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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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unseres Streits herausgefunden.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Also bitte. Lass mich nicht derjenige sein, der eure Beziehung voranbringt.«
    »Verzeihung.«
    »Zufällig könnte ich euch beiden ein Problem bereitet haben, weil ich ihm irgendwann während unseres Streits erzählt habe, wie wir uns über ihn lustig gemacht haben.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Oh, und ich habe ihm den Brief gezeigt, den du mir geschrieben hast.«
    »James.«
    »Das schien seine Gefühle für dich nicht zu beeinflussen. Ich glaube sogar, er mag dich jetzt noch mehr. Jedenfalls werde ich ihm morgen sagen, ich hätte mir nur ausgedacht, dass wir uns über ihn lustig machten.«
    [389]  »Das musst du nicht tun.«
    »Ein Gentleman würde es tun.« Ich sah, dass Marleen zu uns zurückkam. »Mach dir bloß keine Sorgen, Chloe. Sei einfach glücklich. Wenigstens werden wir immer Wal-Mart haben.« Sie lachte. Ihr nerviges Schniefen hielt an.
    Im Radio lief ein Oldie, ’til There Was You, ein wunderschöner Song, Lieder dieser Güte würden nie wieder geschrieben werden.
    14 . 47 Jetzt wurde mir klar, dass unser Ausflug zu Wal-Mart dem am nächsten kam, was Chloe und ich je als Date haben würden. Unser einziger Ausflug kam zustande, weil ein Lehrer seinen Kurs in Paare aufteilte – die einzige Gelegenheit, bei der ich das begrüßte. Damals im März (dem Tag nach Joe DiMaggios Tod) vergab Mr.   Ottman ein Projekt, bei dem wir eine Kunstrichtung recherchieren und ein Referat halten mussten. Mittlerweile telefonierten Chloe und ich miteinander, es bot sich also an, dass wir Projektpartner sein würden.
    Wir entschieden uns für den Dadaismus, über den es in der Schulbücherei keine Literatur gab, weshalb Chloe vorschlug, die öffentliche Bibliothek von Vandalia aufzusuchen. Eines Tages fuhr Chloe nach der Schule zum ersten und einzigen Mal mit mir in meinem Wagen. Als wir die Bibliothek betraten, gefiel mir, dass die Damen an der Ausleihe wahrscheinlich dachten, wir wären ein Paar. Als wir vorne an den Computern saßen, um Dadaismus nachzuschlagen, forderte ich Chloe scherzhaft auf, leise zu sein, obwohl sie flüsterte. »Ist das dein erster Besuch in einer Bibliothek, Liebes?«, fragte ich. Dann sagte sie mit unnötig [390]  lauter Stimme: »Glaubst du, sie haben hier Bücher, die mir bei meinen Eileitern helfen?« Und dann forderte uns die leitende Bibliothekarin tatsächlich auf, doch bitte leiser zu sein. Chloe errötete. Sie sagte mir, sie hätte das nur gesagt, um herauszufinden, wie ich reagiere.
    Als wir das Regal mit den Kunstbüchern gefunden hatten, dachte ich, wie toll es wäre, wenn wir uns gleich dort, in der Kunstabteilung der Bibliothek, zum ersten Mal küssen würden. Niemand war in der Nähe, doch ich konnte nicht, weil es so bizarr gewesen wäre. Doch jetzt wünschte ich, ich hätte es getan.
    Zu der Aufgabe gehörte auch, dass jeder von uns ein eigenes dadaistisches Bild zeichnete und es dann auf einem Plakatkarton befestigte und auf diesem Plakatkarton mittels eines Diagramms alle Elemente des Dadismus eintrug, die unsere Bilder enthielten. Da ich unsere gemeinsame Zeit verlängern wollte, fragte ich Chloe, ob wir nicht gemeinsam unseren Plakatkarton bei Wal-Mart besorgen sollten.
    Als wir den Discounter betraten, fragte sie die Angestellte am Eingang scherzhaft: »Müssen wir unsere Schuhe ausziehen?« Die Angestellte, eine alte Dame, sagte: »Warum sollten Sie das tun?« Chloe antwortete: »Damit wir Ihren Teppichboden nicht dreckig machen.« Das Lustigste daran war, dass es gar keinen Teppichboden gab, nur Bodenfliesen. Die Frau wusste nicht, was sie sagen sollte. Das war der Augenblick, als ich Chloe total und unwiderruflich verfiel.
    Wir fanden unseren Plakatkarton und auch andere Materialien, doch dann hörte ich sie zu meiner Begeisterung sagen: »Lass uns rumlaufen und Leute beobachten.« Wie [391]  immer gab es im Wal-Mart jede Menge abgefahrene Leute. An diesem Tag sahen wir eine asiatische Familie durch den Laden gehen und Maiskolben essen, und zwar so, als wäre es das Normalste auf der Welt. Chloe und ich kamen überein, dass das zu den erstaunlichsten Dingen gehörte, die wir je gesehen hatten.
    Nach dem Wal-Mart setzte ich Chloe an ihrem Wagen ab, der noch bei der Schule parkte. Es war bedrückend, sich auf dem leeren Parkplatz voneinander zu verabschieden, doch ich war auch aufgeregt, weil alles erstaunlich gut gelaufen war.
    Wenn ich in den darauffolgenden Wochen durch Vandalia fuhr,

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