Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)
Ahnung von etwas, von dem ich immer geträumt habe niemals zu träumen gewagt habe.
Meine Lippen sind zugenäht, werden die Geheimnisse dieses Morgens niemals preisgeben, doch in meinem Herzen ist so viel Zuversicht und Staunen und Ruhe und Vielfalt, dass ich mich frage, ob es zerspringen und mein Kleid zerreißen wird.
Hoffnung umarmt mich, wiegt mich, trocknet meine Tränen und sagt mir, dass es mir heute und morgen und in zwei Tagen gut gehen wird, und ich bin so berauscht, dass ich das sogar zu glauben wage.
Ich sitze in einem blauen Zimmer.
Die Wände sind mit einem Stoff tapeziert, der an einen strahlenden Sommertag erinnert, der Boden ist mit fünf Zentimeter dickem Teppichboden bedeckt. Bis auf zwei Samtsessel ist der Raum leer. Alle Farbtöne sind wie blaue Male, wie ein schöner Irrtum, wie eine Erinnerung daran, was Adam wegen mir angetan wurde.
Ich trage ein Kleid aus Oliven und sitze ganz alleine in einem blauen Zimmer in einem Samtsessel. Mein Notizheft in meiner Tasche fühlt sich so schwer an wie ein Bowlingball.
»Du siehst bezaubernd aus.«
Warner kommt hereingestürmt. Er ist allein.
Ich blicke unwillkürlich auf meine Tennisschuhe und frage mich, ob ich gegen Regeln verstoße, weil ich die stelzenartigen Teile im Schrank verschmäht habe, die nicht für Füße gemacht sein können. Als ich aufschaue, steht Warner direkt vor mir.
»Grün steht dir fantastisch«, sagt er mit einem recht dämlichen Lächeln. »Bringt deine Augenfarbe zur Geltung.«
»Was ist meine Augenfarbe?«, frage ich die Wand.
Er lacht. »Das ist nicht dein Ernst.«
»Wie alt sind Sie?«
Warner hört auf zu lachen. »Das interessiert dich?«
»Ich bin neugierig.«
Er setzt sich in den Sessel neben mir. »Ich beantworte deine Fragen nur, wenn du mich dabei anschaust.«
»Sie wollen mich dazu bringen, gegen meinen Willen Menschen zu foltern. Sie wollen mich zu einer Waffe in Ihrem Krieg machen. Für Sie soll ich zum Monster werden.« Ich halte inne. »Mir wird übel, wenn ich Sie anschaue.«
»Du bist störrischer, als ich erwartet hatte.«
»Ich trage Ihr Kleid. Ich habe Ihr Essen gegessen. Ich bin hier.« Ich schaue langsam zu ihm auf. Er starrt mich durchdringend an, und die Kraft seines Blicks trifft mich ungeschützt.
»Nichts von alldem machst du für mich«, sagt er leise.
Ich verkneife mir ein höhnisches Lachen. »Warum sollte ich?«
Seine Augen und seine Lippen ringen um das Recht zu sprechen. Ich wende den Blick ab.
»Was machen wir in diesem Zimmer?«
»Ah.« Er holt tief Luft. »Frühstücken. Dann bekommst du deinen Terminplan.«
Er drückt auf einen Knopf an der Armlehne seines Sessels, und fast sofort werden Essenswagen hereingefahren, von Männern und Frauen, die zweifellos keine Soldaten sind. Ihre Gesichter sind hart und rissig und zu mager, um gesund zu sein.
Der Anblick zerreißt mir fast das Herz.
»Normalerweise esse ich alleine«, fährt Warner fort, und seine Stimme bohrt sich wie ein Eiszapfen ins Fleisch meiner Erinnerungen. »Aber ich finde, wir zwei sollten uns besser kennenlernen. Vor allem, da wir so viel Zeit zusammen verbringen werden.«
Die Diener und Dienstmädchen Leute, die keine Soldaten sind, gehen hinaus, und Warner bietet mir etwas auf einer Platte an.
»Ich habe keinen Hunger.«
»Du hast keine Wahl.«
Ich schaue auf und merke, dass er das bitterernst meint.
»Dir ist nicht erlaubt, dich zu Tode zu hungern. Du isst nicht genug, und ich brauche dich gesund. Es ist dir nicht gestattet, Selbstmord zu begehen. Oder dir zu schaden. Du bist zu wertvoll für mich.«
»Ich bin aber nicht Ihr Spielzeug «, fauche ich.
Er lässt die Platte auf den Rollwagen fallen, und ich wundere mich, dass sie nicht zerbricht. Warner räuspert sich. Ich hätte allen Grund, Angst zu haben. »Dieses Vorhaben wäre so viel einfacher, wenn du dich nicht sträuben würdest«, sagt er, jedes Wort einzeln betonend.
5 5 5 5 5 Herzschläge.
»Die Welt findet dich abscheulich«, sagt er, und seine Lippen verziehen sich zu einem ironischen Lächeln. »Wer dich kannte, hat dich gehasst. Ist vor dir weggelaufen oder hat dich verlassen. Deine eigenen Eltern haben dich aufgegeben und den Behörden freiwillig von dir berichtet. Sie waren so versessen darauf, dich loszuwerden, dieses Problem jemand anderem anzuhängen, dass sie sich eingeredet haben, diese abscheuliche Kreatur, die sie großgezogen haben, sei in Wahrheit gar nicht ihr Kind.«
Hundert Hände scheinen mir ins Gesicht zu
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