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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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vergangen, an dem ich nicht dachte: Bei Gott, wir müssen unbedingt diese Jodkristalle verbrennen.«
    »Ich weiß. Das ist total debil. Ich wüsste wirklich nicht, wozu ich diese Fähigkeit später im Leben brauche.«
    Wir lachten beide. Wenn man bedachte, dass wir seit Kursbeginn im August so hätten reden und lachen können!
    »Setzt eure Schutzbrillen auf, Leute. Ganz egal, was Sie gerade machen, Brillen aufsetzen.«
    »Die sind sowas von peinlich«, sagte Stephanie, als sie [74]  ihre Brille aufsetzte. Plötzlich schnipste sie vorn gegen meine Schutzbrille, so dass ich unwillkürlich zusammenzuckte. »Entschuldige. Ist einfach über mich gekommen.«
    »Anscheinend hast du keinerlei Impulskontrolle.«
    »Kein bisschen«, sagte sie lachend. »Du kennst mich inzwischen schon ganz gut.«
    Ich lächelte sie an, runzelte aber die Stirn, als ich sah, dass Timothy mich beobachtete. Die nächste Minute schwieg ich.
    Stephanie beugte sich vor, so dass ihre Augen auf einer Ebene mit dem Becherglas waren. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, sie solle das bleibenlassen, es könne ja explodieren, und wir wollten doch nicht, dass sich Glassplitter in ihr hübsches Gesicht bohrten. Ich betrachtete sie genau und befand, dass ihr Mund weniger vulgär als bedrohlich war.
    8 . 55   »Die Zeit ist um. Jetzt müssen wir zehn Minuten warten, um zu sehen, was passiert.« Stephanie machte den Bunsenbrenner aus, lehnte sich dann gegen den Arbeitsplatz und musterte mich von oben bis unten.
    »Darf ich dir eine Frage stellen?«, sagte sie.
    »Du darfst eine zweite stellen.«
    »Was?… Oh! Bäh. Gar nicht übel.«
    »Du willst wissen, warum ich jeden Tag diesen Anzug trage.«
    »Stimmt. Tut mir leid. Das musst du dir bestimmt oft anhören.«
    »Nicht so oft, wie du glaubst.«
    »Also, warum?«
    Mittlerweile musste ich ihr nicht mehr zwanghaft auf [75]  den Mund starren und bemerkte, dass sie vielleicht ein klein wenig schielte – oder doch nicht, wie mir bei genauerem Hinsehen auffiel. Sicher konnte ich mir aber nicht sein.
    »Dafür gibt es zu viele Gründe, um sie alle aufzuzählen. Ich möchte dich nicht langweilen.«
    »Du langweilst mich schon nicht, aber vielleicht willst du ja nicht darüber reden. Das wäre in Ordnung.«
    »Nein. Es ist eine berechtigte Frage. Ein Grund ist… wie sag ich das am besten? Auf diese Weise entziehe ich mich dem allen.«
    Sie nickte langsam, als verstünde sie, dabei war ich mir selbst nicht mal ganz sicher, ob ich es verstand. Dann quetschte sie meine Schulterpolster. »Ist es jeden Tag derselbe Anzug?«
    »Ja, aber mit wechselnden Hemden und Krawatten. Was nicht bedeutet, dass der Anzug dreckig ist. Ich gebe ihn alle zwei Wochen in die Reinigung.«
    »Woher hast du ihn?«
    »Weiß ich nicht mehr. Mir ist schon klar, dass es albern ist, ihn zu tragen.«
    »Ich find ihn cool!«
    »Danke, aber ich gebe mir alle erdenkliche Mühe, um sicherzugehen, dass ich nicht einmal ansatzweise cool bin.«
    » Blödsinn. Er sieht gut aus. Wenn sie schicke Klamotten tragen, sehen viele Typen wie kleine Jungs aus, die sich verkleiden. Ihre Hosen sind unten ganz zerknittert, und man merkt, wie sehr es ihnen widerstrebt, sich fein anziehen zu müssen. Aber du – gut siehst du aus. Es sieht so natürlich aus, als wärst du dafür gemacht, diesen Anzug zu tragen.«
    [76]  »Wow. Danke.« Ich brachte die Wörter kaum heraus. Etwas Besseres als das konnte wohl keiner über mich sagen.
    Während sie weiter meinen Anzug ansah, war es mir so unangenehm, betrachtet zu werden, dass ich mich abwenden musste, und damit es so aussah, als wendete ich mich aus gutem Grund ab, rückte ich den metallenen Ständer zurecht. Ich hatte ihn gerade verschoben, als mir klar wurde, dass ich mir die Finger verbrannt hatte. Ich Idiot hatte nicht bedacht, dass die Beine des Ständers glühend heiß sein würden. Tränen traten mir in die Augenwinkel.
    »Wollen wir dann versuchen, einige dieser Fragen zu beantworten?«, fragte ich, bemüht, normal zu klingen.
    »Weiß nicht.« Als Stephanie in ihr Lehrbuch sah, drehte ich das kalte Wasser auf und ließ es mir über die Finger rinnen. Erstaunlicherweise konnte ich verbergen, dass ich mir soeben zwei Fingerkuppen verbrannt hatte. Natürlich kontrollierte Ms. Calaway in dem Moment unsere Arbeit, als ich versuchte, den Schmerz zu unterdrücken.
    »Wie läuft’s hier so?«
    »Gut, danke«, sagte ich.
    Sie beugte sich über den Arbeitsplatz, betrachtete unser Becherglas und behielt diese Stellung

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