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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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imitieren, das entsteht, wenn man die Hose hochzieht, zog ich sie runter, dann wieder hoch. Als ich die Tür öffnete, sah ich Mr.   Toombs, den dickbäuchigen, in einem Trainingsanzug steckenden Coach des Footballteams von Osborne High.
    »Möchten Sie mir etwas zeigen?«
    »Was meinen Sie damit, Sir?«
    »Lassen wir diese Spielchen. Wir können das auf die harte Tour oder auf die sanfte Tour machen.« Wahrscheinlich hatte er das im Fernsehen gehört, vermutlich beim Wrestling, und während er zusah, sagte er sich: »Ooh, das ist ein guter Spruch. Den werd ich irgendwann mal verwen [152]  den, um junge Burschen auf Toiletten einzuschüchtern.« – »Was soll’s sein?«
    »Ich… Nun, mir wäre die sanfte Tour natürlich lieber, aber –«
    »Gute Wahl.« Er streckte seine große Hand aus. Ich sah auf die Hand, dann in seine Augen, die Augen eines Schlägers, bösartig und zusammengekniffen. Bestimmt kniff er die Augen zusammen, weil er eine Brille brauchte, aber keine tragen wollte, weil er sein Leben lang Angst davor hatte, dass man ihn Nerd nannte.
    Wieder fehlte mir die Kraft zu kämpfen. Ich zog die Wodkaflasche aus meinem Jackett und gab sie ihm. Er riss kurz die Augen auf und lachte.
    »Sie haben also nicht geraucht?«
    »Nein, Sir.«
    Zwei Nichtsnutze mit Bürstenhaarschnitt traten ein. »Jungs, wir sind beschäftigt. Kommt in einer Minute wieder.«
    »Erwischt!«, sagte eines der jungen Genies auf dem Weg nach draußen.
    »Haben Sie auch bestimmt keine Zigaretten?«
    »Nein, Sir. Bestimmt nicht.«
    »Ich habe Sie husten gehört und den Qualm gerochen.«
    »Der Qualm stammte von meinem Vorgänger.«
    »Haben Sie das alles getrunken?«
    »Nein, Sir. Nur einen einzigen Schluck.«
    Er steckte die Flasche in eine Tasche seiner Windjacke, sagte: »Gehn wir«, und hielt mir die Tür auf.
    »Danke.«
    Alle sollten sich fragen, warum mich der Footballcoach [153]  mürrisch durch den Flur begleitete, doch sie steckten wie weidende Kühe in Grüppchen die Köpfe zusammen und bemerkten mich nicht. Etliche Jungs sagten: »Was gibt’s, Coach?«, worauf er einfach ihre Nachnamen nannte, während er vermutlich gegen den Drang ankämpfte, ihnen den Hintern zu versohlen. Er war Trainer durch und durch. Sein Gesichtsausdruck war dauerhaft auf finster fixiert, und sein Schnauzer war mit dem kurzgetrimmten Kinnbart verbunden, eine bei den Männern Vandalias beliebte Mode.
    Wir betraten das lärmige Sekretariat, in dem es von Lehrern und Leuten aus der Verwaltung wimmelte, die kicherten und lauter redeten als nötig. Der Trainer sagte zu der faltigen Sekretärin: »Ich muss diesen jungen Mann zu Mr.   Shankly bringen.«
    Ob der Trainer sah, dass ich den Kopf schüttelte, war mir egal. Shankly, ein Mann mit der Moral eines Stinktiers, würde mich bald maßregeln.
    »Er hat gerade Besuch, aber ich lasse ihn wissen, dass Sie warten.«
    »Setzen«, befahl er mir.
    Ich setzte mich auf einen der drei Stühle vis-à-vis von der Sekretärin, schlug die Beine übereinander, und als der Sitz bewirkte, dass meine Hämorrhoiden im Hintern zwackten, nahm ich das hin. Während der Trainer mit der Sekretärin sprach, überlegte ich, wie meine Bestrafung ausfallen würde. Wirklich Angst machte mir die Aussicht, dass meine Mutter herausfand, was ich getan hatte. Sie hatte gerade die schlimmsten Wochen ihres Lebens hinter sich gebracht, und wenn sie eins nicht brauchte, dann war es der Schock zu erfahren, dass ein bisher artiger Sohn plötzlich in der [154]  Schule Zicken machte. Eines Tages könnte ich es ihr beichten, Monate oder Jahre später, aber nicht jetzt.
    Der Trainer schrieb rasch etwas auf einen rosa Notizblock und riss dann das oberste Blatt ab. Anschließend hing er noch am Tresen der Sekretärin herum und schlenkerte mit seinen Schlüsseln. Ich beugte mich vor, streckte die Hand aus und sagte: »James Weinbach.«
    Er zögerte, gab mir dann die Hand. Sein Griff war genauso wie erwartet, und ich ertappte mich dabei, wie ich meine ganze Wut durch meinen Arm in meine Hand schickte und den Griff ebenso energisch erwiderte. Als ich merkte, dass er sich nicht vorstellen würde, sagte ich beinahe schnippisch: »Mr.   Toombs, stimmt’s?«
    »Ja.«
    Er schaute weg, spielte weiter mit seinen Schlüsseln, ehe er schließlich beschloss, sich neben mich zu setzen.
    »Das ist für mich neu«, sagte ich. »Ich hatte noch nie Ärger.«
    »Aber jetzt haben Sie welchen.«
    »Ich habe vorher nur ein Mal erwähnenswerte Mengen

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