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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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was ich billig finde. Das ist eine der beiden großen Regeln, an die ich mich halte, um eine Geschichte zu beschließen. Die eine lautet, beende deine Geschichte nie mit der Behauptung, es sei alles nur ein Traum gewesen…«
    Chloe schob mir den Zettel hin, und da stand in ihrer hübschen, eleganten Handschrift: »Ich verzeihe dir.« Außerdem hatte sie einen Pfeil gemalt, der auf das Wort »sehr« wies, und geschrieben: »inhaltsleer wegen inflationären Gebrauchs«, dazu ein Smiley. Ich lächelte ihr zu, doch sie sah mich nicht an.
    »…meine andere Regel lautet, man sollte nie die Hauptfigur umbringen. Sie sterben zu lassen ist zu einfach. Wenn man das macht, beraubt man sie jeder Möglichkeit zum Wachsen oder zur Veränderung. Das ist so, als würde man dem Leser sagen: Mir fiel nichts Besseres ein, daher hab ich den Dreckskerl einfach umgebracht.«
    Dafür gab es ein paar Lacher. Slims Vortragsweise und seine Einstellung erinnerten mich an David Letterman. Allerdings erinnerten mich alle Männer, die ich bewunderte, an David Letterman.
    »Na schön. Genug damit.« Slim schaute in seinen Terminkalender. »Dannon, erzählen Sie uns etwas über James’ Stück.«
    Weil in seinem letzten Satz die winzige Möglichkeit versteckt war, dass er eine sexuelle Anspielung enthielt, kicherte mindestens der halbe Kurs. »Ihr seid eine echt notgeile Truppe, stimmt’s?«, fragte Slim. Alle lachten, ich auch. »Legen Sie los, Dannon.«
    [123]  9 . 54   »Der Titel lautet: ›Exzerpt aus Neurotica, einem in Entstehung begriffenen Roman – 5. Kapitel.‹ Der Schauplatz ist eine Kleinstadt irgendwo im Mittleren Westen Amerikas. Den Namen der Stadt verrät er uns nicht.« Ich freute mich, dass er aus seinen Notizen ablas; zu meiner Überraschung war er offenbar ausgezeichnet vorbereitet. »Die Handlung spielt in der heutigen Zeit. Der Protagonist heißt Woolworth, und man weiß nicht, ob es sich um seinen Vor- oder Nachnamen handelt. Woolworth ist, ich zitiere, ein schmerzhaft neurotischer, unfassbar gutaussehender Mittdreißiger, buchstäblich der letzte Gentleman, der über die Erde schreitet. Was die Handlung angeht – nun, James hat eine vierseitige Zusammenfassung des Inhalts seines Romans beigefügt. Soll ich seine Zusammenfassung zusammenfassen oder mich gleich mit dem fünften Kapitel befassen?«
    »Warum sagen Sie nicht ein paar Worte zu der Zusammenfassung?«
    »Okay. Der Roman dreht sich um eine geheimnisvolle Krankheit, die dazu führt, dass sich alle zurückentwickeln. Wer diese Krankheit bekommt, beschäftigt sich mehr und mehr mit seinen Genitalien, weil die Genitalien wachsen, während die Hirne schrumpfen. Einigen Stadtbewohnern fällt es schwer zu sprechen, und sie geben Tierlaute von sich, ohne es zu merken. Woolworth ist einer der wenigen noch nicht erkrankten Menschen, und deshalb setzt er alles daran, die, wie er sie nennt, Große Regression rückgängig zu machen, die von der Krankheit verursacht wird. Doch während er versucht, den anderen zu helfen, bemühen sie sich, ihn anzustecken.
    [124]  Und nun zum fünften Kapitel, in dem Woolworth allein an einer Sonntagsmesse teilnimmt. Fast alle Kirchenbesucher haben die Krankheit. Sein Gegenspieler ist der Mann, der vor Woolworth sitzt. Er hat keinen Namen, sondern wird nur der Philister genannt. Der Philister kann während der ganzen Messe nicht die Hände von seiner Freundin lassen. Das stört Woolworth, der es schließlich nicht mehr erträgt und dem Mann zuflüstert, er solle bitte damit aufhören. Der Mann fordert Woolworth auf, sich nach der Messe draußen vor der Kirche mit ihm zu prügeln. Als sie gerade kämpfen wollen, hält Pater Genaro sie auf. Am Ende macht der Priester Woolworth für den Vorfall verantwortlich und fordert ihn auf, am Montag in sein Büro zu kommen.
    Am Montag fordert der Priester Woolworth auf, nie wieder eine Messe zu besuchen. Wie sich herausstellt, war der Zwischenfall mit dem Philister nur der letzte in einer ganzen Reihe von Kontroversen, an denen Woolworth beteiligt war, meist hatte er die Gemeindemitglieder zurechtgewiesen. Beispielsweise hatte Woolworth mit einer Unterschriftensammlung versucht, die Einhaltung einer Kleiderordnung in der Kirche durchzusetzen, weil er sich schick macht und alle anderen in Shorts zur Messe gehen.«
    »Woolworth und James haben also nichts gemein«, sagte Slim, was zu einer kurzen Kichersalve führte.
    »Ich verstehe, warum Sie das sagen«, sagte ich rasch, wohl wissend, dass ich noch

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