Ich gab mein Herz fuer Afrika
haben natürlich so getan, als wären wir beeindruckt. Mitten in dem Gespräch hat er sich plötzlich zurückgezogen, und Sekunden später sahen wir ihn mit einer tollen, schlanken Blondine tanzen, das fanden wir sehr amüsant. Er hatte genug Champagner getrunken, um sich etwas Interessanterem als den Galápagos-Inseln zuzuwenden. 171
Am nächsten Morgen fuhren sie mit dem Zug zu den BBC Natural History Studios in Bristol zu Verhandlungen über die abendfüllenden Tierfilme, die Alan drehen und die Joan inoffiziell für den Sender produzieren
sollte. An ihrem letzten Tag in London verabschiedeten sich die Roots von Aubrey Buxton, von Survival, von Glanz und Gloria und der Zivilisation, um »mit einem Knall« für die BBC zu starten, wie Alan es ausdrückte. 172
Alan und Joan planten, die Welt der wilden Tiere auf eine Art und Weise zu filmen, wie es bislang noch nie gemacht worden war. Sie wollten die Tiere ganz natürlich agieren lassen und so ohne Einmischung der Produzenten eine Geschichte erzählen, die dem Publikum gefiel.
Das Problem war das Geld. Zweitausend Pfund pro Sendung reichten bei einem Alan-Root-Film, der normalerweise in ein bis zwei Jahren fertiggestellt wurde, noch nicht einmal für den Lebensunterhalt. Daher verlegten sie sich wieder auf das Tier, durch das sich Alan einen Namen gemacht hatte – den Bongo. Die Roots finanzierten einen großen Teil ihrer Arbeit mit dem Fangen von Bongos, und die Prämie war deutlich angestiegen, seit Alan seinen ersten Bongo verkauft hatte. Die meisten Zoos zeigten sich bereit, für einen Bongo Geld auszugeben. Und es ging nicht nur ums Geld. Alan erklärte später, sie wollten die Tiere an Zoos auf der ganzen Welt verkaufen und damit »Bongos als Zuchttiere in Zoos etablieren, damit die wilde Bongo-Population nie wieder gefährdet sein würde«. 173 Dadurch sollte diese Tierart nicht nur verstärkt wahrgenommen, sondern auch erhalten werden. Bald hatten sie zwanzig Bongos beisammen, die in großen Gehegen auf dem Anwesen in Naivasha auf den Transport warteten. Aus einem Brief,
den Joan 1969 an ihre Mutter schrieb, wird ersichtlich, wie gut das Geschäft mittlerweile lief:
Alan ist am Dienstagmorgen aufgebrochen … und der Kleine (Bongo) kam in dieser Nacht zur Welt, ganz ohne Schwierigkeiten. Der Bongo-Boy lief frühmorgens herüber, um zu verkünden, dass das Junge da sei. Es war ein bisschen nass und wacklig auf den Beinen und trank gerade zum ersten Mal. Heute Morgen ging es dem Kleinen immer noch gut, und es war putzmunter. Ich bin nach Nairobi, um ein Flugzeug zu organisieren, das Alan von der Safari abholt, denn er wollte das Neugeborene gleich nach der Geburt filmen …
Die Mutter des Jungen ist der vierte Bongo, den wir Anfang Mai gefangen haben. Alan hatte schon gehofft, dass sie bereits trächtig ist, wegen ihrer Figur. Wir waren besorgt, ob sie es gut versorgen würde, denn sie war ja nur vier Monate in Gefangenschaft, und es war auch noch ihr erstes Junges. … In den letzten Monaten haben wir sie richtig gemästet, sie hat jeden Tag drei große Schalen Milch bekommen, deshalb ist sie kerngesund und erstaunlich ruhig. Sie verhält sich viel ruhiger als der große Bongo und das Kleine, die du gesehen hast. (Letzte Woche kam übrigens ein Telegramm mit der Nachricht, die beiden seien putzmunter in New York eingetroffen. Jetzt müssen sie einen Monat in Quarantäne, bevor sie zum Zoo von Milwaukee gebracht werden.) …
Die Gehege für die Bongos sind alle neu gemacht worden (und) wir haben einen Zaun aus starkem Draht errichtet, gegen die Hyänen. 174
Zusätzlich zum Handel mit den Bongos arbeiteten die Roots auch auf anderen Schienen weiter: Sie belebten die Fotosafaris neu, die Joan von ihrem Vater übernommen hatte, sie machten Filmaufnahmen für Dr. Grzimeks Fernsehsendungen und für George Schaller von National Geographic. Für Grzimek filmte Alan die Reaktion von Nashörnern und Flusspferden auf Ballons, die ihnen nachgebildet waren. Für Schaller drehte er Jäger, die mit Pfeilen auf Löwen schossen. Doch an erster Stelle stand immer ihr erstes Projekt für die BBC, und im Hinterkopf hatten sie noch Alans wagemutiges Vorhaben, als erster Mensch den Kilimandscharo in einem Ballon zu überfliegen. 175
Zunächst einigten sie sich auf Mzima Springs als Drehort, eine Oase im Tsavo-West-Nationalpark, aus der täglich fast 200 Millionen Liter Wasser entspringen. Das Wasser wird durch die umliegenden Hügel gefiltert und bildet in der
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