    »Warte«, sagt er und hebt die Hand. Mir wird klar, dass Mikrofone im Raum sein könnten, auch wenn es keine Kameras gibt. Adam blickt in alle Richtungen.
    Die Duschkabine besteht aus marmoriertem Glas, und Adam schiebt die Tür auf. Dreht die Dusche voll auf. Das Rauschen erfüllt den Raum, bricht tosend in die Stille. Der Spiegel beschlägt, und als ich zu ahnen beginne, was Adam vorhat, zieht er mich an sich und hebt mich in die Dusche.
    Meine Schreie sind Dampf, flüchtiges halbersticktes Wispern.
    Heißes Wasser durchtränkt meine Kleider. Klatscht auf meine Haare, strömt mir über den Rücken, aber ich fühle nur Adams Hände an meiner Taille. Will aufschreien, aber aus den falschen Gründen.
    Sein Blick nagelt mich fest. Sein Drängen steckt meine Knochen in Brand. Kleine Bäche fließen über seine glatten Wangen, und seine Hände pressen mich an die Wand.
    Seine Lippen seine Lippen seine Lippen seine Lippen seine Lippen
    Meine Augen versuchen verzweifelt nicht zu blinzeln
    Meine Beine erstreiten sich das Recht zu zittern
    Meine Haut ist versengt, wo er mich nicht berührt.
    Seine Lippen sind so nah an meinem Ohr, ich bin Wasser, und ich bin nichts und alles und schmelze in ein Verlangen, so heftig, dass es im Hals brennt, als ich es verschlucke.
    »Ich kann dich berühren«, sagt er, und ich frage mich, weshalb sich in meinem Herzen Kolibris tummeln. Bin zu berauscht, um irgendetwas zu begreifen außer seinem Körper, der meinem so nahe ist.
    »Juliette –« Er drängt sich noch dichter an mich, und ich kann auf nichts mehr achten außer den Wünschen, die in meiner Brust erblühen. Ich reiße die Augen auf. Adam leckt sich rasch über die Unterlippe, und etwas in meinem Hirn erwacht schlagartig zum Leben.
    Ich keuche keuche keuche. »Was tust du –«
    »Juliette, bitte –« Seine Stimme klingt ängstlich, und er schaut sich um, als sei er nicht sicher, dass wir alleine sind. Er presst die Lippen zusammen. Schließt einen Moment die Augen, und ich bewundere die Tropfen, die an seinen Wimpern haften wie Perlen, geschmiedet aus Schmerz. Seine Finger streichen über meine Taille, als falle es ihm schwer, mich nicht überall überall überall zu berühren, und seine Augen trinken mich, und ich bin ganz und gar und mit Haut und Haaren
    gefangen.
    »Ich habe es jetzt verstanden«, raunt er mir ins Ohr. »Ich weiß – ich weiß, was Warner von dir will.« Seine Fingerspitzen sind 10 elektrische Punkte, und sie töten mich mit etwas, das ich noch nie zuvor gespürt habe. Etwas, wonach ich mich immer gesehnt habe.
    »Wieso bist du dann hier?«, flüstere ich, zerstört, in seinen Armen sterbend. »Warum …« Einatmen. Zwei Versuche. »Wieso berührst du mich?«
    »Weil ich es kann .« Er lächelt, und mir wachsen beinahe Flügel. »Ich habe es schon ausprobiert.«
    »Was?« Ich blinzle, schlagartig ernüchtert. »Was soll das heißen?«
    »In der ersten Nacht in der Zelle.« Er seufzt. Senkt den Blick. »Du hast im Schlaf geschrien.«
    Ich warte.
    Warte.
    Warte eine Ewigkeit.
    »Ich habe dein Gesicht berührt.« Er spricht in mein Ohr. »Deine Hand. Ich habe deinen Arm gestreichelt …« Er löst sich von

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