Ich gegen Osborne
vorbeiführte. Ich beschloss, doch lieber nachzusehen, ob Mr. Shankly abkömmlich war. Als ich das Sekretariat betrat, sah ich, wie er gerade seine Tür öffnete und Lauren Mellor hinauskomplimentierte.
»Wundern Sie sich bloß nicht, wenn mein Dad Sie verklagt«, sagte sie.
»Man kann mich nicht verklagen, weil ich eine Tanzveranstaltung absage.«
»Tja, damit kommen Sie nicht durch, nur damit Sie’s wissen.« Als sie an mir vorbeiging, warf sie mir einen vernichtenden Blick zu und sagte: »Sieh mich nicht mal an.« Bevor ich reagieren konnte, war sie schon zur Tür hinaus.
»Kommen Sie rein«, begrüßte mich Mr. Shankly mürrisch und schloss die Bürotür hinter mir. Er setzte sich, während ich stehenblieb.
»Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Ich wollte Ihnen nur danken und Sie wissen lassen, dass ich auf keinen Fall ein Wort über irgendwas verlieren werde.«
[243] »Dann steht unsere Vereinbarung?«
»Ja.«
»Gut. Dann halte ich es für das Beste, wenn wir nie wieder miteinander reden. Besser, Sie gehen jetzt sofort. Ich ertrage Ihren Anblick kaum.«
Ich begriff nicht recht, wieso, aber seine Stimme klang ein wenig anders.
»Oh. In Ordnung. Vielen Dank, und es tut mir auch leid. Ich weiß, das wird Ihnen großen Ärger einbringen.«
»Was wird mir…? Oh – wie… Ja.« Er warf den Kopf in den Nacken, kippte ihn dann rasch nach vorn und musterte mich seltsam, als könnten seine Augen nicht mehr fokussieren.
»Geht’s Ihnen gut?«
»Ja. Eines Tages werden Sie das verstehen. Es hat mir großen Ärger eingebracht, das stimmt, aber wenn Sie nichts verraten, hat es sich gelohnt. Sagen Sie mir, wer es noch weiß, jetzt, wo ich das wegen Ihnen gemacht habe?«
»Nein. Ich hab geschworen, dass ich’s nicht verrate. Aber ich werde nichts sagen, und sie auch nicht. Das verspreche ich Ihnen. Ich kann Ihnen nicht genug dafür danken, dass Sie das getan haben. Ich kann’s immer noch nicht glauben.«
»Ich habe es aber getan. Das wäre erledigt. Hoffentlich sind Sie jetzt glücklich, Mr. Weinbach. Mr. Nein-Sir, Ja-Sir. Eines Tages werden Sie es verstehen. Ich wünsche Ihnen viel Glück.« Er nahm seine Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel.
»Noch eine letzte Frage, wenn ich darf. Ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie würden es nicht tun. Darf ich fragen, warum Sie Ihre Meinung geändert haben?«
[244] Er setzte sich die Brille wieder auf und seufzte. »Kurz nachdem Sie mein Büro verlassen haben, rief meine Frau an.«
»Und? Hat sie etwas gesagt, das –«
»Nein. Sie rief nur an. Ihr üblicher täglicher Kontrollanruf um die Mittagszeit. Sie kann nicht anders. Als ich auflegte, stand mein Entschluss fest. Ich musste den Ball absagen. Falls ich es nicht tat – Sie haben da an eine wunde Stelle gerührt, und wenn ich nichts unternähme, würde sie bluten, solange ich lebe.«
»Das tut mir leid. Doch meiner Meinung nach wird sich daraus etwas Gutes ergeben.«
»Sie gehen jetzt besser. Wir werden uns nie wieder unterhalten.«
»Ja, Sir.«
12 . 05 Als ich Stephanie im Foyer ausfindig machte, herrje, da kam sie mir bereits entgegen und ließ ein Mitglied der Van-Van-Mafia und dessen Freundin stehen. Sie war wirklich wunderschön. Und als sie auf mich zukam, fragte ich mich, warum konntest du nicht so sein, Chloe? Warum musstest du so widersprüchliche Signale aussenden, während hier der Beweis auf mich zukam, dass ein Mädchen sich nicht zwangsläufig so benehmen musste, dass ein junger Mann benommen und verwirrt war.
Wir standen in der Mitte des riesigen Raums mit den hohen Decken. »Hast du mich gesucht?«
»Allerdings.«
»Ahhh. Du trägst immer noch meinen Ring.« Sie umarmte mich, und ich erwiderte ihre Umarmung, und ein [245] Weilchen ruhte ihr Kopf auf meiner Schulter. Dann trennten wir uns, und sie sah zu mir auf eine Art hoch, die man nur als verträumt beschreiben konnte. Ich hatte mich geirrt, sie schielte keineswegs. »Also, warum wolltest du mich sehen?«
»Ich wollte dich sehen, weil, ohne ins Detail zu gehen, dies ein sehr schwieriger Tag für mich war. Ich wusste seit dem Moment, als ich aufwachte, dass es so kommen würde. Dann –«
»Ja, aber dann hast du mich kennengelernt, daher war dein Tag nicht ganz so schlimm, stimmt’s?«
»Stimmt, darauf wollte ich hinaus. Lass mich bitte weiterreden.«
»Entschuldige.«
»Nein. Du musst dich nicht entschuldigen. Ach, Mist – wie blöd von mir. Ich wollte nicht unhöflich sein.«
»Schon okay. Tut mir
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