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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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habe.«
    »Schon in Ordnung.«
    Chloe wechselte abrupt zum Thema College. Sie hatte ein Vollstipendium für die Stevens University in der übernächsten Stadt bekommen. Wie ich wollte sie pendeln. Sie und Marleen sprachen über Hauptfächer. Keine von beiden hatte sich schon für eins entschieden. Dann redeten wir über Stipendien, dann über Zulassungstests für Universitäten. Während wir uns unterhielten, machte Mr.   Ottman seine Runden, sah jedem über die Schulter, gratulierte den meisten und unterbreitete gelegentlich Vorschläge.
    »Sieht gut aus, James.«
    »Danke.« Ich war mit meiner Radierung überhaupt nicht zufrieden und hatte den Verdacht, dass er das nur sagte, weil ich ihm leidtat.
    »Wie geht’s Chloe heute?«
    »Chloe geht’s gut«, antwortete Chloe. »Und Ihnen?«
    [383]  »Sehr gut.«
    »Hatten Sie heute vor, das Radio anzustellen?«, fragte ich.
    »Nein, könnte ich aber machen.«
    Manchmal spielte er während des Unterrichts Oldies auf Mittelwellesendern. Anscheinend waren Chloe und ich die Einzigen, die seine Musikauswahl mochten. Ich war schon glücklich, dass ich nicht Leuten zuhören musste, die meinen Körper haben wollten.
    »Könnten wir die Colapause bald haben?«, fragte einer der nettesten Jungs, den man sich denken konnte, ein bulliger Redneck an Tommys Tisch.
    »Oh, warum nicht. Mal sehen…« Mr.   Ottman ging zu seinem Schreibtisch und warf einen Blick in seinen Kalender. »Timothy und Lindsay, Sie sind mit Colaholen an der Reihe.«
    Timothy war einer der wenigen Menschen, die wohl lieber im Kursraum bleiben würden, statt Cola zu holen; dennoch stand er auf, und er und das JROTC -Mädchen namens Lindsay gingen von Tisch zu Tisch, um Bestellungen aufzunehmen.
    »Darf ich den Damen die Getränke spendieren?« Beide lehnten ab, doch Marleen kaufte von ihrem eigenen Geld eine Pepsi light. Ich nahm in der Schule selten Softdrinks zu mir, Chloe auch nicht.
    Mr.   Ottman machte das Radio an, in dem gerade ein Percy-Faith-Instrumental lief. Ich hatte ihn gebeten, das Radio einzuschalten, weil Chloe und ich bei dem zusätzlichen Lärm leichter über ihre Entscheidung reden konnten – falls wir je zum Reden kamen.
    [384]  Der Redneck sagte Tommy, er solle nicht so viel Mountain Dew trinken, weil gelbe Limonaden eine Lebensmittelfarbe enthielten, die angeblich die Keimdrüsen schrumpfen ließ. Worauf Tommy erwiderte, und zwar so laut, dass es der ganze Raum hörte: »Na und?! Wie oft hast du eine Tussi sagen hören, sie sucht einen Typ mit dicken Eiern?«
    Timothy nahm den für den Getränketransport bestimmten Karton. Als er den Raum verlassen hatte, ging Marleen, um sich mit einem anderen Mädchen zu unterhalten, so dass Chloe und ich endlich halbwegs ungestört waren. In genau demselben Augenblick legten Chloe und ich unsere Schaber beiseite. Dann sagten wir beide gleichzeitig »also«, und dann sagten wir gleichzeitig »verhext«. Ich sah ihr in die Augen – es gab nichts auf der ganzen Welt, in das ich lieber sehen würde –, und sie sah auf ihren Schoß, ihren missbrauchten Schoß.
    »Hast du mich nicht lange genug zappeln lassen?«
    »Okay. Ich weiß auch nicht – also, zuallererst, deinen Brief fand ich phantastisch. Ich wünschte, du hättest etwas in der Art im Kurs verteilt – nicht, dass mir dein Text nicht gefallen hat, aber der Brief, also, er unterschied sich halt von deinen anderen Texten. So als käme er von Herzen.«
    »Doch von der Analyse meines Schreibstils abgesehen – und ich weiß deine Komplimente zu schätzen –«
    »Genau. Stimmt. Okay. Mir gefällt überhaupt nicht, in welche Lage du mich bringst, dass ich mich bis zum Ende des Tages entscheiden soll.«
    »Ich weiß. Tut mir leid. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Und wie dieser Tag bisher gelaufen ist, wollte ich wohl alles auf eine Karte setzen.«
    [385]  »Sieh mal, wegen eines Ultimatums eine Beziehung anzufangen – ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Jedenfalls bist du damit bei mir ziemlich angeeckt.«
    »Heißt das, du hast dich noch nicht entschieden?«
    »Es heißt, dass es keine gute Idee war, von mir zu verlangen, dass ich dir bis zum Endes des Tages eine Entscheidung mitteile.«
    »Heißt das – Chloe, bitte. Ich hatte einen ganz grauenhaften Tag. Würdest du mir bitte ein wenig entgegenkommen?«
    »Ich weiß, dass du einen grauenhaften Tag hattest, und genau darum will ich das nicht heute machen.«
    »Aber ich sage dir doch, ich will, dass du deine Entscheidung heute

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