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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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getrunken.«
    »Heben Sie sich das für den Direktor auf.«
    »Ja, Sir.«
    »Und genug ja, Sir, nein, Sir. Wir sind nicht bei der Army. Was ist eigentlich dein Ding, Kleiner?«
    »Wie bitte?«
    »Na ja, wie du rumläufst. Du siehst aus, als wolltest du zu ’ner Benefizveranstaltung oder sowas.«
    »Ich ziehe mich gern schick an.«
    »Na sowas, James! Was machen Sie denn hier?«
    [155]  Ich drehte mich um und sah Mr.   Hellwig, meinen ehemaligen Lehrer im Leistungskurs Geschichte und einen der besten Pädagogen aller Zeiten.
    »Och, ich warte nur auf ein Gespräch mit dem Rektor.«
    »Heißt das, Sie haben Ärger ?« Wie sich seine Augenbrauen schräg legten, erinnerte mich an Ronald Reagan.
    »Leider ja.«
    »Tja, halten Sie die Ohren steif, James.«
    »Danke, Mr.   Hellwig.«
    »Es gibt also keinen besonderen Grund , warum du so rumläufst?«, fragte Coach Toombs. »Du hast nicht nach der Schule etwas vor?«
    »Nein. Ich ziehe mich jeden Tag so an.«
    »O-kaay.«
    Ich hasse es, wenn Leute »okay« so zerdehnen. (Das erlebte ich ziemlich oft.) Ich wollte mit diesem Mann nicht mehr reden, wenn ich nicht offen sagen konnte, was ich dachte, nämlich: »Wir haben nicht alle die Klasse, ausschließlich in Sweatpants City einzukaufen oder wo auch immer Sie Ihre elegante Garderobe erstehen.« Ganz ehrlich, noch ein, zwei Tage, und der Mann würde aussehen wie ein obdachloser Pädophiler.
    Doch dann fiel mir etwas ein, was meinen Zorn dämpfte.
    »Ich habe Sie mal bei Rafferty’s gesehen.« Er reagierte überhaupt nicht. »Sie waren mit Frau und Kindern da. Jedenfalls vermute ich, dass Sie das waren.« Er blieb immer noch stumm. »Finden Sie das Essen dort nicht großartig?«
    »Ja.«
    »Wenn ich dort esse, bestelle ich immer genau das Gleiche.«
    [156]  Er hielt inne und sagte dann: »Und?«
    »Das Ultimative Club-Sandwich.«
    »Ja. Hatte ich auch schon.«
    Es klingelte. So schlecht das auch war, ich freute mich, nicht in Algebra II zu sitzen, einem Kurs, wo ich mir sogar noch deplatzierter vorkam als in Chemie.
    »Warum hast du das gemacht?«, fragte der Coach plötzlich.
    »Getrunken?«
    »Genau. Du scheinst kein übler Junge zu sein. Warum trinkst du in der Schule?«
    »Vermutlich aus denselben Gründen, warum alle trinken.«
    »Nämlich?«
    »Ich wollte mich besser fühlen.«

[157]  Algebra II
    10 . 30   Der Coach nickte, und ich sah, wie sich sein Mund widerwillig zu einer Art Lächeln verzog.
    Ich hielt mir die gewölbte Hand vor den Mund, um meinen Atem besser riechen zu können, und staunte, dass man mir so leicht auf die Schliche gekommen war. Während meiner gesamten Schulzeit hatte ich nur dieses eine Mal so massiv gegen die Regeln verstoßen. Es hatte zwar kleinere Verstöße gegeben, wie damals, als man mich dabei erwischte, wie ich mich im Foyer versteckte, obwohl ich auf dem Pep Rally für unser Basketballteam hätte sein sollen, oder als ich den Vortrag eines Gastredners verließ, der uns kindische Spielchen machen ließ, beispielsweise sollte man in einer Minute möglichst viele Leute mit den Hüften anstoßen. Bei den Worten: »Für unsere nächste Aktivität möchte ich, dass alle die Schuhe ausziehen«, verließ ich die Sporthalle. Der Lehrer, der uns in Werken unterrichtete, lief mir nach und bestand darauf, dass ich zurückging. Doch diese letzte Verfehlung war schlimm genug, dass sie zu meiner allerersten Begegnung mit Direktor Shankly führte.
    Ich war irgendwie benommen und nervös zugleich, als Mr.   Shanklys Tür endlich aufging und ein Mädchen mit fettigen Haaren herauskam, die aussah, als sei sie dazu berufen, den Rest ihres Lebens im Schlafanzug zu verbringen.
    [158]  »Sie beide können jetzt eintreten«, sagte die Sekretärin, während das Mädchen ihre Tränen trocknete.
    10 . 32   Er war ein kleiner Mann mit der Statur eines Jockeys, zierlich, aber sehnig, und er hatte ein hartes, eckiges Gesicht, das hauptsächlich aus Wangenknochen zu bestehen schien. Er machte einen durch und durch ernsten Eindruck; ich konnte mir nicht vorstellen, dass er jemals lachte, fernsah oder Musik hörte. Doch ich konnte mir, weshalb auch immer, vorstellen, dass er zu Countrymusic an einem Squaredance teilnahm. Aber vor meinem inneren Auge hatte er selbst beim Squaredance eine so ernste Miene aufgesetzt, dass alle anderen Tänzer deprimiert waren und ihn aufforderten zu gehen. Er blieb sitzen, als der Coach mir bedeutete, in das kleine, triste Büro einzutreten.
    »Wodka in der Toilettenkabine«,

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