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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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miefendes Nilpferd hinter mir: »Beeil dich, Kerl.«
    »Wie kann ich das?«, fragte ich. »Siehst du nicht, dass der Gang verstopft ist?«
    »Schieb dich einfach durch«, sagte er. Ich reagierte nicht und beschloss, mich nicht durchzuschieben.
    An meinem Spind angelangt, sah ich, dass der Bauernbursche und seine Freundin mir wieder im Weg standen. Sie bemerkten mich nicht, da sie einander umarmt hielten, jeder mit dem Kinn auf der Schulter des anderen. »Verzeihung«, sagte ich, und sie traten beiseite, allerdings mit einem Blick, als hätte ich sie soeben gefragt, ob ich sie sanft missbrauchen dürfe. Als ich meine Zahlenkombination eingab, hörte ich den Jungen sagen: »Und, was soll ich denn deswegen unternehmen?«
    »Keine Ahnung, aber das kann doch nicht wahr sein.«
    »Beruhigst du dich jetzt?«
    [209]  »Sag mir nicht, ich soll mich beruhigen. Ich finde, du bist zu ruhig. Vermutlich bist du froh, dass das passiert ist.«
    Sie stürmte davon, während er leise vor sich hin fluchte, und ich fand die Szene einfach nur saukomisch.
    »Warum haste mich verpfiffen, du Pfeife?« Als ich mich umdrehte, stand Tyler vor mir, dessen engelhaften Gesichtszüge vor Zorn so verzerrt waren, dass er jetzt wie ein Kobold aussah.
    »Tut mir leid. Mr.   Shankly hatte mich in die Enge getrieben. Ich wollte dich da raushalten, aber am Ende musste ich es ihm sagen.«
    »Warum hast du überhaupt meine Flasche genommen? Seit wann trinkst du eigentlich?«
    »Mach ich gar nicht, normalerweise. Mir ging’s richtig dreckig, aber jetzt fühle ich mich viel besser. Hier«, sagte ich und nahm mein braunes Lederportemonnaie heraus, das meinem Dad gehört hatte und auf dem dessen Initialen standen. »Was hat er gekostet?«       
    »Das ist mir egal. Wegen dir bin ich für zwei Tage vom Unterricht suspendiert worden. Hat er dich auch suspendiert?« 
    »Hm-m. Ja. Zwei Tage Suspendierung. Genau wie du. Tut mir leid, Tyler.« Er schwieg und sah mich auch nicht an, als er ein Buch gegen ein anderes austauschte. »Willst du mir nicht verzeihen?«
    »Na ja, ich weiß, bei dir isses zur Zeit scheiße und so, aber das heißt nicht, dass du deine Freunde verpfeifen kannst.«
    »Nun mach mal ’n Punkt. Wir sind seit der sechsten Klasse keine Freunde mehr.«
    [210]  »Na, dann kannst du mich auch mal, James.«
    »Heißt das etwa, du betrachtest mich noch als Freund? Wir unterhalten uns nicht mal, geschweige denn –«
    Er wartete nicht ab, was ich ihm noch zu sagen hatte, sondern ging mitten im Satz weg, was mich an diesem speziellen Tag besonders kränkte. Offenbar gab es auf dieser Welt üblere Dinge, als eine Sonderbehandlung zu bekommen.
    Ich machte den Spind zu, und wo die Tür gewesen war, stand jetzt Chloe. Meine Körperhaltung war viel besser als ihre.
    »Geht’s dir gut?«, fragte sie.
    »Mir geht’s mehr als gut.«
    »Hat Slim dich wirklich zum Schulleiter geschickt?«
    »Ja.«
    »Steckst du in Schwierigkeiten?«
    »Ich möchte lieber nicht darüber reden.«
    »Es tut mir wirklich leid. Ich hätte deinen Text nicht so runtermachen dürfen, weil ich ja wusste, wie viel er dir bedeutet. Doch ich war so sauer auf dich wegen deiner Bemerkungen von heute früh, aber –«
    »Ich hätte auch nicht sagen sollen, was ich gesagt habe, aber…« Eigentlich wollte ich ihr erzählen, wie sehr mich ihre Kommentare verletzt hatten, sagte aber stattdessen: »Entschuldige, bitte, aber ich komme um vor Hunger. Und ich will nicht zu den Letzten gehören, die sich anstellen.«
    »Darf ich dich zur Cafeteria begleiten?«
    »Warum nicht.«
    »Bist du wütend auf mich?«, fragte sie, als wir losgingen.
    [211]  »Nein. Nicht wütender als auf alle anderen. Bist du wütend auf mich ?«
    »Nein. Ich will, dass es wieder so wird, wie es vor heute Morgen war.«
    »Wie meinst du das?«
    »Zwischen uns. Eigentlich mit allem.«
    Auf dem Weg zur Cafeteria mussten wir im Freien einen kleinen Hof überqueren. Ich hielt Chloe die Tür auf.
    »Danke.«  
    »Gern geschehen. Ein schöner Tag, wenn es nicht regnet«, sagte ich, obwohl es offensichtlich keinerlei Aussichten auf Niederschlag gab. Auf beiden Seiten von uns saßen Jungs und Mädchen auf Betonbänken und unterhielten sich leise.
    »Ich wünschte, es hätte nie einen Spring Break gegeben.«
    »Aber wenn es den Spring Break nie gegeben hätte, wäre Gottesgeschenk nicht dein fester Freund geworden.«
    »Er ist nicht mein fester Freund.«
    »Was ist er dann?«
    »Keine Ahnung. Wir sind Freunde.«
    »Ihr

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