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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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aus hauchdünnem Porzellan, das zerbrechen will.
    Seine Hände gleiten über meinen Körper, seine Augen gleiten über mein Gesicht, und sein Herz pocht im Wettlauf mit meinem.
    Alles steht in Flammen. Meine Wangen meine Hände mein Bauch, Wellen von Gefühlen überfluten mich und klarer Regen, und ich will nur noch Adams kraftvollen Körper an meinem spüren und diesen Augenblick niemals niemals niemals vergessen. In meine Haut will ich ihn prägen und für immer bewahren.
    Er nimmt meine Hände und legt sie an seine Wangen, und ich weiß nun, dass ich die Schönheit des Menschseins noch nie zuvor gespürt habe. Ich weine noch immer, als meine Lider sich schließen.
    Ich flüstere Adams Namen.
    Und er atmet noch heftiger als ich, und plötzlich spüre ich seine Lippen an meinem Hals, und ich keuche und sterbe und halte mich an seinen Armen fest, und er berührt mich berührt mich berührt mich, und ich bin Donner und Blitz und frage mich, wann ich schlagartig erwachen werde.
    Einmal, zweimal, hundertmal kosten seine Lippen meinen Hals, und ich frage mich, ob man vor Glückseligkeit sterben kann. Wenn er mein Gesicht in die Hände nimmt, schaut er mir in die Augen, und ich erröte hinter diesen Mauern aus Lust und Schmerz und Ungläubigkeit.
    »Ich wollte dich schon so lange küssen.« Seine Stimme ist rau, bewegt, tief in meinem Ohr.
    Ich bin erstarrt vor Freude und Erwartung, ich fürchte, dass er mich küssen wird, und ich fürchte, dass er mich nicht küssen wird. Ich starre auf seine Lippen und weiß gar nicht, wie nah wir sind, bis wir getrennt werden.
    Drei elektronische Pieptöne jagen durchs Zimmer, und Adam schaut an mir vorbei, als wisse er nicht, wo er ist. Er blinzelt. Rennt zu einer Gegensprechanlage und drückt ein paar Knöpfe. Er atmet noch immer heftig.
    Ich zittere in meiner Haut.
    »Name und Nummer«, ertönt eine Stimme aus der Anlage.
    »Kent, Adam. 45B-86659.«
    Stille.
    »Soldat, wissen Sie, dass die Kameras in Ihrem Zimmer deaktiviert wurden?«
    »Ja. Sir. Ich habe Befehl erhalten, die Geräte abzumontieren.«
    »Wer hat diesen Befehl erteilt?«
    »Warner, Sir.«
    Noch längeres Schweigen.
    »Wir werden das überprüfen und uns zurückmelden. Unbefugtes Entfernen von Sicherheitsapparaten kann Ihre sofortige unehrenhafte Entlassung zur Folge haben, Soldat. Das ist Ihnen hoffentlich bewusst.«
    »Ja, Sir.«
    Die Anlage wird abgeschaltet.
    Adam sackt gegen die Wand, ringt um Luft. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, dass ein winziges Lächeln über sein Gesicht huscht. Er schließt die Augen und atmet aus.
    Ich weiß nicht, was ich mit der Erleichterung tun soll, die mir in die Hände sinkt.
    »Komm her«, sagt er, noch mit geschlossenen Augen.
    Ich gehe auf Zehenspitzen zu ihm, und er zieht mich in seine Arme. Atmet den Duft meiner Haare ein und küsst mich auf die Schläfe. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie etwas so Unglaubliches empfunden. Ich bin nicht mehr nur ein Mensch. Ich bin so viel mehr. Die Sonne und der Mond sind verschmolzen, und die Erde steht kopf. Ich habe das Gefühl, dass ich in Adams Armen genau so sein kann, wie ich sein will.
    In seinen Armen vergesse ich das Grauen, das von mir ausgeht.
    »Juliette«, flüstert er mir ins Ohr. »Lass uns hier abhauen.«

23
    Ich bin wieder 14 Jahre alt und starre in einem kleinen Klassenzimmer auf Adams Hinterkopf. Ich bin 14 Jahre alt und schon ganz lange in Adam Kent verliebt. Ich habe mir Mühe gegeben, besonders achtsam, besonders unauffällig, besonders angepasst zu sein, weil ich nicht wieder umziehen wollte. Weil ich die Schule mit dem einzigen freundlichen Menschen, den ich jemals kennengelernt hatte, nicht wieder verlassen wollte. Ich sah zu, wie Adam von Tag zu Tag ein bisschen größer, stärker, tougher, stiller wurde. Irgendwann war er so groß, dass sein Vater ihn nicht mehr verprügelte, aber niemand wusste, was mit seiner Mutter los war. Die anderen schnitten und schikanierten ihn, bis er sich zu wehren begann, bis er dem Druck der Außenwelt nachgab.
    Doch seine Augen blieben immer gleich.
    Er sah mich immer mit dem gleichen Blick an. Liebevoll. Mitfühlend. Nachdenklich. Doch er stellte mir nie Fragen. Er drängte mich nie zum Sprechen. Er hielt sich immer nur in meiner Nähe auf, damit er Angreifer abwehren konnte.
    Ich dachte mir, dass ich vielleicht doch nicht so schlimm war. Vielleicht.
    Ich dachte mir, dass Adam vielleicht irgendetwas Besonderes in mir sah. Dass ich vielleicht doch nicht so ein

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